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Thema : Minderheitenbericht 2021

Minderheiten in Schleswig-Holstein -
deutsche Minderheit

Beitrag des Bundes Deutscher Nordschleswiger zur Rubrik Forum des Minderheitenberichtes 2021

Letzte Aktualisierung: 28.09.2021

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Identität & Mitgliederwerbung

Die Identität der deutschen Nordschleswiger ist heute eine andere als vor 20, 40 oder gar 60 Jahren.

Früher war es meistens so, dass Familien für und in der deutschen Volksgruppe lebten. Heute lebt keiner ausschließlich in der Minderheit, wobei es sehr unterschiedlich ist, wie viele unserer Angebote von den Mitgliedern genutzt werden.

Manche Familien schicken nur ihre Kinder in einen unserer Kindergärten, in einer unserer Schulen, unsere Nachschule oder in unser Gymnasium. Andere sind aktive Mitglieder unserer Sportvereine. Wieder andere entleihen Medien in einer unserer 5 Büchereien, singen in unserem Oratorienchor oder lesen unsere online-Tageszeitung "Der Nordschleswiger". Wieder andere besuchen sonntags den deutschen Gottesdienst.

Aber alle unsere Mitglieder nutzen auch die dänischen Angebote. Die allermeisten haben einen dänischen Arbeitgeber, dänische Freunde, sehen dänisches Fernsehen, sind Mitglied in dänischen Vereinen, und lesen, neben dem Nordschleswiger, auch die dänische Zeitung. Die deutsche Minderheit ist eben keine Parallelgesellschaft, denn wir sind Deutsch und Dänisch, und wenn etwas typisch ist für uns, dann ist es diese Mischung.

Der Wandel der Identität ist eine natürliche Entwicklung, hat jedoch auch negative Konsequenzen. Dazu gehört, dass der BDN in den letzten Jahrzehnten Mitglieder verloren haben. Durch aktive Mitgliederwerbung ist es in der letzten Zeit gelungen, diesen Trend umzukehren. Dies ist eine positive Entwicklung, es kann und muss hier jedoch noch viel mehr geschehen

Mittels Einführungsveranstaltungen für neue Mitarbeiter und andere Interessierte versuchen wir, die Zugehörigkeit zur Minderheit zu stärken. Dies wird in den kommenden Jahren noch ausgebaut.

Deutsche Sprache in Dänemark & zweisprachige Ortstafeln

"Die deutsche Sprache ist das wichtigste Erkennungsmerkmal der deutschen Volksgruppe", heißt es im Leitbild der deutschen Minderheit. Die deutsche Sprache spielt aber nicht nur innerhalb der deutschen Volksgruppe eine zentrale Rolle, sondern muss auch im öffentlichen Raum genutzt werden. Das ist die Forderung der deutschen Nordschleswiger, die von einer Reihe von nationalen und internationalen Vereinbarungen unterstütz wird.

In den Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955 heißt es grundlegend: "Angehörige der deutschen Minderheit und ihre Organisationen dürfen am Gebrauch der gewünschten Sprache in Wort und Schrift nicht behindert werden." Weitere Regeln beinhalten das europäische Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten und die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen (Sprachencharta) von 1992.

Den Stellenwert der Sprache unterstreicht die Sprachpolitik, die von der Delegiertenversammlung des BDN 2010 beschlossen wurde. Im Februar 2015 wurde diese durch eine Sprachstrategie ergänzt. Diese enthält eine Reihe von konkreten Forderungen, mit denen sich eine Sprachgruppe, sowie der Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger fortlaufend beschäftigt.

Kommunalwahlen

Das mit Abstand wichtigste Ereignis für die deutschen Nordschleswiger im Jahr 2021 sind die Kommunalwahlen, die am 16. November stattfinden. Bei den Kommunalwahlen 2017 erreichte die Schleswigsche Partei als politische Vertretung der Minderheit in den vier Kommunen Nordschleswigs insgesamt 8 Mandate. Das gute Ergebnis wurde auch erreicht, weil es gelang, die Schleswigsche Partei als regionale politische Kraft dänischen Wählern schmackhaft zu machen. Dieses Mandat muss 2021 gehalten, oder besser noch, ausgebaut werden.

