Navigation und Service

Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung,
Wissenschaft, Forschung und Kultur
: Thema: Ministerien & Behörden

Karin Prien

Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur

"Kieler Dialog" Teil 2 zur Smartphone-Nutzung an Schulen

Wie können Schulen Schutzräume für die Kinder und Jugendliche sein und zugleich Medienkompetenz vermitteln?

Letzte Aktualisierung: 11.02.2025

Zukunft Schule: Der Kieler Dialog
Zukunft Schule: Der Kieler Dialog

Neue Veranstaltungsreihe

Mehr als 90 Personen - überwiegend Lehrkräfte, Schulleiterinnen und Schulleiter, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler - waren zum Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe des Bildungsministeriums im Januar in die Christian-Albrechts-Universität gekommen. Unter der Überschrift „Zukunft Schule: Der Kieler Dialog“ fand die erste Diskussionsrunde zum Thema Smartphones in der Schule statt.

Handynutzung : "Kinder brauchen Vorbilder"

„Unsere Schulen sollen einerseits Schutzräume sein für Kinder und Jugendliche, in denen sie sicher sind vor Missbrauch und Gewalt und sich konzentrieren können auf das Lernen. Andererseits müssen die Schülerinnen und Schüler konfrontiert werden mit den Herausforderungen der Zukunft, damit sie vorbereitet und resilient sind. In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns insbesondere bei der Thematik ‚Nutzung von Smartphones‘“, sagte Bildungsministerin Karin Prien. Sie will darüber sprechen - mit allen an Schule Beteiligten und den Eltern. " Kinder brauchen auch gute Vorbilder", so Ministerin Prien.

Schleswig-Holstein: Verbindliche Regeln seit 2023/24

Schleswig-Holstein geht bundesweit mit voran: Bereits 2016 sind Hinweise zum Gebrauch elektronischer Medien erlassen worden. Seit dem Schuljahr 2023/24 sind die Grundschulen verpflichtet, eine Regelung zu finden, damit Handys während der Schulzeit nicht privat genutzt werden. Die Ergebnisse einer Umfrage unter den Grundschulen hätten gezeigt, dass dieser Ansatz genau richtig gewesen sei. Am Ende der Diskussionen im „Kieler Dialog“ werde zu beraten und zu entscheiden sein, so Ministerin Prien, ob weitere Maßnahmen geboten seien.

Dr. van Heek: "Bildschirmfrei bis drei"

Dr. Ralf van Heek, Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendlichen Schleswig-Holstein, nahm die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in den Blick und zitierte Studien und seinen Eindruck von den Schuleingangsuntersuchungen: „Den meisten Kindern geht es gesundheitlich gut.“ Im Vergleich 2015 zu den Jahren 2021/22 hätten jedoch die Sehprobleme zugenommen – von 15 Prozent auf 20 Prozent. Entwicklung brauche Bewegung. Bildschirmnutzung erzeuge und verhindere eine sensorische und motorische Entwicklung. Auch die Sprachentwicklung erfordere reale Kommunikation. „Entscheidend für eine gesunde Entwicklung sind ersten 1000 Tage“, betonte er und machte auf die Kampagne „Bildschirmfrei bis drei“ der Kinder- und Jugendärzte aufmerksam.mehr lesen
Als Problem benannte van Heek das Gaming. „Kinder sollen spielen. Das trainiert die kognitiven Fähigkeiten und funktioniert auch an der Playstation. Das Problem ist die Sucht.“ Er begrüßte die Regelungen des Bildungsministeriums zur Handynutzung an den schleswig-holsteinischen Schulen und forderte: „Aber auch die Inhalte müssen staatlich reguliert werden.“

Dr. Ralf von Heek, Landesvorsitzender des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Schleswig-Holstein
Blick auf ein Pult mit Handy und Schreibblock
Bildungsministerin Karin Prien
Im Gespräch: Sylva Jürgensen (Förderschullehrkraft), Dr. Manuel Munz (Chefarzt im Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel) und Patrizia Modes (Schulpsychologische Beratungsstelle)
Blick ins Publikum im Hörsaal der Kieler Universität

Risikofaktor Vereinsamung

Dr. Manuel Munz, Chefarzt im Zentrum für Integrative Psychiatrie in Kiel, ergänzte aus seiner Sicht: „Der größte gesundheitliche Risikofaktor bei einer intensiven Smartphone-Nutzung ist die Vereinsamung.“ Er sieht bei Kindern im Grundschulalter eine enge Korrelation von nach außen gerichteten Auffälligkeiten – diese betreffen den Schlaf, die soziale Interaktion und den Bewegungsumfang – mit erhöhter Mediennutzung. Bei Jugendlichen seien es Depressionen und Essstörungen.

