Zu kalt sind die Nächte im Frühjahr gewesen. Der April war zu trocken. Im Mai war es zu nass. Und im Juni sorgte eine starke Hitzewelle für Stress auf den Feldern. Die sehr wechselhafte Witterung macht den Landwirtinnen und Landwirten in Schleswig-Holstein zu schaffen. Und sie wirkt sich auf die vorläufigen Ergebnisse der Ernte im Norden aus. Der Klimawandel ist auch in Schleswig-Holstein längst nicht mehr zu übersehen. Er ist eines der zentralen Themen bei der gemeinsamen Erntepressekonferenz der Landwirtschaftskammer, des Bauernverbands und des Landwirtschaftsministeriums.
Ernte knapp unter dem Durchschnitt
"Der Klimawandel kommt auf dem Acker an", sagt Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht bei der Pressekonferenz auf dem Gut Rixdorf in Lebrade. "Umso wichtiger ist, dass sich landwirtschaftliche Betriebe intelligent und resilient aufstellen: mit einem vielfältigen Ackerbau, erweiterten Fruchtfolgen und gutem Betriebsmanagement." Dass die Ernte in diesem Jahr knapp unter dem Durchschnitt liegt, sei angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen für die Landwirtinnen und Landwirte beinahe schon eine gute Nachricht.
Etwas mehr Getreide, dafür weniger Kartoffeln
Auf rund 302.400 Hektar in Schleswig-Holstein ist Getreide angebaut worden - die Fläche hat sich gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent vergrößert. Erwartet wird eine Erntemenge von 2,4 Millionen Tonnen Getreide - ohne Körnermais. Mehr als die Hälfte des geernteten Getreides - nämlich 1,4 Tonnen - sind Weizen. Die gestiegene Nachfrage nach Hafermilch und Schälhafer hat den Markt beflügelt und für mehr Anbaufläche von Hafer gesorgt. Auf 19.000 Hektar ist Hafer angebaut worden - das entspricht 13 Prozent mehr als noch im Jahr 2020. Weniger Fläche stand hingegen für Kartoffeln zur Verfügung: Rund 6000 Hektar Anbaufläche gab es in Schleswig-Holstein. Und auch die Rapsernte fällt niedriger aus als noch im Vorjahr: Der Ertrag auf 62.000 Hektar Anbaufläche ist mit 233.000 Tonnen Raps zu beziffern. Gut sind die Aussichten für die Maisernte und für weitere Grasschnitte.
Innovationsprojekt zum Wetter
Landwirtschaftsminister Albrecht forderte angesichts der Erntebilanz, dass sich Landwirtinnen und Landwirte "digital stärker vernetzen, um auf Wetteränderungen noch besser reagieren zu können." Auf Gut Rixdorf schaute er sich eine gelungene Kombination von Digitalisierung und Landwirtschaft an: eine Wetterstation, die zum Europäischen Innovationsprojekt "OnFarm Wetter" gehört. Wetterdaten gewinnen im Zuge der Digitalisierung auf landwirtschaftlichen Betrieben in vielerlei Hinsicht an Bedeutung: bei der Düngeplanung, bei der Bewässerung und beim Erntemanagement. Verglichen mit anderen Bundesländern gibt es allerdings in Schleswig-Holstein nur wenige Wetterstationen im öffentlichen Raum. Daher haben sich 12 Ackerbaubetriebe, die Landwirtschaftskammer und die Kieler Firma Wetter-Land zusammengetan, um im Projekt "OnFarm Wetter" die Datengrundlage für Schleswig-Holstein zu verbessern. "Das Projekt ist ein wichtiger Baustein für die Digitalisierung des Ackerbaus", sagte Jan Philipp Albrecht.
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