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Ministerium für Justiz und Gesundheit : Thema: Ministerien & Behörden

Prof. Dr. Kerstin von der Decken

Ministerin für Justiz und Gesundheit

„Kein Täter werden“ – Maßnahmen zur Prävention von Kindesmissbrauch

Letzte Aktualisierung: 08.12.2022

KIEL. Justiz- und Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken sowie Christian Huchzermeier vom Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP) des UKSH Campus Kiel, haben heute (8. Dezember) die diesjährige Kampagne des Projekts „Kein Täter werden“ vorgestellt. Es richtet sich vor allem an Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Neigungen gegenüber Kindern unabhängig von Strafverfahren befürchten, Übergriffe zu begehen. Ihnen wird Hilfe angeboten. Sie können sich kostenfrei, anonym und damit niedrigschwellig behandeln lassen. Dieses Behandlungsangebot soll betroffenen Männern und Frauen helfen, ihre Impulse zu kontrollieren. „Das Angebot von „Kein Täter werden“ richtet sich an jene Menschen, die ihre pädophile Veranlagung selbst als problematisch empfinden und daran leiden. Die Fachkräfte des ZIP unterstützen diese Männer und Frauen in der Therapie unter Wahrung der Anonymität dabei, verantwortlich mit der pädophilen Neigung umzugehen und Risikosituationen zu erkennen. Dabei verfolgen sie das Ziel, das Risiko für einen potentiell drohenden sexuellen Übergriff auf Kinder zu reduzieren. Mein Ministerium beteiligt sich finanziell an einer zielgerichteten Öffentlichkeitsarbeit. Wir hoffen, dadurch noch mehr Betroffene zu erreichen als bisher und so weitere sexuelle Kindesmissbräuche verhindern zu können. Eine größere Bekanntheit des Beratungs- und Therapieangebots des ZIP stärkt somit auch den Kinderschutz in Schleswig-Holstein“, so Justizministerin von der Decken. 

In der Therapie ermöglichen wir den Patienten durch psychoedukative Interventionen einen Perspektivenwechsel, stärken dadurch die Empathie und vermitteln gezielt Denk- und Verhaltensstrategien für eine bessere Selbstregulation. In einigen Fällen ist außerdem eine medikamentöse Unterstützung notwendig, um die psychotherapeutische Arbeit zu unterstützen.“, sagt Christian Huchzermeier, Direktor der Abteilung für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP) des UKSH. 

Seit 2018 werden die Behandlungsmaßnahmen nicht mehr vom Land, sondern von der Gesetzlichen Krankenversicherung getragen. Das Land fördert auch in diesem Jahr mit rund 75.000 Euro Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit. Die aktuelle Informationskampagne hat das Ziel, das Projekt „Kein Täter werden“ in der Öffentlichkeit noch bekannter zu machen und die Anzahl der Kontaktaufnahmen von Betroffenen zu steigern. Die crossmediale Kampagne lief von Ende Oktober bis Ende November. Neu war eine Kombination aus Kinowerbung, mobiler Anzeigen und Großflächenplakaten sowie animierter Displays in Ballungszentren. Als zentrales Element führt die Kampagnenwebsite www.kein-taeter-werden.sh alle Informationen zusammen. Bürgerinnen und Bürger erhalten hier, neben allgemeinen Fakten zum Thema, konkrete Hilfsangebote. „Die Öffentlichkeitsarbeit hat dazu geführt, dass sich in den vergangenen Jahren immer mehr Betroffene gemeldet haben: Seit 2018 sind die Kontaktaufnahmen und die neu aufgenommenen Therapien stetig angestiegen“, erklärte Huchzermeier. 

Hintergrund

Nach empirisch begründeten Schätzungen fühlen sich in Schleswig-Holstein etwa 7.000 Personen sexuell zu Kindern hingezogen. Eine Pädophilie kann nicht behoben oder geheilt, aber kontrolliert werden. Bereits im Jahr 2005 wurde an der Berliner Charité das Projekt „Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch im Dunkelfeld“ gestartet. In den Folgejahren entstanden an verschiedenen Standorten in Deutschland ähnliche Therapiezentren,

die sich 2011 zum bundesweiten Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ zusammenschlossen. Mittlerweile bietet das Präventionsnetzwerk an zwölf Standorten in Deutschland professionelle Hilfe für Personen mit pädophilen Neigungen – freiwillig, unter Schweigepflicht und seit 2018 als Gesundheitsleistung von der Krankenkasse in einem speziellen multizentrischen Modellprojekt finanziert. Der Kieler Standort wurde 2009 eröffnet worden und gehört zu den Gründungsmitgliedern des bundesweiten Präventionsnetzwerks. 

Die bisher vorliegenden Daten aus dem bundesweit tätigen Präventionsnetzwerk „Kein

Täter werden“ belegen den Erfolg: Zwischen 2005 und 2021 haben 5025 Betroffene bundesweit die spezifische Diagnostik durchlaufen, 2712 Personen erhielten das Angebot, sich in eine längerfristige Therapie zu begeben. Davon haben 1485 eine Therapie aufgenommen und 595 Betroffene zwischenzeitlich die Therapie erfolgreich abgeschlossen. „Die bisherige Auswertung der Therapieergebnisse hat ergeben, dass die meisten der Teilnehmer eine deutlich bessere Kontrolle über ihr sexuelles Verhalten erreicht haben. Die angebotenen medizinisch-therapeutischen Interventionen tragen also dazu bei, sexuelle Gewalt an Kindern zu reduzieren“, betonte Huchzermeier.

 

Verantwortlich für diesen Pressetext: Oliver Breuer / Christian Koh / Marius Livschütz | Ministerium für Justiz und Gesundheit | Lorentzendamm 35, 24103 Kiel | Telefon 0431 988-3706 | Telefax 0431 988-3704 | E-Mail: pressestelle@jumi.landsh.de | Medien-Informationen der Landesregierung finden Sie aktuell und archiviert im Internet unter www.schleswig-holstein.de |
Das Ministerium finden Sie im Internet unter www.schleswig-holstein.de/mjg

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