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Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung : Thema: Ministerien & Behörden

Aminata Touré

Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung

Rede von Aminata Touré auf der Veranstaltung "jetzt reden wir! Die 2. Generation zwischen Identitätsfindung und Assimilationsdruck" am 25.03.2024


Es gilt das gesprochene Wort.

Letzte Aktualisierung: 25.03.2024

Sehr geehrter Herr Dieu Hao Do,

sehr geehrter Herr Kuhlmann,

liebe Seyran Papo,

lebe alle,

Vorab: Vielen Dank für die Einladung.

Ich freue mich sehr heute hier zu sein.

Wir alle sind geprägt von unseren Familien und den Erfahrungen, die dort gemacht worden sind.

Und dabei geht es immer um die Anerkennung dessen, was geleistet worden ist und dem, was man für sich selbst entscheidet.

Das veranschaulicht auch der Film von Dieu Hao Do sehr gut.

Er zeigt, wie sehr uns die Lebensgeschichten und Erfahrungen in unseren Familien prägt, auch wenn wir es vielleicht gar nicht denken oder wollen.

Dass das Schweigen über die Vergangenheit nicht dazu führt, dass die Vergangenheit keine Auswirkungen auf die Gegenwart hat.

Und wie uns das Auseinandersetzen mit der eigenen Familiengeschichte dabei helfen kann, sich selbst auch ein bisschen besser zu verstehen.

Ich freue mich sehr darauf, diesen Film gleich gemeinsam mit Ihnen und Euch zu sehen.

Wir alle, unabhängig davon, ob wir jetzt eine Migrationsgeschichte haben oder nicht kennen das:
Unsere Eltern unterstützen uns in dem, was wir tun, aber sie haben auch immer ihre eigene Ideen und Wünsche für unser Leben.

Sie wünschen sich, dass wir bestimmte Jobs ausüben, damit wir später finanziell abgesichert sind.

Dass wir enge Familienbanden haben, damit wir immer ein soziales Netzwerk um uns herum haben, das uns im Fall der Fälle auffängt.

Für uns Kinder, deren Eltern nach Deutschland ausgewandert sind, kommt nochmal folgendes hinzu.

Das Wissen, dass die Eltern bereit waren ihre Heimat aufzugeben und an einem neuen Ort aufzubauen, damit wir, ihre Kinder, ein besseres Leben haben können.

Wir wissen, dass unsere Eltern meistens doppelt so hart gearbeitet haben, um uns das Leben zu ermöglichen, das wir jetzt haben.

Wir haben die Erwartungen an uns selbst, die von unseren Eltern und die der Gesellschaft an uns.

Eine Gesellschaft, die ein gewisses Bild von Menschen mit Migrationsgeschichte zeichnet.

Die sagt:
„Ihr müsst nur diese oder jene Bedingung erfüllen, dann seid ihr deutsch.

Ihr müsst Verhalten von euch ablegen, wenn ihr zu uns gehören wollt und deutsch sein wollt.“

Aber Identität ist kein entweder oder.

Identität ist ein sowohl als auch.

Ich habe den Zwiespalt in einem lyrischen Text von mir wie folgt formuliert und möchte ihn hier einmal vortragen:

Wir sind die nächsten Generationen

Wir sind die nächsten Generationen

voller Träume, die wahr werden können.

Fühlen uns schuldig

für die Träume unserer Eltern,

die nicht wahr werden konnten.

Ich blicke hoch,

sehe meine Mutter

auf der Tribüne.

Es ist unser Moment –

und doch bin ich es, die ihn lebt.

Wir gewöhnen uns daran.

In dem Moment, in dem sie dieses Land betreten,

beerdigen unsere Eltern ihre Träume.

Ihre Träume sind fortan unsere

und unsere ihre.“

Als Landesregierung sind wir aktuell dabei unsere Integrationsstrategie zu finalisieren.

Wir haben dabei alle Bereiche in den Blick genommen.

Von Kita und Schule über Gesundheitswesen bis hin zum Wohnungsmarkt.

Man kann sich beim Thema Integration die Frage stellen, wie sie so häufig gestellt wird, nämlich:

„Was erwarten wir von den Menschen, die hierherkommen und wie schaffen wir es, dass sie hierhin passen?“

Das haben wir nicht getan.

Wir haben uns die Frage gestellt:

„Wie können wir die Strukturen so verändern, dass die Menschen, die hier in Schleswig-Holstein ein neues Zuhause finden, überall teilhaben können?“

Wir haben uns als politisch Verantwortliche der Aufgabe angenommen uns selbst kritisch zu hinterfragen und zu schauen, wo wir Strukturen verbessern müssen.

Wo es möglicherweise unsichtbare Hürden gibt, die Menschen mit Migrationsgeschichte aus bestimmten Bereichen rausdrängt.

Wenn immer ein bestimmtes Bild von Menschen mit Migrationsgeschichte gezeichnet wird und die Kinder diesen Bildern glauben und möglicherweise an ihren eigenen Fähigkeiten zweifeln.

Sie nicht in den Film, in die Politik oder in die Medizin gehen, weil sie schlichtweg nie gezeigt bekommen haben, dass das eine realistische Möglichkeit für sie ist.

Weil sie eben nicht so sind, wie die Gesellschaft sie zeichnet.

Sondern weil sie selbst, weil wir so viel mehr sind und sein können, wenn man uns lässt.

Heute sind hier auch viele Menschen mit Migrationsgeschichte.

Deshalb möchte ich euch zurufen:  

Geht euren Weg und lasst euch von niemanden sagen, dass ihr nicht hierhergehört oder irgendwas nicht verdient habt.

Dass ihr euch irgendwas erkämpfen müsst.

Ihr gehört hierher.

Ihr seid wichtig.

Vielen Dank.

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