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Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung : Thema: Ministerien & Behörden

Aminata Touré

Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung

Rede von Aminata Touré auf der Jahreshauptversammlung des LV Tafel SH/HH e.V. am 13.04.2024


Es gilt das gesprochene Wort.

Letzte Aktualisierung: 13.04.2024

Sehr geehrte Frau Burkhard,

sehr geehrter Herr Schmid,

sehr geehrter Herr Jorkisch,

liebe alle,

Ich freue mich sehr darüber, heute hier zu sein und ich möchte Ihnen an allererster Stelle für das danken, was Sie tun!

Ich möchte damit anfangen, dass es vielleicht seltsam ist, dass ich mich als Repräsentantin des Staates dafür bedanke, dass Sie diese Arbeit machen.

Denn: Eigentlich sollte es die Notwendigkeit von Tafeln nicht geben.

Mehr noch – niemand sollte in der Situation sein, sich Essen im Supermarkt nicht leisten zu können.

Und der zweite Aspekt, der Ihnen als Tafel wichtig ist – dass zeitglich so viel Lebensmittel verschwendet werden.

Es ist ein Widerspruch in sich, dass wir einerseits wissen, dass diese beiden Realitäten nebeneinander existieren und das in einem eigentlich wirtschaftlich und sozialstarkem Land wie Deutschland.

Aber wir müssen als Gesellschaft und gerade auch als Staat leider feststellen, dass Menschen durch unsere sozialen Sicherungssysteme durchfallen.

Wir müssen leider feststellen, dass gerade durch die Inflation und durch viele Kriege und Vertreibung auf der Welt, sich diese Realität in den Tafeln widerspiegelt.

Das bedeutet, dass gerade Sie, die Sie vor Ort auf die Schicksale treffen, sehr früh merken, was in unserer Gesellschaft nicht funktioniert.

Ich bin heute gerne hier, weil ich als Sozialministerin eben auch mit Ihnen im Austausch sein möchte.

Weil ich der Überzeugung bin, dass sie wie kaum andere sehr früh merken, wann in unserer Gesellschaft Probleme entstehen und was nicht funktioniert.

Als Politikerin besucht man viele Orte, ist mit vielen Menschen im Austausch.

Aber – und das sage ich nicht nur, weil ich heute hier bei der Mitgliederversammlung bin – meine Besuche bei Tafeln sind Termine, die mir stark in Erinnerung in Erinnerung geblieben sind.

Sei es bei Frau Arpe in Neumünster, wo ich bei der Ausgabe helfen durfte.

Wenn auch nur für ein paar Stunden, so durfte ich die Realität kurz kennenlernen. Dass es Durchsetzungsstärke, aber eben auch Empathie braucht, um dieses Ehrenamt auszuüben.

Ich habe da wirklich einen krassen Respekt vor.

Man trifft auf die unterschiedlichsten Menschen und Bedürfnisse.

Und darauf zu reagieren, wenn einige besonders wählerisch sind und die anderen sich mit allem zufriedengeben, aber man genau denen dann etwas besonders Gutes tun möchte, verlangt, dass man ein gutes Gefühl für Fairness entwickelt.

Die Tafel kennt man als geborene Neumünsteranerin natürlich.

Und man kennt das Bild der langen Schlange in der Kieler Straße (inzwischen ist die Tafel umgezogen) und stellt sich die Frage, welches Schicksal hinter jeder einzelnen Person steckt.

Kurz vor den Osterferien hatte ich mehrere Termine in Flensburg. Zufällig sind wir an der Tafel vorbeigefahren.

Davor eine lange Schlange.

Das sind Bilder, die am Ende eines langen Tages, hängen bleiben.

Ich glaube, dass es viele Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die sich denken, das sind Leute, die sich einfach keine Mühe gegeben haben und selbstverschuldet in diese Situation gekommen sind.

Und ja, darunter wird es die ein oder andere Person geben.

Aber ich glaube, dass das, was Sie im Alltag erleben, ein deutlich anderes Bild zeichnet.

Sie mit Schicksalen konfrontiert sind, die komplex und schwierig und nicht selbstverschuldet sind.

