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Mein Gedanke nach 24 Stunden im Wasser: „Jetzt haben wir das Haus verloren!“


Kirsten Herrmann ist Direktorin des Hotels Hafen Flensburg. Im Januar 2017, fünf Wochen nach der Eröffnung, stand das Hotel das erste Mal unter Wasser. Danach bezeichnete sie sich und ihre Crew als gut eingespielte „Hochwasserprofis“. Als im Oktober 2023 erneut das Wasser kam, wurden sie auf eine harte Probe gestellt.

Letzte Aktualisierung: 04.09.2023

Kirsten Herrmann (45) ist Direktorin des Hotels Hafen Flensburg.
Kirsten Herrmann ist Direktorin des Hotels Hafen Flensburg. Im Januar 2017, fünf Wochen nach der Eröffnung, stand das Hotel das erste Mal unter Wasser. Danach bezeichnete sie sich und ihre Crew als gut eingespielte „Hochwasserprofis“. Als im Oktober 2023 erneut das Wasser kam, wurden sie auf eine harte Probe gestellt.

Als das Wasser schon bis zur Höhe der Schotten stand und die Stadtwerke den Strom abgestellt haben, haben wir gefühlt, dass wir besiegt sind. Mein Gedanke in dem Moment: Jetzt haben wir das Haus verloren. Das war noch einmal ganz anders als bei den Hochwassern bisher. Es war völlig überwältigend.

Ich bin mit meiner stellvertretenden Direktorin in einen der hinteren Räume gegangen. Wir haben uns nur gegenübergestanden und geweint. Dann sind wir wieder raus und haben weitergemacht. Gepumpt, versucht zu retten, was noch zu retten war, die Crew und die vielen Mithelferinnen und Mithelfer koordiniert und motiviert so gut wir konnten. Auch diesmal hatten wir wieder unglaublich viel Unterstützung: Mitarbeitende aus dem Urlaub und sogar ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter standen auf einmal wieder auf der Matte, Anwohnerinnen, Anwohner und umliegende Restaurants haben uns verpflegt und heißen Tee und Essen gebracht.

Das Team des Hotels Hafen Flensburg während der Sturmflut 2023
Das Team des Hotels Hafen Flensburg während der Sturmflut 2023

48 Stunden lang stand das Hotel unter Wasser: die Lobby, das Restaurant, die Küche, die Tagungsräume und somit das gesamte Erdgeschoss. Dabei waren wir so gut vorbereitet wie nie. Wir wussten ja schon sehr früh, dass es wieder ein Hochwasser geben würde. Wir haben eigene Pumpen und Schläuche. Wir haben die Erdgeschossräume von sieben Gebäuden leergeräumt. Wir haben die Elektrik gesichert... Wir waren so optimistisch, dass wir die Gäste erst am Freitagvormittag abreisen lassen wollten. Aber dann kam Freitag morgens schon das Wasser durch die Türen und sie konnten das Hotel nur noch mit viel Aufwand durch den Hintereingang verlassen.

Aufräum- und Renovierungsarbeiten im Hotel Hafen Flensburg nach der Sturmflut 2023
Aufräum- und Renovierungsarbeiten im Hotel Hafen Flensburg nach der Sturmflut 2023

Wir mussten das Hotel dann sieben Wochen lang schließen. Die Trockengeräte liefen Tag und Nacht. Direkt nach der Wiedereröffnung wurde mir bewusst, wie sehr wir Geist über Körper stellen können, denn ich bin zwei Stunden später mit Fieber zusammengebrochen. Seit Oktober hatten wir schon zwei weitere Hochwasser. Sie waren nicht so schlimm. Aber ich frage mich schon, wann alle aufwachen und dem Thema die Bedeutung geben, die es verdient.

Wir selbst haben schon alles getan, was wir konnten. Inzwischen haben wir sogar ein eigenes Stromaggregat für den Notfall. Aber wenn wir jetzt kein gutes Hochwasserschutzkonzept etablieren, wird es an der Flensburger Schiffbrücke bald keine Unternehmen mehr geben. Wir brauchen jetzt dringend ein positives Zeichen! So lange bleibt immer das Gefühl im Hintergrund, in Teilen ungeschützt zu sein.

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