Reizüberflutung und Informationsflut

Schulpsychologin Patricia Modes: „Reizüberflutung gepaart mit der Informationsflut ist ein Problem für die Kinder und Jugendlichen. Hinzu kommt der Aufforderungscharakter. Das lenkt ab.“ Sie betonte, dass ihre Arbeit sich verändert habe, die Anfragen zu Mobbing würden zunehmen.  

Sylva Jürgensen, Förderschullehrerin fügte hinzu: „Schülerinnen und –Schüler entwickeln sich nicht mehr altersgemäß. Die Kinder leben in einer entkörperten Welt und das hat Folgen für die gesamte kognitive Entwicklung.“ Sie setzte ihr Modell dagegen: Die Draußen-Schule, die den Schülerinnen und Schülern reale Erfahrungen ermögliche.

Der zweite Dialog

Im voll besetzten Hörsaal 4 der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ging es beim 2. Kieler Dialog des Bildungsministeriums im Februar um praktische Erfahrungen mit dem Thema „Smartphone-Nutzung in der Schule“.

Der Hörsaal war gut besetzt beim 2. Kieler Dialog.
Dr. Dorit Stenke begrüßte zum 2. Kieler Dialog
Lehrerin Kirsten Stechmann berichtete aus der Schulpraxis.
Viele Zuhörerinnen und Zuhörer hatten sich eingefunden zum 2. Kieler Dialog.
Lehrkräfte, Eltern und Schüler diskutierten bei der Podiumsdiskussion.
Eva Hartmann hielt die Diskussion per Graphic Recording fest.

Ein Vater, eine Lehrerin, eine Schulrätin, ein Schüler sowie Vertreter einer Elterninitiative, vom Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) und vom Landesarbeitskreis Schulsozialarbeit kamen dabei zu Wort.

Begrüßt wurden sie von Staatssekretärin Dr. Dorit Stenke, die zunächst die Ziele der Veranstaltung definierte: „Wir brauchen die Erweiterung unserer Perspektiven und eine Erweiterung der Debatte auf die gesamte Gesellschaft, weil Schule immer ein Teil eben dieser Gesellschaft ist. Wir wollen gemeinsam nach schulartengerechten Lösungen suchen und hören, was schon gelingt.“

Voneinander lernen

Die Kieler Schulrätin Bettina Becker schilderte die Aufgabe der Schulaufsicht bei diesem Thema mit den Worten: „Wir wollen das voneinander Lernen befördern.“ Becker zufolge hat das Thema Smartphone in der Schule zwei Seiten: Zum einen gehe es darum Prävention zu betreiben und Schule als Schutzraum zu gestalten. Zum anderen gehe es um Intervention, um Angebote für Betroffene von Folgen wie Handysucht, Depressionen oder Mobbing.

Handysafe

Über ihre Erfahrungen aus der schulischen Praxis berichtete Kirsten Stechmann, Lehrerin an der Klaus-Groth-Gemeinschaftsschule in Kiel und beschrieb „unser Ringen mit den Handys“, bei dem im Verlauf der Jahre verschiedene Modelle ausprobiert wurden. Inzwischen wurde ein neues Konzept erarbeitet, gemeinsam mit Eltern, Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften, und die Einrichtung von Handysafes ist mit großer Mehrheit von der Schulgemeinschaft beschlossen worden und wird erfolgreich umgesetzt.

A und O Medienbildung

Beim anschließenden Podiumsgespräch waren sich alle Teilnehmenden einig, dass Medienbildung das A und O ist, um Kinder und Jugendliche auf die digitale Welt vorzubereiten. Eine reflektierte Mediennutzung in allen Fächern wurde befürwortet ebenso wie die Medienbildung als Bestandteil der Lehrerbildung.

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link:

Datenschutz

Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur