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Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein : Thema: Ministerien & Behörden

Grabungen und Forschungen

Letzte Aktualisierung: 16.02.2021

Grabungen und Forschungen

Historischer Ochsenweg am Danewerk wieder aufgetaucht

Wagenspuren

Die Hauptverkehrsroute verlief zwischen dem norddänischen Viborg und Wedel.

Bei einer großen Ausgrabung am Danewerk ist ein deutsch-dänisches Archäologenteam auf Reste des Ochsenwegs gestoßen. Die Spuren der historischen Hauptverkehrsroute zwischen dem norddänischen Viborg und Wedel bei Hamburg wurden zum Teil unter Gebäudefundamenten gefunden, die mindestens bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Eine Untersuchung soll nun zeigen, wie viel älter die ausgegrabenen Wagenspuren sind.

Wir haben auf der Fläche unter dem ehemaligen Rothenkrug sowohl kleine Reste von einzelnen Fahrspuren als auch weiter westlich ein Stück einer breiten Fahrbahn gefunden, die wir in den kommenden Wochen untersuchen werden. Die anderen, freiliegenden Abschnitte in Schleswig-Holstein sind auch in späteren Jahrhunderten noch genutzt worden. Es ist das erste Mal, dass ein unberührter älterer Abschnitt des Ochsenwegs auf diese Weise archäologisch untersucht werden kann. Es ist wirklich ein Glücksfall, dass diese Spuren sich erhalten haben, obwohl das Gelände mehrfach umgegraben wurde, um Gebäude darauf zu errichten“, freut sich die leitende Archäologin Astrid Tummuscheit vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein.

Ihr Kollegin Frauke Witte vom dänischen Museum Sønderjylland hat die tägliche Ausgrabung vor Ort geleitet. Sie verweist darauf, dass der Standort unmittelbar vor der Toröffnung im Danewerk diesen Fund besonders interessant macht: „Wir können nun sehen, dass der Ochsenweg zumindest zeitweise westlich des heutigen Ochsenwegs auf den Durchlass im Wall zulief. Dies ist eine wichtige Ergänzung zu dem Wissen, das wir in Verbindung mit der Entdeckung und Ausgrabung der Toröffnung gewonnen haben.“ Diese aufsehenerregende Ausgrabung war vor zehn Jahren von Tummuscheit und Witte gemeinsam durchgeführt worden.

Wie alt die entdeckten Wagenspuren genau sind, sollen laut Witte nun weitere Untersuchungen zeigen: „Bei der damaligen Ausgrabung der Fahrbahn im Tor haben wir naturwissenschaftlich datierbares Material entdeckt, das bis ins 10. Jahrhundert, und damit in die Wikingerzeit, zurückreicht. Die aktuellen Spuren liegen teilweise unter Fundamenten des Krugs vom Ende des 17. Jahrhunderts, und einige von ihnen müssen daher vor dem entstanden sein. Da in den Spuren Ziegelstücke enthalten sind, sind sie aber wohl nicht älter als Mitte des 12. Jahrhunderts. Die genaueren Analysen werden hoffentlich Anhaltspunkte dafür liefern, in welcher Zeit Menschen und Tiere diese Spur hinterlassen haben“, so Witte.

 

Weitere Befunde

Auf dem Bild sind zwei rechteckige, im rechten Winkel zueinander angeordnete Holzkästen zu sehen.
Diese frisch entdeckte Holzkonstruktion gibt noch Rätsel auf.

Seit Beginn der aktuellen Ausgrabung am 2. Mai 2022 haben die Archäologinnen und ihr Team sich unter anderem durch die Fundamente von zwei Gebäuden gearbeitet – einem ehemaligen Bauernhaus von 1836, das zuletzt das Danevirke Museum beherbergte, und der Gastwirtschaft Rothenkrug, deren Grundmauern ebenfalls aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammten. Insbesondere unter dem Rothenkrug wurden dabei zahlreiche Funde gemacht, vor allem massive Steinfundamente aus früheren Zeiten. Die Untersuchung hat ergeben, dass an diesem Ort vier verschiedene Gebäude standen, die im 17. Jahrhundert, um 1800 und 1962 abgebrannt sind. Außerdem wurden u. a. Siedlungsabfälle aus dem 17.-18. Jahrhundert gefunden, darunter hochwertige Glaswaren, Keramik, Fensterglas, Münzen, Reste von Tabakpfeifen, Tierknochen und große Mengen von Austernschalen. „Die Befunde sprechen dafür, dass es sich hier ein gesellschaftlich hoch stehendes Publikum gut gehen ließ. Dies entspricht auch dem, was wir aus den weniger historischen Quellen über den Ort wissen. Auch in den Jahrhunderten, in denen das Danewerk über weite Strecken keine militärische Bedeutung hatte, ist dieser Ort am Ochsenweg ein besonderer gewesen“, sagt Astrid Tummuscheit.

