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Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung,
Wissenschaft, Forschung und Kultur
: Thema: Ministerien & Behörden

Karin Prien

Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur

Bildungsministerin Karin Prien: Gute Sprachkenntnisse sind der erste Schritt für eine gelingende Integration

Letzte Aktualisierung: 24.01.2024

Landtagsrede der Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung,Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein

Karin Prien

[Es gilt das gesprochene Wort!]

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

meine Damen und Herren, 

„Sprache ist das wichtigste Werkzeug und das gemeinsame Band der Gesellschaft“. Mit diesem Zitat des englischen Philosophen John Locke möchte ich heute beginnen. Gute Sprachkenntnisse sind der erste Schritt für eine gelingende Integration. Sie sind die Voraussetzung für eine erfolgreiche Bildungsbiografie und die aktive und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und an der Arbeitswelt. 

Jedes Kind hat das Recht auf die Chance, das eigene Potenzial voll auszuschöpfen. Das gilt für jedes Kind, das hier geboren wird genauso wie für jedes Kind, das zu uns kommt. 

Der jüngste IQB-Bildungstrend zeigt allerdings: Jugendliche mit Zuwanderungsgrund haben bundesweit gerade im Fach Deutsch nicht den Kompetenzstand, den sie haben müssten, um am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilhaben zu können. Das gilt auch für Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund, aber aus bildungsfernen Familien.  Besonders nachteilig wirkt sich aus, wenn bei den Schülerinnen und Schülern zu Hause selten bis nie Deutsch gesprochen wird. 

Deshalb kommt dem DaZ-Unterricht an Schulen eine besondere Bedeutung zu. Wir haben in den letzten Jahren alle Anstrengungen unternommen, um mehr DaZ-Lehrkräfte auszubilden, die Zahl der DaZ-Stellen zu erhöhen und die Qualität zu verbessern. Insgesamt haben wir seit dem Schuljahr 2017/18 605 zusätzliche DaZ-Lehrkräftestellen bereitgestellt plus 160 ukrainische Unterstützungslehrkräfte. 

Diese Maßnahmen sind nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der einsetzenden Fluchtbewegung unmittelbar und schnell an den Schulen angekommen. Die zusätzliche Versorgung mit Unterstützungslehrkräften verbessert die Unterrichtssituation und ermöglicht zum Teil Doppelbesetzungen. Das hat es in dieser Form vor 2022 in Schleswig-Holstein nie gegeben. In den DaZ-Stellen sind auch 136 zusätzliche Lehrkräfte für Alphabetisierung, Inklusion und Mathematikunterstützung enthalten, die nicht auf die Gruppengröße angerechnet werden. Diese 136 Lehrkräfte stehen den Schulen also als zusätzliche Ressource je betroffener Schülerin und je betroffenem Schüler zur Verfügung – unabhängig von der Gruppengröße. 

Das heißt wir setzen hier auch ganz deutliche Schwerpunkte! 

Vor dem Hintergrund der Sparbemühungen, die unser Land aktuell fordern, bin ich froh, dass wir weiterhin qualitativ so hochwertigen DaZ-Unterricht anbieten können. Aber ich sage auch ganz offen: der massive Anstieg von geflüchteten Schülerinnen und Schülern erst seit 2016 und dann besonders seit 2021 fordert unsere Schulen extrem heraus, bringt manche Schulen und das System insgesamt an seine Grenzen.  An den allgemeinbildenden Schulen in Schleswig-Holstein wurden mit Stand vom September 2023 insgesamt rund 34.800 Schülerinnen und Schüler mit DaZ-Bedarf unterrichtet. Das sind noch einmal rund 1.300 mehr als bei der DaZ-Abfrage im September 2022 und ein Allzeit-Höchststand. 

Vor diesem Hintergrund möchte ich allen Schulleitungen, Lehrkräften und an Schulen Beschäftigten ausdrücklich für ihr großartiges Engagement danken. Mein Dank geht außerdem an die Schulämter, die die Einrichtung neuer DaZ-Klassen und die Bereitstellung zusätzlicher Räume geräuschlos managen. 

