Schleitaucher entdeckt weitere ENIGMA-Chiffriermaschinen aus dem Zweiten Weltkrieg
In Kooperation mit Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft soll eine Maschine weitergehend untersucht werden.
Letzte Aktualisierung: 04.03.2021
Die ENIGMA in der Geltinger Bucht
Erst im November 2020 machten Forschungstaucher von Submaris einen zufälligen Fund in der Geltinger Bucht: eine Chiffriermaschine der Deutschen aus dem Zweiten Weltkrieg. Das ALSH berichtete (Übergabe der ENIGMA). In der Werkstatt des Museums für Archäologie auf Schloss Gottorf wird dieser Fund derzeit restauriert.
In Kooperation mit Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft plant das ALSH, die Maschine weitergehend zu untersuchen. Dabei stehen zerstörungsfreie Verfahren, wie die 3D-Computertomografie, im Fokus. So sollen dreidimensionale Darstellungen des Äußeren wie Inneren der ENIGMA entstehen. Ein Ziel dabei ist, die bestmöglichen Eingangsvoraussetzungen zu schaffen, um dieses Relikt vom Ende des 2. Weltkrieges langfristig bewahren zu können und gleichzeitig detailliert wissenschaftlich zu dokumentieren und auszuwerten.
Nun wurden bei Taucharbeiten der Firma Schleitaucher sechs weitere Chiffriermaschinen gefunden: „Bei der Suche nach einem verlorenen Propeller bin ich auf einen Haufen entsorgter ENIGMA-Maschinen gestoßen, mindestens fünf Stück an der Zahl. Teilweise sind sie offensichtlich bereits vor dem Entsorgen unbrauchbar gemacht worden“, teilte der Finder Christian Hüttner dem ALSH mit.
Wie diese ENIGMAs dorthin gelangt sind, ist eine derzeit noch offene und spannende Forschungs- bzw. Ermittlungsfrage. Ort und Umstand eines jeden archäologischen Fundes sind wichtige Bestandteile der Entdeckung, um die individuelle Geschichte und den historischen Zusammenhang dahinter begreiflich zu machen, der schließlich den kulturellen Wert solcher relativ jungen archäologischen Fundstücke ausmacht.
Historischer Hintergrund: Nutzer und Modelle
Die Erfindung der Chiffriermaschine Enigma durch einen deutschen Ingenieur wurde bereits 1918 patentiert. Seit Mitte der 1920er Jahre wurde sie jedoch vom zivilen Markt genommen, um die Erfindung der militärischen Nutzung durch die Wehrmacht vorzubehalten. Absolute Geheimhaltung und die Zerstörung der Maschinen vor der Entdeckung durch den Feind waren daher vorgesehen. Schätzungsweise 100.000 bis 200.000 solcher Geräte wurden auf deutscher Seite während des Zweiten Weltkriegs gebaut. Es existierten dabei eine Vielzahl an unterschiedlichen Modellen, da die Deutschen die Chiffriermaschine stetig weiterentwickelten. Erste Erfolge zur Entschlüsselung deutscher Funksprüche erreichten Experten des polnischen Geheimdienstes. Mithilfe dieser Erkenntnisse gelang es in der Folge britischen Mathematikern ab 1940 Funksprüche zu dechiffrieren und so wichtige Kampferfolge zu erzielen. Die meistverwendete Variante war die ENIGMA I, die vor allem beim Heer und der Luftwaffe im Einsatz war. Die Kriegsmarine nutzte beispielsweise in ihren U-Booten das weiterentwickelte Modell „M4“.
Auch die sechs neu geborgenen ENIGMA-Maschinen müssen, wie der Fund im November 2020, fachgerecht konserviert werden, denn sonst würde vor allem das Metall der Maschinen in Kürze weiter zerfallen. Bevor die Chiffriermaschinen in der Werkstatt des Museums für Archäologie auf Schloss Gottorf restauriert werden, werden sie im Archäologischen Landesamt registriert und fotografiert. Eine Ausstellung zu ENIGMA-Chiffriermaschinen im Museum für Archäologie ist nach Abschluss der Konservierung geplant.
Es ist anzunehmen, dass zahlreiche weitere ENIGMAs in schleswig-holsteinischen Gewässern versenkt wurden. Sie sind Teil der jüngeren deutschen Geschichte und ihre Fundorte können Aufschluss zu den Ereignissen am Ende des 2. Weltkrieges erbringen und sind auch wichtige Gedenkorte. Ein wichtiges denkmalpflegerisches Ziel für diese archäologischen Kulturdenkmale ist jedoch ihr Erhalt in situ, um auch in der Zukunft weitere Forschungen zu diesem Thema zu ermöglichen.
Das bedeutet, dass Entdeckungen von ENIGMAs und anderen Zeugen der militärischen Geschichte, z. B. Schiff- oder Flugzeugwracks, an ihrem Fundort belassen werden sollen und eine Fundmeldung, am besten in Kombination mit Fotos vom Fundort, an das Archäologische Landesamt erfolgen muss. Darüber hinaus verbietet sich eine Nachsuche aufgrund der Gefahr durch häufig in der Umgebung lagernde Kampfmittel.
Weitere Informationen zur ENIGMA in deutschen Museen
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