Die erste Erwähnung einer Gastwirtschaft vor Ort findet sich in historischen Quellen in Verbindung mit einer Übertragung von Grundstücken. Im 17. Jahrhundert soll der Rothenkrug auch als Jagdschloss und fürstliches Lusthaus gedient haben. So ist u. a. überliefert, dass der Herzog von Gottorf hier mit dem dänischen König Christian IV. geweilt haben soll. Bis 1766 hat der Rothenkrug auch als Poststelle für die Region Schleswig, darunter auch den fürstlichen Hof von Gottorf, gedient. Außerdem soll an dieser Stelle im 18. Jahrhundert eine Zollstelle mit Schlagbaum für die großen Ochsendriften gewesen sein, die dem Ochsenweg seinen Namen gegeben haben.

 

Hintergrund

Im Mai startete das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) in Zusammenarbeit mit dem Museum Sønderjylland die größte archäologische Ausgrabung, die jemals am Danewerk durchgeführt wurde. Auf einer Fläche von rund 2000 Quadratmetern in der Gemeinde Dannewerk bei Schleswig wurde nach Spuren aus dem Mittelalter und der Neuzeit gesucht. Der Standort grenzt unmittelbar …

Historischer Ochsenweg am Danewerk wieder aufgetaucht

Es geht los!

Blick auf das Danewerk nach dem Abriss der Gebäude.
Blick auf das Danewerk nach dem Abriss der Gebäude.

Start der archäologischen Untersuchungen auf dem Gelände des ehemaligen Danevirke Museums am Montag, 2. Mai 2022

Am Montag (2. Mai) startet das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) eine der größten archäologischen Ausgrabungen, die jemals am Danewerk durchgeführt wurde. Auf einer Fläche von rund 2000 Quadratmetern in der Gemeinde Dannewerk bei Schleswig wird nach Spuren aus dem Mittelalter und der Neuzeit gesucht.

Der Standort grenzt unmittelbar an eine bedeutende Stelle des UNESCO-Welterbes Haithabu und Danewerk. Er liegt unmittelbar am Ochsenweg und vor der historischen Toröffnung, die im Mittelalter über viele Jahrhunderte den Durchlass durch die Grenzanlage regelte, und gehört damit zu den geschichtsträchtigsten Orten in Schleswig-Holstein.

Die Grabung von Mai bis August 2022 ist möglich geworden, weil der Sydslesvigsk Forening (SSF) auf der Fläche in den kommenden Jahren ein neues Museumsgebäude errichten möchte. Da der Neubau tief und großflächig in den Boden eingreift, ist eine umfangreiche archäologische Untersuchung des Untergrunds erforderlich, die das ALSH gemeinsam mit dem Museum Sønderjylland durchführt.

Zusammen mit dem Danevirke Museum informiert das ALSH die Öffentlichkeit regelmäßig über den Fortgang der Grabungskampagne in einem Grabungsblog unter

archaeologie.haithabu-danewerk.de

Der Blog startet am Montag mit Beginn der Ausgrabung. Das Danevirke Museum wird nach Fortschritt der Ausgrabung auch für Interessierte öffentliche Führungen auf dem Gelände anbieten.

Das Danewerk ist das größte Bodendenkmal Nordeuropas. Es ist ein System aus Wällen, Mauern und Gräben über eine Gesamtlänge von rund 30 Kilometern. Das Danewerk wurde vermutlich im 5. Jahrhundert von den Danen angelegt, um die Südgrenze ihres Territoriums zu markieren. Die Anlage wurde danach bis ins 12. Jahrhundert mehrfach ausgebaut und verstärkt. Zuletzt wurde sie im deutsch-dänischen Krieg von 1864 und im Zweiten Weltkrieg reaktiviert. Seit Juni 2018 ist das Danewerk gemeinsam mit Haithabu UNESCO-Welterbe.

