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Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein : Thema: Ministerien & Behörden

Amrum

Erforschung der eisenzeitlichen Siedlung Nebel LA 431 unter den Dünen

Letzte Aktualisierung: 29.07.2022

Freigelegte Fundstelle im Dünental Nebel LA 431 aus mindestens zwei Langhäusern und einem Pflaster mit Arbeitsbereich.
Freigelegte Fundstelle im Dünental Nebel LA 431 aus mindestens zwei Langhäusern und einem Pflaster mit Arbeitsbereich.

Der breite Dünengürtel auf der Westseite der nordfriesischen Insel Amrum hat sich erst in jüngerer Zeit gebildet und überlagert vorgeschichtliche Siedlungsspuren und Begräbnisplätze, die durch die Sandbedeckung teilweise hervorragend konserviert wurden. Ungefähr seit 2017 sind durch Windausblasung in einem Dünental in der Nähe der Vogelkoje Meeram zwischen den Orten Nebel und Norddorf zunehmend Siedlungsfunde in einer Kulturschicht mehr und mehr freigelegt worden. Die neu entdeckte Fundstelle LA 431 wurde durch den Vertrauensmann für archäologische Denkmale auf der Insel Amrum Jens Quedens regelmäßig kontrolliert. Schließlich zeigten sich sogar erhaltene Steinpflaster, die jedoch durch die unbewusste Zerstörung durch Spaziergänger gefährdet waren.

Daher wurden in den Jahren 2020 und 2021 die dort freiliegenden Steinpflaster in kleinen Ausgrabungskampagnen durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA) und ehrenamtlichen Helfern dokumentiert. Kleine Sondagen und Probennahmen ergänzen die Erforschung des Gehöftes der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit / beginnenden Römischen Kaiserzeit mit mindestens zwei Langhäusern und einem gepflasterten Hofplatz Nebel LA 431.

Teil eines Langhauses auf Fundstelle Nebel LA 431. Mistgang mit Auslauf.
Teil eines Langhauses auf Fundstelle Nebel LA 431. Mistgang mit Auslauf.

Der ehemalige Laufhorizont der Siedlung ist durch umfangreich erhaltene Steinpflasterungen gekennzeichnet. Teilweise werden diese durch eine massive Kulturschicht abgedeckt, die gebrannte Lehmreste, Klei, Holzkohle und zahlreiche Keramikfunde enthält. Neben einem etwa auf 25 erhaltenen Hofpflaster, in das eine große Grube und eine Feuerstelle eingelassen sind, konnten mindestens zwei sogenannte Mistrinnen dokumentiert werden, die sorgfältig aus Steinen gesetzt sind und den längsverlaufenden Mittelgang im Stallteil des Langhauses darstellen.

Das freigewehte Dünental und benachbarte Dünentäler wurden durch das Institut für Angewandte Geophysik der Universität Kiel (CAU) untersucht. Das magnetische Messbild des Siedlungsbereiches zeigt deutliche Unterschiede zur Umgebung des Fundplatzes.

Erste archäobotanische Analysen zeigen Nacktgerste (Hordeum vulgare nudum) als hauptsächlich angebautes Getreide. Typische Unkräuter weisen auf nährstoffreiche Standorte, aber auch auf arme, sandige Ackerböden hin. Zahlreiche nachgewiesene Calluna-Pollen belegen die umfangreiche Verheidung in der Umgebung der Siedlung. Dies weist sicher auf eine starke Übernutzung der armen Böden der Kulturlandschaft hin.

Radiokarbonanalysen an verkohlten Getreidekörnern und Holzkohlen zeigen eine kurze Laufzeit der Besiedlung zwischen etwa 100 v. Chr. und 100 n. Chr. Dennoch sind auf dem Fundplatz LA 431 mehrere Langhausphasen dokumentiert. Mindestens einmal hat ein Brandereignis stattgefunden. Davon zeugen intensive Brandspuren auf der Lehmtenne im Wohnteil des Langhauses um den gepflasterten Herd herum. Aus diesem Bereich konnte ein zerscherbtes, jedoch fast vollständiges, einhenkeliges Gefäß mit Kannelurverzierung und einer Reihe von gestempelten Kreisaugen geborgen werden. Während der Großteil des keramischen Fundmaterials unverziert ist und die verdickten, facettierten Rändern in den Zeitabschnitt um Christi Geburt gehören, verweist das verzierte Gefäß auf eine Verbindung zum nördlichen Jütland.

In der nahen Umgebung des aktuell untersuchten Fundplatzes wurden in den1970er und 1980er Jahren weitere Hausgrundrisse gleicher Zeitstellung durch Prof. Dr. Hans Hingst in freigewehten Dünentälern beschrieben. Noch bleibt ungeklärt, ob es sich hier um ein weitläufig besiedeltes Dorf oder um wandernde Höfe mit nur kurzer Lebensdauer handelt.

 

Kooperationspartner:

Dr. Ruth Blankenfeldt, Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA)

https://zbsa.eu/ruth-blankenfeldt/

Dr. Walter Dörfler, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), Institut für Ur- und Frühgeschichte, Pollenanalyse

https://www.ufg.uni-kiel.de/de/professuren-bereiche/archaeobotanik

Dr. Svetlana Khamnueva-Wendt und Prof. Dr. Eileen Eckmeier, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), Institut für Ökosystemforschung

https://www.ecosystems.uni-kiel.de/de/abteilung/abt_geoarch_umwelt

Dr. Dennis Wilken und Dr. Bente Majchczack, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), Institut für Angewandte Geophysik

https://www.appliedgeophysics.ifg.uni-kiel.de/de

Dr. Henrike Effenberger, Effenberger Archäobotanik

https://effenberger-archaeobotanik.de/

 

 

Freigelegtes Hofpflaster auf Fundstelle Nebel LA 431. Hier wird die Grabungsstelle mit dem Tachymeter eingemessen.
Freigelegtes Hofpflaster auf Fundstelle Nebel LA 431. Hier wird die Grabungsstelle mit dem Tachymeter eingemessen.

 

Profil durch die Grube im Hofpflaster auf Fundstelle Nebel LA 431.
Profil durch die Grube im Hofpflaster auf Fundstelle Nebel LA 431.

 

 

 

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