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Thema : Flächenmanagement in Schleswig-Holstein

Neue Flächen in Anspruch nehmen

Letzte Aktualisierung: 31.01.2022

Flächenneuinanspruchnahme ist nicht gleich Versiegelung.

Unter "Flächenneuinanspruchnahme" versteht man die Umwandlung von Freiraumflächen in Siedlungs- und Verkehrsflächen (SuV-Flächen). Da die Siedlungs- und Verkehrsflächen neben Wohnbau-, Gewerbe- und Verkehrsflächen auch Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen, Parks, Garten- oder Grünanlagen umfassen und nicht alle diese Flächen vollständig überbaut sind, ist Inanspruchnahme von Flächen nicht mit Versiegelung gleichzusetzen. In Schleswig-Holstein gelten ungefähr 45 bis 50 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen als versiegelt.

Häufig wird synonym zu Neuinanspruchnahme von Flächen auch der Begriff "Flächenverbrauch" benutzt. Damit soll deutlich gemacht werden, dass Boden ein endliches Gut ist, das – einmal für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Anspruch genommen – natürliche ökologische Funktionen verliert und für andere Nutzungen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt zur Verfügung steht.

Folgen für Mensch und Umwelt

Die Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsflächen geht in der Regel zu Lasten landwirtschaftlich genutzter Flächen. Auch auf unversiegelten Siedlungs- und Verkehrsflächen kann keine landwirtschaftliche Produktion mehr stattfinden. Zudem werden natürliche Bodenfunktionen beeinträchtigt oder ganz zerstört.
Durch Versiegelung wird nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern auch die Kapazität des Bodens zur Grundwasserneubildung und zur Speicherung von Treibhausgasen zerstört. Daraus ergeben sich wiederum negative Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung und das lokale Klima.
Ein Anstieg der Fläche pro Einwohnerin und Einwohner bei kontinuierlich abnehmender Siedlungsdichte bedeutet, dass eine größere Gesamtheit von Infrastrukturen von immer weniger Einwohnerinnen und Einwohnern genutzt wird.
Die Kosten für neue technische und soziale Infrastrukturen belasten Kommunen zusätzlich, obwohl diese Infrastrukturen zugleich häufig schlechter ausgelastet sind.
Der verschwenderische Umgang mit Fläche gefährdet also nicht nur die naturräumliche Vielfalt, sondern auch die Finanzkraft der Kommunen und die Lebensqualität der Bevölkerung.
Durch zunehmende Versiegelung steigt die Gefahr von Überschwemmungen infolge von Starkregen oder Hochwasserereignissen.
Neben der Zerschneidung von Landschaftsräumen und einer Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch weiter zunehmende Zersiedelung gehen Lebensräume für Tiere und Pflanzen verloren. Die Biodiversität nimmt ab.
Außenentwicklung wirkt oft einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung entgegen. Mehr innerörtliche Leerstände und Brachflächen verursachen steigende Kosten für die Verkehrssicherung und lassen Ortskerne weniger attraktiv erscheinen.
Menschen sind infolge von Zersiedelung auf eigene Fahrzeuge im Alltag angewiesen. Nicht nur ihre Lebenshaltungskosten steigen, sondern auch der Verkehr, Lärm und die Schadstoffbelastungen.

Messung der Neuinanspruchnahme von Flächen

Seit 1992 wird die Entwicklung der Neuinanspruchnahme von Flächen für das gesamte Bundesgebiet über die Angaben zur tatsächlichen Flächennutzung in den amtlichen Liegenschaftskatastern beobachtet. 

Da die Daten flächendeckend vorliegen und regelmäßig aktualisiert werden, sind sie die beste verfügbare Datengrundlage, um die Entwicklung der Neuinanspruchnahme von Flächen beurteilen zu können. Allerdings ist für die Interpretation einiges zu beachten. Veränderungen bei Siedlungs- und Verkehrsflächen sind nicht nur auf die Umwandlung von Freiraumflächen (zum Beispiel Landwirtschaft oder Wald) für Siedlungs- und Verkehrszwecke zurückzuführen, sondern auch auf Neuzuordnungen von Flächen im Rahmen von Überprüfungen des amtlichen Liegenschaftskatasters. In Einzelfällen werden flächendeckende Aktualisierungen durchgeführt, um Veränderungen zu erfassen, die im normalen Arbeitsalltag der Vermessungsverwaltungen bis dahin nicht aufgefallen sind. Dies verursacht Verschiebungen zwischen Nutzungsarten, ohne dass sich real etwas in der Landschaft geändert hat. Diese scheinbaren Flächenzunahmen bzw. -abnahmen wirken sich somit verzerrend auf Angaben zum jährlichen Flächenverbrauch aus.

Zudem ist die zeitliche und räumliche Vergleichbarkeit der Daten durch eine Methodenumstellung in der Vermessungsverwaltung, die sich seit 2009 je nach Bundesland in unterschiedlichem Ausmaß auf die Ergebnisse auswirkt, zum Teil erheblich eingeschränkt.

Trendwende erforderlich

Trotz aller Ungenauigkeiten der Datengrundlage ist allerdings ein klarer Trend erkennbar: die schon viele Jahre geltenden bzw. mit großen Anstrengungen entwickelten Regelungen, Instrumente und Strategien zur Reduzierung der Neuinanspruchnahme von Flächen haben bisher nicht die erwartete Wirkung erzielt. Und das hat weiterhin negative Folgen für Menschen und für die Umwelt. Daher sind weitere Maßnahmen erforderlich.

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