Grabung am Tor im Hauptwall des Danewerks steht auf der Top Ten-Liste in Dänemark!

Willkommen zur virtuellen Tour am Danewerk

Um in die Liste aufgenommen zu werden, muss der Fund/die Grabung bedeutsames neues Wissen erbringen.

Die Liste der Kulturstyrelse (Kultursteuerung = Kulturbehörde) mit den Funden des Jahres 2014 zeigt, dass uns die Archäologie eine ganz unmittelbare Reise in die Vergangenheit ermöglicht. Und in diesem Jahr sind es gut erhaltene Fußspuren von Steinzeitmenschen, Moorleichen, eine Wikingerburg und das Tor durch das Danewerk.

Die Liste, die nicht nach Prioritäten geordnet ist, ist von der Kulturstyrelse auf der Grundlage der Fundmeldungen/Berichte der Museen ausgearbeitet. Um in die Liste aufgenommen zu werden, muss der Fund/die Grabung bedeutsames neues Wissen erbringen.

Dank einer weiteren Bewilligung des A.P. Møller og Hustru Chastine Mc- Kinney Møllers Fond til Almene Formaal war es möglich, auch im Jahr 2014 die Ausgrabung des „Tors im Danewerk“ fortzusetzen und abzuschließen, die 2013 mit einer deutsch-dänischen Zusammenarbeit eingeleitet wurde.

Das Tor durch den berühmten Wall wurde schon 2010 vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein entdeckt. 2013 bewilligte der A.P. Møller Fond die notwendigen Mittel, um große Teile des Tores und den umliegenden Bereich des Walls archäologisch näher untersuchen zu können. Die Ausgrabung fand in Zusammenarbeit zwischen dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein und dem Museum Sønderjylland – Arkæologi Haderslev statt, die jeweils die Verantwortung für die Ausgrabungen in Schleswig-Holstein und in Sønderjylland innehaben. Diese Zusammenarbeit kann Dank des Wohlwollens des Fonds nun fortgesetzt werden.

Die Ausgrabung 2014

Unter Leitung der beiden Archäologen Astrid Tummuscheit (Schleswig) und Frauke Witte (Haderslev) wird sich die Ausgrabung 2014 auf den Bereich südlich des Tors konzentrieren. Hier wurden bei den Untersuchungen 2011 mehrere Wallgräben, ein Wegverlauf und Reste von Gebäuden festgestellt. Diese Befunde sollen nun ausgegraben und mit den verschiedenen Phasen des Danewerks in Verbindung gebracht werden, die bei der Ausgrabung 2013 untersucht werden konnten.

Das Danewerk ist älter als gedacht

Ein sensationelles Resultat des letzten Jahres war die Datierung des zweitältesten Walls im Danewerk in die Zeit um 500 n. Chr., während der älteste Wall noch nicht datiert ist. Dadurch ist das Danewerk deutlich älter als bislang angenommen. Es besteht die Hoffnung, dass in diesem Jahr u. a. die Wallgräben gefunden werden können, die zu den zwei ältesten Wallphasen gehören.

Die Wallgräben und der Weg durch das Tor

Außerdem sollen die archäologischen Untersuchungen die Verhältnisse zwischen den Wallgräben, dem Tor und dem Weg klarlegen, der für Jahrhunderte durch das Tor verlief. Schon  jetzt ist sicher, dass zumindest ein Teil der Wallgräben Weg und Tor respektiert haben und auch den Verlauf des Weges durch das Tor beeinflussten, um dadurch den Zugang zum Tor besser zu sichern. Dies gilt es näher zu untersuchen. Herauszufinden ist auch, wie der Bereich vor dem Tor genutzt worden ist.
Die beiden archäologischen Einrichtungen sind über die Fortsetzung der guten Zusammenarbeit, die 2013 begann, sehr erfreut. Wir freuen uns natürlich ebenfalls, mit neuen Erkenntnissen zur Erforschung eines unserer größten und wichtigsten Bodendenkmale beitragen zu können. Die Resultate von 2013 geben Anlass zu dieser Hoffnung.
Die Ausgrabungen werden im Mai beginnen und im Spätsommer wird es bei der Ausgrabung wieder einen „Tag der offenen Tür“ geben. Dann können Interessierte den Archäologen über die Schulter zu schauen.