Finanzen

Die finanzielle Situation der deutschen Minderheit ist in den letzten Jahren gut - und vor allem - stabil gewesen.

Dazu beigetragen haben:

Ein erneuter Vertrag mit dem Land Schleswig-Holstein über die finanzielle Förderung der Jahre 2017-2020 und darüber hinaus auch ein weiterer Vertrag für 2021-2023. Die vierjährige Laufzeit gibt Planungssicherheit und sichert die Kontinuität unserer Arbeit. Außerdem ist der Vertrag ein gutes Beispiel für den "Umgang auf Augenhöhe". Wir sind keine passiven Empfänger oder Bittsteller, sondern Mitunterzeichner mit Verpflichtungen, was den verantwortungsvollen und zielgerichteten Einsatz der Mittel betrifft.

Nach langjährigen Kürzungen und Überrollungen der Bundesmittel ist es in den letzten Jahren gelungen, die Finanzierung seitens des Bundes zu erhöhen. Dies liegt vor allem an einer anteiligen Übernahme der Lohn- und Preissteigerungen. Hinzu sind Sondermittel gekommen. Für die Zukunft hoffen wir auf eine Erhöhung der gekürzten investiven Mittel – dies ist insbesondere von Nöten, da die Bauwirtschaft boomt und wir gleichzeitig eine hohe Zahl an Gebäuden haben, die renoviert oder ganz neu gebaut werden müssen.

Die dänischen Mittel werden automatisch an die Lohn- und Preissteigerungen angepasst. Außerdem ist die Gleichstellung der Schulen der deutschen Minderheit mit den öffentlichen dänischen Schulen gelungen. Dies betrifft auch die Finanzierung, wodurch die Förderung angehoben wurde – auch für die dänischen investiven Mittel, die jedoch nur für unser Schulwesen einsetzbar sind.

Die Dynamisierung der Bundesmittel für 2022 und die folgenden Jahre ist leider noch nicht beschlossen. Auch ist es weiterhin so, dass wir die Mitteilung über die Höhe der Bundesmittel oft erst im laufenden Jahr erhalten. Hier gibt es somit weiterhin Herausforderungen – ein Wahljahr, wie 2021 erhöht diese Unsicherheit.

Ausblick: UNESCO Weltkulturerbe

Nach dem Jubiläumsjahr 2021 wäre auch eine Anerkennung des Modellcharakters des Zusammenlebens im deutsch-dänischen Grenzland sehr passen. Über den in Zusammenarbeit zwischen dem Land Schleswig-Holstein, dem Königreich Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, der dänischen Minderheit und unserer deutschen Minderheit entstandene, und von den beiden Staaten eingereichte Antrag auf Anerkennung als immaterielles Weltkulturerbe von der UNESCO anerkannt zu werden, wird Ende 2021 entschieden.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Das Problem der grenznahen Zusammenarbeit ist heute nicht, dass es an der gegenseitigen Sympathie mangelt. Die Herausforderung liegt weiterhin vor allem in den sehr unterschiedlichen Strukturen nördlich und südlich der Grenze. Diese Unterschiede sind ein Hindernis, aber ein Hindernis, das überwunden werden kann. Das verlangt allerdings einen außerordentlichen Einsatz, und es ist leider nicht immer deutlich, dass der Wille diesen zu leisten, heute im gleichen Umfang vorhanden ist, wie vor 5 oder 10 Jahren.

Seit Januar 2016 gibt es an der deutsch-dänischen Grenze wieder Kontrollen. Diese sind bisher (aber leider eben auch nun schon wieder sehr lange!) nur "zwischenzeitlich".

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