In früheren Zeiten war Niederdeutsch, umgangssprachlich auch als Platt bekannt, im echten Norden weit verbreitet. Zur Blütezeit der Hanse galt es sogar als Weltsprache, als Kaufleute Platt für Handel und Rechtsprechung gebrauchten. Anschließend verdrängte Hochdeutsch das Platt zunehmend im Alltag. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Sprache besonders in den Schulen verpönt, teilweise galten Sprechverbote. So kennen besonders junge Menschen im Land das Plattdeutsche bestenfalls als die Sprache ihrer Großeltern.
Sprache wird wieder präsenter
Heute kehrt das Platt allmählich wieder zurück. Das Land fördert den Erhalt des Niederdeutschen insbesondere mit besonderen Bildungsangeboten. Seit 2017 werden in Kindertagespflegeeinrichtungen Niederdeutschangebote mit Zuschüssen des Sozialministeriums unterstützt. Schülerinnen und Schüler können an mittlerweile 44 Modellschulen im Land Niederdeutsch lernen. Darüber hinaus bieten die Universitäten Kiel und Flensburg die Sprache als Studienfach an.
SASS wird digital
Weiteren Rückenwind bekommt der Erhalt des Plattdeutschen nun durch die Veröffentlichung von „SASS online“. Dieses baut auf dem 1956 erstmals erschienenen und seitdem mehrmals aktualisierten plattdeutschen Duden „SASS“ auf. Mit diesem Schritt in die digitale Welt können ab sofort Interessierte und Lernende ohne großen Aufwand auf 180.000 Einträge zugreifen, die von Audio-Dateien mit Aussprachehinweisen ergänzt werden. Johannes Callsen, der Niederdeutsch-Beauftragte des Ministerpräsidenten freut sich über die Veröffentlichung: „Das ist ein Meilenstein für alle, die nach einer nachvollziehbaren und gut etablierten Schreibweise des Niederdeutschen suchen“, so Callsen. Auch aus diesem Grund fördere die Landesregierung das Projekt mit 24.000 Euro.
Dank für besonderes Engagement
Maßgeblich an der Entstehung des Online-Wörterbuchs beteiligt war Heinrich Thies aus Glinde, der sich in Vereinen und Gremien für Erhalt und Pflege der niederdeutschen Sprache engagiert. Callsen würdigte dessen jahrelange unermüdliche Arbeit und leidenschaftlichen Einsatz, um das umfangreichste Niederdeutsche Wörterbuch auch online verfügbar zu machen. „Heinrich Thies hat mit einem beeindruckenden Einsatz und unerschütterlichem Glauben an das Projekt einen echten Meilenstein für Plattdeutsch gesetzt“, sagte Callsen.
Seit 1999 als Minderheitensprache geschützt
Durch die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen ist das Niederdeutsche seit 1999 geschützt. Nach Erhebungen des Instituts für niederdeutsche Sprache aus dem Jahr 2016 können zwei Drittel der Menschen im Land Platt gut bis mäßig verstehen. Knapp die Hälfte kann die Sprache darüber hinaus auch mindestens mäßig sprechen. Dabei wird Platt von älteren Menschen und im ländlichen Raum häufiger gebraucht als in den Städten.
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