Informationen bei:

Dr. Stefanie Klooß
Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein
Tel: 04621 387-28
Email: stefanie.klooss@alsh.landsh.de

Overinspektør Lennart S. Madsen
Museum Sønderjylland – Arkæologi Haderslev
Tel: 0045 7352 3452
Email: lema@museum-sonderjylland.dk

Archäologen auf den Spuren der Wikinger in Haithbau

Gruppenbild mit  Dr. Sven Kalmring, Ute Drews, Dr. Kirsten Jensen-Huß und Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim vor einem Plan von Haithabu

Ein Bericht über die Ausgrabung in Haithabu aus dem Jahr 2017.

Die Luftaufnahme zeigt einen Blick über den Halbreiswall Richtung Schleswig. Im Vordergrund liegen rechts die Wikingerhäuser, linksseitig befindet sich noch innerhalb des Halbkreiswalles das Grabungszelt.
Der Blick über die Wikingerhäuser Richtung Schleswig zeigt linksseitig durch das Grabungszelt die Lage des untersuchten Geländes.

Die große Attraktion in der Museumssaison 2017 ist die archäologische Ausgrabung im historischen Gelände. Mit ihr wird die über 100jährige Forschungsgeschichte fortgeschrieben. Nur wenige Meter von den rekonstruierten Wikinger Häusern entfernt nehmen Archäologen eine 1939 abgebrochene Ausgrabung im Flachgräberfeld wieder auf. Im Grabungszelt ist ein Besucherbereich eingerichtet worden. Von hier aus kann man den Archäologen bei ihrer Arbeit zuschauen und sich anhand von Informationstafeln umfassend mit den Grabsitten im wikingerzeitlichen Haithabu und der aktuellen Ausgrabung auseinandersetzen.

Grabungsleiter Dr. Sven Kalmring und Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim präsentieren auf einer Schautafel spektakuläre Goldfunde.
Grabungsleiter Dr. Sven Kalmring und Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim präsentieren auf einer Schautafel spektakuläre Goldfunde.


Der finnische Archäologe Helmer Salmo vom Nationalmuseum in Helsinki öffnete im August 1939 eine 6,5 x 5 m große Fläche. Hier hat er spektakuläre Metallfunde geborgen, darunter ein filigranverzierter Goldanhänger, eine goldene Fibel mit einer byzantinischen Münze, eine silberne Kugelnadel sowie eine Bronzeschnalle und ein vollständiges Schwert. Eiserne Sargnägel in den oberen Schichten waren Hinweise auf einen Bestattungsplatz. Wegen des Kriegsausbruchs musste Salmo die Grabung schon nach 14 Tagen überstürzt beenden. Die Befunde in einem halben Meter Tiefe wurden mit Dachpappe abgedeckt und anschließend wieder zugeschüttet.


Diese Altgrabung ist jetzt wieder geöffnet worden, um die damals dokumentierten Funde zu überprüfen und weitere Gräber zu untersuchen. Eine hilfreiche Orientierung bieten in diesem Zusammenhang die geophysikalischen Untersuchungen von 2002 sowie systematische Metalldetektorbegehungen aus dem Jahr 2003.

Ein Blick auf die Ausgrabungsfläche.
Ein Blick auf die Ausgrabungsfläche.


Mit der geplanten Erweiterung der Grabungsfläche ab Juli 2017 wird erwartet, Gräber aus der Spätphase von Haithabu aus dem 10. und 11. Jahrhundert untersuchen zu können. Skelettmaterial wird mit modernen anthropologischen Methoden untersucht und für aDNA- und Isotopen-Analysen herangezogen. Diese versprechen Erkenntnisse über die Zusammensetzung der späten Bevölkerung in Haithabu, deren Herkunft und Verwandtschaftsbeziehungen, aber auch Aussagen zu ihrem Gesundheitszustand und ihrer Ernährung. Auf diese Weise können neue Erkenntnisse über die Lebensverhältnisse der Bewohner von Haithabu gewonnen werden.

Wikinger Museum Haithabu, 4. April 2017

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