Das Jahr neigt sich dem Ende. Der Wind ist eisig und Väterchen Frost hält weite Teile des Nordens fest im Griff. Während sich viele Schleswig-Holsteiner in ihren warmen Stuben für den Jahreswechsel rüsten, machen sich Horden von verkleideten Kindern auf und ziehen singend von Haus zu Haus.
Letzte Aktualisierung: 17.10.2022
Anders als die unheimlichen Gestalten des beliebten amerikanischen Kürbisfestes lassen sie jedoch Zahnpasta und Toilettenpapier zu Hause. Um ihrer Forderung nach Süßem Ausdruck zu verleihen, bedienen sie sich stattdessen eines alten Instruments: dem Rummelpott.
Weidenstock und Schweinsblase
Der traditionelle Rummelpott ist schnell gebaut. Aus Blechdose, Schweinsblase und Weidenstock wird mit einigen geschickten Handgriffen ein Musikinstrument. Die Schweinsblase oder ersatzweise dünnes, reißfestes Leder wird straff über die Dosenöffnung gezogen und ein Weidestock hineingesteckt. Mit angefeuchteten Fingern kann dieser gedreht und gerieben werden. Das Ergebnis ist ein unheimlicher, dumpfer Ton, zu dem die Kinder ihre alt überlieferten Lieder singen.
Traditionsreicher Kinderspaß
Bereits seit mehreren Jahrhunderten ziehen kleine Gestalten singend und reimend am frühen Silvesterabend durch die Straßen. Sie tragen fantasievolle Kostüme und verabschieden mit Gesang und lautstarkem Poltern das alte Jahr. Die Hausbewohner bedanken sich bei ihnen mit Süßigkeiten. Wer die kleine Spende verwehrt, erntet als vermeintlicher Geizkragen ein Spottlied.
Die heute noch in weiten Teilen Schleswig-Holsteins, Niedersachsens und Südjütlands verbreitete Variante des Rummelpottlaufens geht vermutlich bis in das 17. Jahrhundert zurück. Ihren Ursprung könnte sie in den Niederlanden haben, denn hier war der Rummelpott bereits ab dem 15. Jahrhundert als volkstümliches Musikinstrument bekannt. Von dort hat sie sich möglicherweise in den ostfriesischen und niederdeutschen Gebieten verbreitet.
Konkurrenz aus Amerika
Auch in Nordfriesland kennen und lieben die Kinder den alten Brauch. Auf Amrum kennt man das Rummelpottlaufen als "Hulken", der Föhrer Nachwuchs trifft sich am Silvesterabend traditionell zum "Kenknen". Das Rummelpottlaufen ist in vielen Teilen Schleswig-Holsteins und Süddänemarks nach wie vor sehr beliebt. Mit dem Halloween-Fest hat es jedoch ernsthafte Konkurrenz bekommen.
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