Ein Projekt zur Welterbe-Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Letzte Aktualisierung: 22.08.2022
Der Klimawandel zählt zu den größten Bedrohungen für den Erhalt von UNESCO-Welterbestätten. Welterbestätten vor dem Klimawandel zu schützen und zugleich ihr Potential für nachhaltige Entwicklung zu nutzen, ist deshalb eine zentrale Aufgabe für aktuelle und kommende Generationen. Das Projekt „Young Climate Action for World Heritage“ des Institute Heritage Studies und der Deutschen UNESCO-Kommission verknüpft Welterbe-Bildung mit der Agenda 2030 und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).
Klimawandel an UNESCO-Welterbestätten: International gemeinsam handeln
Konkret arbeiten Schüler aus UNESCO-Projektschulen und weiteren Schulen in Deutschland sowie europäischen Partnerländern an einer von sechs Welterbestätten:
Wattenmeer
Archäologischer Grenzkomplex Haithabu und Danewerk
Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft
Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin
Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří
Brüdergemeine Herrnhut (Welterbe-Kandidat)
Über ein Schuljahr hinweg setzen sich die Schüler*innen kreativ mit folgenden Fragen auseinander: Was bedeutet uns das gemeinsame Erbe? Inwiefern ist es durch den Klimawandel bedroht oder hilft es, diesen abzumildern? Und vor allem: Wie können wir Verantwortung für den nachhaltigen Erhalt der Welterbestätte und die Bekämpfung des Klimawandels vor Ort übernehmen? Die grenzübergreifende Zusammenarbeit der Jugendlichen an den Welterbestätten trägt dem Umstand Rechnung, dass Klimaschutz international ein gemeinsames Handeln erforderlich macht. Ein Grundprinzip der BNE – global denken, lokal handeln – wird so an Welterbestätten praktisch erfahrbar.
Young Climate Action an der Welterbestätte Haithabu und Danewerk
Der Archäologische Grenzkomplex Haithabu und Danewerk ist eine von fünf Welterbestätten, an denen das Projekt durchgeführt wird.
Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist für den langfristigen Erhalt des Grenzkomplexes Haithabu und Danewerk essentiell. Der Schutz der archäologischen Funde ist dabei eng verbunden mit dem Landschafts- und Gewässerschutz und deren dauerhafter Pflege. Im Projekt soll bei jungen Menschen ein Verständnis für die Bedeutung und den langfristigen Erhalt des Kultur- und Naturerbes vor dem Hintergrund des Klimawandels gefördert werden. Die Ergebnisse der Jugendlichen sollen dauerhaft in die Bildungsarbeit der Welterbestätte einbezogen und Synergien zu vorhandenen Projekten geschaffen werden.
Mögliche Themen im Projekt in der Welterbestätte Haithabu und Danewerk sind direkte und indirekte Einflüsse des Klimawandels sowie Raum für kreative Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs).
Herausforderungen des Klimawandels für den Erhalt und das nachhaltige Management von Haithabu und Danewerk
Die größtenteils aus Erde bestehenden Befestigungsanlagen des Danewerks und des Halbkreiswalls von Haithabu sind ein zentraler Bestandteil der Welterbestätte. Die Stabilität und der Erhalt der Erdwälle sind schon und werden zukünftig mehr von Starkregenereignissen und Regenerosion gefährdet. Das Denkmal verkleinert und verändert sich durch die stetige Abtragung von Grassoden und Erde.
Trockenheit und Veränderung der Bodenbeschaffenheit
Einer der Gründe, weshalb Haithabu und das Danewerk heute für die Forschung so wichtig sind und weshalb der Siedlungsbereich und die Wallanlagen Welterbe wurden, ist die besondere archäologische Funderhaltung im Boden. Sollte sich die Bodenbeschaffenheit durch Veränderung des Klimas ändern, beispielsweise durch Austrocknen bestimmter Gebiete oder Senken des Grundwasserspiegels, führt das zu einer Verschlechterung und im Zweifelsfall Zerstörung der archäologischen Schätze. Durch Trockenheit kann aber auch die Aktivität von Kleintieren wie Wühlmäusen und Maulwürfen zunehmen. Diese zerstören durch ihre Arbeit die Fundzusammenhänge der obersten Erdschichten. Dies ist bereits in Haithabu deutlich zu beobachten.