Und – so ehrlich will ich auch sein - dass Sie wiederum auch vereinzelt auf Menschen treffen, die schlichtweg unverschämt sind, denn und so ist unsere Gesellschaft nun mal – sehr unterschiedlich.

Was mich auch sehr beeindruckt hat, ist mein Besuch kurz nach meinem Amtsantritt als Sozialministerin bei der Tafel in Bad Oldesloe mit Frau Franke und Frau Dombrowski.

Gerade hier habe ich auch nochmal einen tiefen Respekt dafür entwickelt für die ehrenamtliche Arbeit.

Ich weiß nicht, ob es in Ordnung ist, wenn ich aus dem Gespräch zitiere, aber ich möchte es anonymisiert tun:

Eine der ehrenamtlichen Helferinnen, erzählte mir von dem persönlichen Schicksalsschlag und dass sie selbst wisse, wie schwer es ist, wenn das Leben aus dem Ruder gerät.

Und dass sie aus Überzeugung in dieser Tafel arbeitet und sich wünsche, dass noch viel mehr Menschen ehrenamtlich unterstützen würde.

Dass sie Zahl an Ehrenamtlichen immer weniger und vor allem älter wird und es deshalb mehr jüngere braucht, die sich dieser Verantwortung annehmen.

Wir haben dann vereinbart, dass ich einen Aufruf über meinen Social Media Account mache und ich hoffe sehr, dass es die ein oder andere Person motiviert hat.

Aber auch Herr Hildebrandt, Ihr Besuch bei mir im Ministerium ist mir in positiver Erinnerung geblieben, bei dem Sie deutlich gemacht haben, was der eigentliche Sinn und Ursprung der Tafeln ist und dass Sie darauf bestehen im Kern genau für diese Grundwerte weiterhin zu stehen.

Wir haben aber auch ganz konkret darüber gesprochen, welche Form der finanziellen Unterstützung für Sie notwendig ist.

Denn eine der ersten Entscheidungen als Ministerin, die ich treffen konnte, war die finanzielle Förderung für die Tafeln.

Und so ist es ein schöner Moment, dass ich heute hier sein darf und ich vor zwei Wochen verkünden durfte, dass wir als Ministerium, dass wir als Land Schleswig-Holstein eine Million Euro für die Unterstützung der Tafeln bereitstellen können.

500.000 Euro um Barrierefreiheit zu verbessern, Logistik auszubauen und die anderen 500.000 Euro, um Ehrenamtliche zu gewinnen und der Akquise von zusätzlichen Lebensmittelspenden.

Bitte nutzen Sie das Geld, das wir als Land zur Verfügung stellen und wenn Sie Fragen haben, dann melden Sie sich bei uns.

Wir helfen weiter, wenn es Unklarheiten im Antragsverfahren gibt!

Was wir noch in dem Bereich tun?

Um Sie in Ihrem Ehrenamt zu unterstützen, haben wir in Schleswig-Holstein die Ehrenamtsstrategie.

Dazu gehört unter anderem Öffentlichkeitsarbeit, Ehrenamtsmessen und die Ehrenamtskarte.

1.3 Millionen Euro stecken wir jedes Jahr in diese Strategie.

Damit wollen wir Ihnen helfen, auch das Ehrenamt in der Tafel weiter attraktiv zu gestalten und neue Ehrenamtlich zu gewinnen.

Sie machen eine wichtige Arbeit – sei es in Kundencafés, Senior*innentreffs, Kinderfreizeiten, Kleiderkammern, Möbel- und Bücherbörsen.

Mit all diesen Angeboten schaffen sie Möglichkeiten für soziale Teilhabe und Gleichberechtigung

Sie zeigen Ihren Kund*innen, dass sie wertvoll und ein Teil dieser Gesellschaft sind.

Abschließend möchte ich eins sagen:

Am Ende des Tages ist es weder die Aufgabe von Menschen, die von Armut betroffen sind, noch die von Tafeln Armut zu bekämpfen.

Es ist die Aufgabe von uns als Politik und der Gesellschaft insgesamt.

Und daran werden wir weiterhin arbeiten.

Vielen Dank.

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