NEUMÜNSTER. Justizministerin Kerstin von der Decken hat heute (4. Dezember) den 2. Opferschutztag „Neue Herausforderungen im Opferschutz“ der Stabsstelle Opferschutz im Ministerium für Justiz und Gesundheit und der Opferschutzbeauftragten des Landes Schleswig-Holstein eröffnet. Die Tagung in Neumünster dient der Reflektion der Praxis des Opferschutzes in Schleswig-Holstein und der gemeinsamen konzeptionellen Fortentwicklung. Aus Berlin nimmt der Beauftragte der Bundesregierung für die Anliegen von Betroffenen von terroristischen und extremistischen Anschlägen im Inland, Pascal Kober, teil. Er gab einen Einblick in die Herausforderungen bei der Opferbetreuung auf Bundesebene und die Zusammenarbeit mit den Zentralstellen der Länder und der Opferschutzbeauftragten.
„Welche neuen Herausforderungen uns im Bereich Opferschutz begegnen können, ist uns leider im Januar dieses Jahres schmerzlich vor Augen geführt worden. In einem Regionalzug bei Brokstedt sind durch einen brutalen Messerangriff zwei junge Menschen getötet und mehrere Menschen schwer verletzt worden. Viele Fahrgäste haben die Tat als Augenzeugen beobachtet. Rettungskräfte und Polizei kamen in eine unübersichtliche Situation und waren furchtbaren Eindrücken ausgesetzt. Allen diesen Betroffenen - Verletzten, Angehörigen, Augenzeugen und Einsatzkräften – musste unmittelbar geholfen werden“, so von der Decken. „An dieser Stelle zeigte sich, dass wir mit unserer Zentralen Anlaufstelle für Opfer von Straftaten und deren Angehörige und mit der Opferschutzbeauftragten unseres Landes auf eine sehr gut aufgestellte Struktur zurückgreifen konnten. Dafür war und bin ich dankbar. Durch viele Gespräche und Vernetzungsarbeit in den vergangenen Jahren waren die Mitarbeitenden der Zentralen Anlaufstelle und die Opferschutzbeauftragte bestmöglich auf Großschadenslagen und Straftaten wie die brutale Tat bei Brokstedt vorbereitet. Das war wichtig, weil dadurch neben der engagierten und professionellen Arbeit der Ermittlungsbehörden und der zahlreichen beteiligten Opferhilfeorganisationen eine Bündelung der Unterstützung für alle Betroffenen zeitnah ermöglicht werden konnte
“, betonte von der Decken.
Ein weiteres Thema des Opferschutztages, welches die Opferschutzlandschaft seit langer Zeit in unterschiedlichen Facetten bewegt, ist die häusliche Gewalt.
Dazu betonte die Ministerin in ihrem eröffnenden Grußwort, dass häusliche Gewalt keine Privatangelegenheit sein dürfe: „Sie betrifft uns alle. Als Gesellschaft müssen wir Verantwortung tragen. Dies ist umso dringender, wenn nicht „nur“ die Partner betroffen sind, sondern auch Kinder, die dabei mittelbar oder unmittelbar Gewalt erfahren. Bei Partnerschaftsgewalt sind Angst und Scham oft Hürden für die Inanspruchnahme der Hilfe von außen. Diese Barrieren aufzulösen und Präsenz zu zeigen, ist das Ziel vieler Akteurinnen und Akteure in diesem Bereich. Beratungsstellen, Frauenhäuser, Polizei, Justiz: Sie alle arbeiten daran, Hürden zu beseitigen und Unterstützung zu geben
“.
Auf dem Opferschutztag werden im Laufe des Tages unter anderem Erfahrungsberichte zur Betreuung der Betroffenen der Tat von Brokstedt aus Teilen der beteiligten Professionen gegeben sowie Impulsvorträge zum Gewaltschutzgesetz und Hochrisikomanagement gehalten. In einer anschließenden Podiumsdiskussion wird es um die ‚Politischen Konsequenzen für die Opferhilfe aus dem Messerangriff in dem Regionalzug bei Brokstedt‘ mit Vertretern der Landtagsfraktionen und der Opferschutzbeauftragten gehen. Die Anregungen werden im Anschluss in interdisziplinären Workshops aufgegriffen und diskutiert – auch um neue, gemeinsame Lösungsansätzen zu entwickeln.
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