Sie alle leisten eine hervorragende Arbeit und stemmen tagtäglich große Herausforderungen. Wir sehen das – und wir wissen das sehr zu schätzen. 

Bedanken möchte ich mich ausdrücklich auch bei den Lehrkräften, die sich zur DaZ-Lehrkraft weitergebildet haben. Allein in den vergangenen vier Schuljahren haben knapp 4.000 Lehrkräfte die Zertifikatskurse und Weiterbildungsangebote des IQSH zum Thema Deutsch als Zweitsprache wahrgenommen. Zahlreiche LiV haben die immer noch bestehende Möglichkeit genutzt, eine Hausarbeit durch den Erwerb eines DaZ-Zertifikats zu ersetzen. Das zeigt: Wir haben sehr viel DaZ-Kompetenz an unseren Schulen. Aber dennoch schauen wir jetzt genau hin, wie wir den DaZ-Unterricht qualitativ noch verbessern können. Die begonnene Evaluation des DaZ-Unterrichts wollen wir fortsetzen. Eine erste Evaluation der CAU in Form einer Online-Befragung von DaZ-Lehrkräften zur Umsetzung des DaZ-Mehrstufenmodells wird derzeit ausgewertet.

Wir werden den DaZ-Unterricht mit wissenschaftlicher Expertise weiter evaluieren und bei Bedarf weiterentwickeln. Und wir schauen auch über die Landesgrenzen hinaus. Die meisten Bundesländer verfolgen ähnliche Ansätze, unterscheiden sich dabei aber in der Ausgestaltung - das wollen wir uns mit Blick auf die IQB-Ergebnisse in den Ländern sehr genau anschauen. Bei aller Anstrengung, den enormen Anstieg an DaZ-Schülerinnen und Schülern zu bewältigen, müssen wir aber realistisch bleiben. Sowohl unsere personellen als auch unsere finanziellen Ressourcen sind begrenzt. Vor diesem Hintergrund müssen wir die DaZ-Lerngruppengröße von 16 auf 18 Schülerinnen und Schüler anheben. Wir bewegen uns damit immer noch im Rahmen der bundesweit üblichen Lerngruppengrößen im DaZ-Bereich. Der Blick über die Landesgrenzen hinaus ist hier tatsächlich sehr aufschlussreich. In unserem SPD-regierten Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern sitzen zum Beispiel bis zu 25 Schülerinnen und Schüler in einer DaZ-Klasse. 

Meine Damen und Herren, unser Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler möglichst zeitnah in den Regelunterricht zu integrieren. Grundsätzlich erfolgt der DaZ-Unterricht daher auch auf dem Schulgelände. Ausnahmen können vor Ort eigenverantwortlich beschlossen werden, wenn es z.B. an entsprechenden räumlichen Kapazitäten mangelt. Und natürlich ist es wünschenswert, die DaZ Schülerinnen und Schüler von Beginn an am Nachmittag in Projekte und Arbeitsgemeinschaften einzubinden, z.B. im Rahmen des Ganztagsangebots. Sie sollen auch außerhalb des Unterrichts möglichst viel Deutsch hören und sprechen, in der Sprache „baden“. 

Mit dem Sprachförderungs- und Integrationsvertrag fördert das Bildungsministerium bereits seit Jahren sprachfördernde Projekte in allen Teilen des Landes, insbesondere an Nachmittagen und in den Ferien. Das inhaltliche Spektrum reicht von schulbegleitenden Lern- und Begegnungsangeboten über Projekte in den Bereichen Sport, Kunst, Theater und Musik bis hin zu sozialräumlichen Erkundungen und Begegnungen, auch unter Beteiligung von Eltern. 

„Sprache ist das gemeinsame Band der Gesellschaft“ – und so ist es auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe für die sprachliche Integration der hier lebenden Menschen zu sorgen. Schule trägt dazu einen erheblichen Teil bei. Dafür bin ich sehr dankbar.

 

 

 

Verantwortlich für diesen Pressetext: David Ermes | Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur | Brunswiker Str. 16-22, 24105 Kiel | Telefon 0431  988-2369 | E-Mail: pressestelle@bimi.landsh.de  |

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