Unser Umfeld - Die Ministergärten
Die Vertretung des Landes Schleswig-Holstein beim Bund liegt zentral zwischen dem Bundesrat im Preußischen Herrenhaus und dem Bundestag im Reichstagsgebäude, zwischen dem Potsdamer Platz und Brandenburger Tor, in direkter Nachbarschaft zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Gemeinsam mit dem Land Niedersachsen hat Schleswig-Holstein den Neubau errichtet und 2001 bezogen. Unter der Leitung des Architekturbüros cornelsen+seelinger/ seelinger+vogels ist ein Haus entstanden, das mit seiner filigranen Holz-Stahl-Glas-Konstruktion Offenheit und Transparenz vermittelt.
Vorkriegszeit
Mit seinem modernen Gebäude befindet sich die Landesvertretung Schleswig-Holstein mitten im Berliner Regierungsviertel, einem historischen Ort deutscher Geschichte.
Im 19. Jahrhunderts entstanden hier entlang der Wilhelmstraße neue Ministerien des Staates Preußen und später, ab 1871, des Deutschen Reiches. Den rückwärtigen Bereich dieser Bauten bildeten die nur für die Beamten zugänglichen Ministergärten. Ab 1884 ließ das Kaiserreich in unmittelbarer Nähe das Reichstagsgebäude errichten, in dem nach seiner Fertigstellung 1894 auch der Bundesrat tagte.
In den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der nahe gelegene Potsdamer Platz zu einem der Schauplätze der Moderne. Deutschlands erste Ampel, Warenhäuser, Cafés und Vergnügungstempel säumten das illustre Areal.
Mit dem Ende der Weimarer Republik änderte sich auch das Gesicht der Ministergärten: Entlang der gesamten, 420 Meter langen Vossstraße errichtete Hitlers Hofarchitekt Albert Speer für den Diktator 1938-39 die pompöse neue Reichskanzlei. Zur gleichen Zeit begann Speer mit der Planung der "Welthauptstadt Germania". Für die 120 Meter breite Nord-Süd-Achse wurden im Regierungsviertel zahlreiche Häuser enteignet und gesprengt. Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Realisierung des gigantomanischen Projekts. Stattdessen ließ Hitler im Garten hinter der Reichskanzlei 1943 einen Bunker errichten, in dem er 1945 Selbstmord beging. Über dem von den Sowjets zerstörten "Führerbunker" befindet sich ironischerweise heute ein Autoparkplatz.
Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lag das zuletzt heftig umkämpfte Areal in Ruinen. Am Potsdamer Platz blühte zaghaft neues Leben auf, doch die Teilung Berlins und die Errichtung der Berliner Mauer bereitete dieser Entwicklung ein jähes Ende. Der Todesstreifen zog sich mitten durch die Ministergärten, vom Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz. Was an Bausubstanz entlang dieses Grenzstreifens noch nicht durch die Planung Speers und den Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, wurde nun beseitigt, damit die Grenzwächter freie Sicht auf "Republikflüchtlinge" hatten.
Mauerfall
Mit dem Fall der Mauer und der deutschen Einigung 1989/90 fanden sich die Ministergärten im Zentrum des neuen Berlins wieder. Erst bevölkerten Souvenirhändler und alternative Wagenburgen den leergefegten ehemaligen Grenzstreifen. Mit dem Beschluss zum Umzug der Bundesregierung und des Bundestages von 1992 wurde das Gebiet zu einem Bestandteil der neuen Hauptstadtplanung. Der Bundesrat, das Organ der Länder, zog 1999 in das ehemalige Preußische Herrenhaus in der Leipziger Straße ein, und in seinem Schatten wurden auch die Vertretungen der Länder von Bonn nach Berlin verlagert. Sieben der 15 Landesvertretungen, darunter die des Landes Schleswig-Holstein, sind heute in den Ministergärten ansässig, die anderen größtenteils in unmittelbarer Nähe.