Schleswig-Holstein investiert einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in die bauliche Umgestaltung des Landesamtes für Ausländerangelegenheiten und der Landesunterkunft. Das ehemalige Kasernengelände am Haart in Neumünster ist zentraler Standort des Landesamtes für Ausländerangelegenheiten. Es beherbergt die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Schleswig-Holstein und ist gleichzeitig eine von derzeit vier Landesunterkünften. Hier wird bis zu 1.000 Schutzsuchenden Unterkunft gewährt. Der Standort ist Sitz der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Schleswig-Holstein, der DRK Betreuungsgesellschaft Neumünster und einer Polizeistation. Die Volkshochschule (VHS) und eine Zweigstelle der Hans-Böckler-Schule sorgen für den Unterricht für die schulpflichtigen Kinder bis 15 Jahren bzw. für die Bildungsangebote für erwachsene Bewohnerinnen und Bewohner. Die Notarzt-Börse betreibt im Auftrag des Landes eine hausärztliche Praxis auf dem Gelände. Sie führt auch die gesetzlich vorgeschriebenen Aufnahmeuntersuchungen sowie derzeit die Corona-Tests durch. Für den Umbau plant das Land den Erwerb einer kleinen benachbarten Fläche auf der dem Haart abgewandten Südwest-Seite des Geländes.
„Zwei Drittel der jetzt zum Verkauf geplanten Fläche sind bereits seit 2016 von der Stadt an das Land Schleswig-Holstein verpachtet und werden von der Landesunterkunft genutzt. Ich begrüße es, dass das Land die Einrichtung qualitativ aufwertet. Es wird bei der Obergrenze von 1.000 Bewohnerinnen und Bewohnern bleiben. Schutzsuchenden einen sicheren Raum zu bieten, ist eine wichtige Aufgabe“, formuliert Oberbürgermeister Dr. Olaf Tauras.
Am Dienstag, 23. Juni 2020, entscheidet die Ratsversammlung über den Verkauf des Grundstücks.
Noch in diesem Sommer sollen nacheinander zwei Wohngebäude auf dem Gelände kernsaniert werden. Parallel werden an mehreren Stellen auf dem Gelände Bodenproben genommen und analysiert, um Schadstoffbelastungen auf dem ehemaligen Kasernengelände auszuschließen.
„Die Investitionen sind ein klares und langfristiges Bekenntnis zum Standort Neumünster“, betonte Innen-Staatssekretär Torsten Geerdts. „Durch die Modernisierung werden mehrere 100 Arbeitsplätze in Neumünster dauerhaft gesichert.“
Im Osten der Landesunterkunft wird vom kommenden Jahr an ein neues und architektonisch markantes Ankunftsgebäude entstehen. Dort werden neben Unterkunftsräumen die Erstaufnahme durch das Landesamt, die medizinische Versorgung für die Liegenschaft sowie Büros des BAMF gebündelt. Auch die Polizei wird dort eine Station beziehen. Die Bündelung all dieser Funktionen in einem Gebäude vereinfacht und beschleunigt den Aufnahmeprozess. „Das ist für uns ein großer Schritt auf dem Weg zum Kompetenzzentrum für Aufnahme, Verteilung und Rückkehr,“ kommentierte Dirk Gärtner, Direktor des Landesamtes, die Planung. Im Spätsommer 2023 soll das Gebäude bezugsfertig sein.
Ein weiteres neues Gebäude wird auf einer Fläche an der Südseite errichtet. Darin werden die Küche und zwei Kantinen entstehen – für Bewohnerinnen und Bewohner und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Behördenstandortes. Daneben werden zwei neue Wohngebäude gebaut: eines zur optionalen Nutzung als Isolationshaus für Menschen mit ansteckenden Krankheiten und eines als Schutzhaus für bedrohte Frauen, Kinder und Jugendliche.
Das zentral auf dem Gelände stehende Haus 3 mit der heutigen Küche, den Kantinen, dem DRK und der Arztpraxis wird abgerissen. So wird Platz gemacht für ein neues Multifunktionsgebäude. Darin werden Büros, Schule und VHS sowie DRK ihren Platz finden, aber auch ein Jugendzentrum und Begegnungsstätten für die Bewohnerinnen und Bewohner.
Abschließend entstehen an der Südwest-Ecke ein Bürogebäude für die Außenstelle des BAMF sowie ein weiteres Wohngebäude. Sorgen um steigende Bewohnerzahlen trat Landesamts-Direktor Dirk Gärtner entgegen: „Wir werden unsere Aufnahmekapazität nicht erhöhen. Nach der Modernisierung werden wir aber mehr Möglichkeiten haben, Menschen einzeln, zu zweit oder als Familien unterzubringen. Wie wertvoll das ist, haben wir zuletzt während der Corona-Pandemie festgestellt.“
Gemeinsam mit der Stadt wird das Land ein Konzept entwickeln, das den Bedarf an Parkplätzen reduziert und geeignete Flächen für die dann noch nötigen Parkplätze bereitstellt. Diese Planung geschieht im Einklang mit dem künftigen Mobilitätskonzept der Stadt Neumünster. Eine unnötige Belastung der umliegenden Straßen durch parkende Autos soll vermieden werden.
„Hier entsteht ein moderner Behördencampus, der den Stadtteil bereichern wird“, resümierte Dirk Gärtner abschließend. „Wenn der Umbau voraussichtlich 2028 beendet ist, wird nur noch wenig an eine Kaserne erinnern.“
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