Das Landesarchiv Schleswig-Holstein lädt im Rahmen der Ausstellung "Heinz Reinefarth: Vom NS-Kriegsverbrecher zum Landtagsabgeordneten" zu dieser Vortragsveranstaltung in das Prinzenpalais, Schleswig, ein.
Die Geschichte der jüdischen Zuwanderung nach Osteuropa im Mittelalter und der ethnisch wie religiös vielfältigen gesellschaftlichen und ökonomischen Strukturen bildete den Hintergrund für erfolgreiches Zusammenleben, aber auch für Gewaltausbrüche in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche. Als Polen ab 1918 wieder zum Nationalstaat wurde, gab es starke politische Strömungen, die sich für ethnische Homogenität und gegen die Präsenz von Minderheiten wie den Juden einsetzten. Nachdem Polen teils sowjetisch, teils deutsch besetzt wurde, geriet die jüdische Minderheit zwischen die Fronten. Internationale Debatten löste ein Gesetz von 2018 aus, das sich zwar gegen irreführende Formulierungen wie die des "polnischen Konzentrationslagers" richtet, im Endeffekt jedoch zugleich die Thematisierung von Kollaboration und antijüdischer Gewalt durch polnische Bürgerinnen und Bürger während der NS-Herrschaft erschwert. Abschließend wird der Begriff des Antisemitismus problematisiert, um dessen Definition es 2021 im Anschluss an die Jerusalemer Erklärung zu Debatten kam – bis hin zum Vorschlag, den Begriff nicht mehr zu verwenden.
Monica Rüthers ist Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Universität Hamburg. Sie promovierte über Lebensentwürfe jüdischer Frauen in Osteuropa im ausgehenden 19. Jahrhundert. Derzeit arbeitet sie über jüdische Gewalterfahrungen und deren Auswirkungen auf Zeitvorstellungen am Beispiel von Pogromen.
Eintritt 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Mitglieder des Fördervereins haben freien Eintritt.
Um Anmeldung wird gebeten unter Telefon 04621 8618-00 oder per E-Mail an sonja.clausen@la.landsh.de.