Veränderung der Temperatur und des Salzgehalts des Wassers
Ein Teil des Danewerks – das Seesperrwerk – liegt unter Wasser. In der Schlei an der Spitze der Halbinsel Reesholm wurde eine massive, kilometerlange Holzkonstruktion gefunden, die durch die sauerstoffarmen Lagerungsbedingungen unter Wasser noch gut erhalten ist. Bedroht werden die Holzüberreste jedoch, wie so viele hölzerne Bauten im Wasser, durch die Holzbohrmuschel (Teredo navalis), die sich in Gängen durch die Holzbalken frisst. Die Holzbohrmuschel lebt vorzugsweise in salzhaltigem Wasser. Mit steigendem Salzgehalt und steigender Temperatur in der Schlei aufgrund des Meeresspiegelanstiegs verbessert sich der Lebensraum für sie und damit die Gefahr, dass Holzstrukturen in der Schlei und angeschlossenen Gewässern (Uferbereich Haddebyer Noor) schneller zerstört werden.
Verringerung der Biodiversität und des Biotopverbunds
Große Teile der Kernzone der Welterbestätte stehen unter Naturschutz. Die Pufferzone ist zu großen Teilen zusätzlich als Landschaftsschutzgebiet ausgezeichnet. Im Naturschutzgebiet Haithabu-Dannewerk finden sich zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten, die auf ihren bestimmten Lebensraum und dessen Beschaffung angewiesen sind. Das Naturschutzgebiet spiegelt die Überreste einer alten Naturlandschaft wieder und ist eng mit dem Schutz der Welterbestätte verbunden. Klimaveränderungen, beispielsweise durch Temperaturanstieg, haben Einfluss auf die Vegetationsperioden und das Pflanzenwachstum – es kommt längerfristig zu einer Verschiebung der Artengrenzen von Süden nach Norden und dadurch auch zu einer Verschiebung der Insektenarten. Es kann außerdem die Anzahl der invasiven Arten (Neophyten) zunehmen.
Auswirkungen des Ausbaus von Anlagen und Infrastruktur erneuerbarer Energien im Zuge des Klimawandels auf die Welterbestätte
Der Ausbau beispielsweise von Windenergieanlagen, Biogasanlagen sowie Fotovoltaik-Anlagen, die im Zuge der nachhaltigen Energieerzeugung in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen werden, beeinflussen die Wahrnehmbarkeit, Erfahrbarkeit und Naturnähe der Welterbestätte. Es entstehen konkurrierende Raumnutzungsansprüche von Landwirtschaft, Siedlungsentwicklung, erneuerbaren Energien sowie Denkmal- und Naturschutz, touristische Nutzung und denkmalgerechte Besucherlenkung. So kommt es zu Transformationslandschaften, in denen Freiräume mit historisch bedeutenden Strukturen technisch überprägt werden.
Projektergebnisse
Konkret wird vor Ort ein Schüler-Workshop umgesetzt (09. September 2022) sowie die Ergebnisse der Schüler präsentiert (Juni 2023). Diese und die Ergebnisse der anderen Schüler-Workshops der weiteren beteiligten Welterbestätten fließen in eine Handreichung "Praxisimpulse Welterbebildung und Klimawandel" ein. Das fördert eine Verankerung der Themen Welterbe, Haithabu und Danewerk, der globalen Nachhaltigkeitsziele sowie von Inhalten der Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Schulunterricht. Außerdem bietet das Projekt die Möglichkeit, mit anderen Welterbestätten in Kontakt zu treten, sich über die Bildungs- und Vermittlungsarbeit auszutauschen und Synergien zu knüpfen.
Projektlaufzeit, Förderung, Zusammenarbeit
Das Projekt beginnt mit einem Kick-Off-Webinar im September 2022 und endet mit der Veröffentlichung der Handreichung im Dezember 2023.
„Young Climate Action for World Heritage“ wird vom ALSH, Welterbebüro in Höhe von 20.000,- €uro gefördert. Das Welterbebüro erhält Unterstützung durch die Koordination der Welterbe-Bildung der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, die vor allem die Projekt- und Bildungsarbeit vor Ort übernehmen wird. Wir arbeiten im Projekt mit folgenden Schulen zusammen:
A.P. Møller Skolen in Schleswig
Klaus-Harms-Schule Kappeln
und eventuell die Domschule Schleswig.
Geplante Workshop-Termine
Auftakt-Webinar für alle:
09. September 2022: Welterbe und Klimawandel - Zoom-Webinar in englischer Sprache mit allen beteiligten Welterbestätten, Lernenden und Lehrkräften
24.-27.10.2022: Workshop „Archäologischer Grenzkomplex Haithabu und Danewerk“- Workshop in Haithabu, Unterkunft: Jugendherberge Borgwedel
Geplante Präsentations-Termine
04.11.2022: IHS-Event „50 Years World Heritage Convention: Shared Responsibility – Conflict & Reconciliation”, Berlin
24.11.2022: denkmal-Messe, Leipzig - Tagung zum Klimawandel, Welterbestätten und Bildung, geplante Vorstellung des Projektes
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