Der Fachkräftemangel hat in Deutschland mittlerweile fast alle Branchen erreicht. Die Pflege gehört schon länger zu den am härtesten betroffenen Bereichen. Immer häufiger suchen Arbeitgeber deshalb auch außerhalb der Europäischen Union nach gut ausgebildeten Fachkräften. So auch Olaf Hambach, Pflegedirektor der AMEOS Krankenhausgesellschaft Ostholstein, die das AMEOS Klinikum Oldenburg betreibt. „Deutsche Pflegekräfte befinden sich in der Regel in festen Beschäftigungsverhältnissen oder sind noch in der Ausbildung. Die Situation in anderen europäischen Staaten ist ähnlich. Wenn wir unser Leistungsangebot aufrecht erhalten wollen, sind wir auf Kräfte aus Drittstaaten angewiesen.“ Von 132 Pflegekräfte im AMEOS Klinikum Oldenburg kommen mittlerweile fünf aus Drittstaaten. „Mit ihrer Hilfe können wir unsere Patientinnen und Patienten gut und zugewandt versorgen und gleichzeitig sicherstellen, dass das Pflegepersonal nicht permanent überlastet ist.“
Noch schwieriger zu finden sind spezialisierte Fachkräfte, z. B. für die Intensivpflege. AMEOS arbeitet deshalb seit Jahren eng mit Sabina Banda zusammen, die von Berlin aus mit ihrer Agentur SBP Management auf die Suche von Fachkräften auf der ganzen Welt spezialisiert ist. „Mit meinem Netzwerk kann ich zielgenau nach Fachkräften suchen.“ Banda berät Arbeitgeber, kennt die Arbeitsmärkte und weiß, in welchen Staaten die Ausbildung besonders gut ist. Hat sie geeignete Kräfte gefunden, die sie nach Schleswig-Holstein vermitteln will, greift sie gemeinsam mit den Arbeitgebern auf die Unterstützung des Landesamtes für Zuwanderung und Flüchtlinge zu. Die dort angesiedelte Zentralstelle für Fachkräfteeinwanderung berät dabei, welche Dokumente benötigt werden. Die wichtigste Funktion der Zentralstelle aber ist, dass sie die aufenthaltsrechtliche Prüfung vornehmen kann und bei positivem Ergebnis eine Vorabzustimmung an die deutsche Botschaft im Herkunftsland der Fachkraft übermittelt. Die Prüfung in den Botschaften, bis zum Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes ein Nadelöhr, das häufig zu langen Wartezeiten führte, kann so entfallen. Visa werden auf Basis der Vorabzustimmung innerhalb weniger Tage erteilt.
Sharifi Samaneh aus dem Iran und Milica Zivkovic aus Serbien gehören seit dem Frühjahr 2022 zum Pflegeteam in Oldenburg. In ersten Video-Interviews noch in den Herkunftsländern konnten sie schon 2021 davon überzeugen, dass sie mit ihren Sprachkenntnissen, der Ausbildung und ihrer Erfahrung das Potenzial haben, die hohen Anforderungen an Pflegekräfte in Deutschland zu erfüllen. Ihre Berufsabschlüsse wurden schnell anerkannt. Sie unterstützen bereits in der Pflege und bauen berufsbegleitend ihre deutschen Sprachkenntnisse weiter aus. In den Anerkennungskursen für das Sprachniveau B2 werden auch viele Fachbegriffe vermittelt. Sie durchlaufen Traineeprogramme in den Einsatz auf der Intensivstation, die speziell auf Zuwanderer zugeschnitten sind. Dazu kommen weitere Ausbildungsmodule in Pflegepraxis und -theorie sowie Hygiene.
Sharifi Samaneh bringt bereits zehn Jahre Pflegeerfahrung aus dem Iran mit. Sie ist ausgebildet in Orthopädie, Chirurgie, Kardiologie und Intensivpflege. Die Pflegeausbildung im Iran genießt auch in Deutschland einen sehr guten Ruf. Samaneh ist allein nach Deutschland gekommen und hat sich damit einen Traum erfüllt. Ihre Eltern leben im Iran, ihre Schwester in den USA. Derzeit ist sie noch auf der Suche nach einer kleinen Wohnung, ist aber vorerst glücklich damit, dass AMEOS ihr einen Wohnheimplatz auf dem Klinikgelände anbieten konnte.
Milica Zivkovic hat in Serbien die medizinische Mittelschule besucht. Sie hat 19 Jahre Erfahrung in der Pflege, davon zwei in der Intensivpflege. Olaf Hambach weist im Gespräch darauf hin, dass die Pflegeausbildung in den osteuropäischen Ländern traditionell auf Hochschulniveau ist. Zivkovic ist mit ihrem 14-jährigen Sohn eingereist, der jetzt in Oldenburg zur Schule geht. Die beiden haben eine Wohnung in Oldenburg.
AMEOS beschäftigt nicht nur Pflegekräfte aus Drittstaaten. Auch Ärzte werden bereits eingesetzt, die ebenfalls mit Hilfe von Sabina Bandas Team und der Zentralstelle für Fachkräfteeinwanderung eingereist sind.
Pflegedirektor Olaf Hambach ist voll des Lobes für seine beiden neuen Mitarbeiterinnen und sehr bedacht darauf, ihnen den Einstieg in die deutsche Arbeitswelt und das Fuß fassen in Schleswig-Holstein so einfach wie möglich zu machen. Er ist entschlossen, die Pflege in der Oldenburger Klinik weiter mit Fachkräften aus Drittstaaten zu verstärken.
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