Bei einem Gedenkmarsch hat Ministerpräsident Daniel Günther der Opfer des ehemaligen Konzentrationslagers Husum-Schwesing gedacht – und an die Bevölkerung appelliert.
Wer den Namen Husum hört, denkt vielleicht zuerst an Theodor Storm oder die Krokusblüte. Doch nur die wenigsten denken an das unrühmliche viermonatige Kapitel der Stadtgeschichte, das Konzentrationslager Husum-Schwesing. Von September bis Dezember 1944 waren in diesem Außenlager des KZ Neuengamme rund 2.500 Häftlinge untergebracht, die meisten von ihnen Niederländer. 297 Menschen starben an den unzumutbaren Lebensumständen und wurden in Massengräbern verscharrt.
Die Normalisierung des Grauens
Jeden Tag mussten die Gefangenen zehn bis zwölf Stunden Schwerstarbeit am sogenannten "Friesenwall" verrichten, einer geplanten Festungsanlage an der Nordsee. Allein der Weg zum Arbeitsort war sieben Kilometer lang – und führte mitten durch die Husumer Innenstadt, unter den Augen der Stadtbevölkerung.
Zum 80. Jahrestag der Gründung des KZ-Außenlagers Husum-Schwesing will eine Bürgerinitiative das Leid und das erlittene Unrecht der Gefangenen ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken. Beim Projekt "13 Wochen" will der Verein "Freundeskreis der KZ Gedenkstätte Husum-Schwesing" bis zum Jahresende jeden Sonnabend den sieben Kilometer langen Weg vom Lagergelände bis zum ehemaligen Ort der Zwangsarbeit laufen.
Lernen aus der Vergangenheit
Zum Auftakt des Projekts hat Ministerpräsident Daniel Günther gemeinsam mit zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunalpolitik, Vereinen und Verbänden am ersten Gedenkmarsch teilgenommen. "Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Leid dieser Menschen nicht in Vergessenheit gerät", sagte der Ministerpräsident. "Die Geschichte der Häftlinge von Husum-Schwesing ist eine Mahnung an uns alle, wachsam zu bleiben und den Anfängen zu wehren."
Demokratische Werte schützen
Sich die leidvollen Erfahrungen der Geschichte vor Augen zu führen, sei unverzichtbar und zeige, welche Verantwortung alle Bürgerinnen und Bürger für die freie und demokratische Gesellschaft hätten, betonte Günther. "Wenn die Mehrheit schweigt, wird es brandgefährlich." Deshalb sei es wichtig, sich gemeinsam dem Wiedererstarken rechtsextremer und völkischer Ideen entgegenzustellen. "Wir müssen uns heute mehr denn je für Menschenrechte, Freiheit und Würde einsetzen", sagte er. "Diese Werte müssen jeden Tag verteidigt und gefördert werden."
Dank an die Veranstalter
Das Projekt "13 Wochen" sei ein eindrucksvolles Beispiel für die Kraft der Erinnerung, betonte der Ministerpräsident und dankte den Initiatoren der Aktion. "Sie sorgen unermüdlich dafür, Erinnerungsarbeit lebendig zu halten. Das ist von unschätzbarem Wert. Dafür danke ich Ihnen von Herzen."
Video: Der letzte Zeuge
Wim Aloserij war 16 Jahre alt, als er als Zwangsarbeiter ins nationalsozialistische Deutschland verschleppt wurde. Auch er wurde im Konzentrationslager Husum-Schwesing gezwungen, auf den Baustellen des sogenannten Friesenwalls Schwerstarbeit zu verrichten.
Im November 2017 besuchte er die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing und erzählte von seinen Erlebnissen. Wenige Monate später starb er im Alter von 94 Jahren. Die Dokumentation "Der letzte Zeuge" lässt ihn zu Wort kommen und beschreibt eindrücklich den Gefangenenalltag im KZ Husum-Schwesing.
Wim Aloserij - Der letzte Zeuge des Konzentrationslager Husum-Schwesing
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