Nachrichtentechnik, Klimaforschung, Physik. Schleswig-Holstein hat zahlreiche bedeutende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hervorgebracht.
Letzte Aktualisierung: 12.03.2025
Hermann Anschütz-Kaempfe
(1872 - 1949), Konstrukteur, Fabrikant, Erfinder des Kreiselkompass und Freund von Albert Einstein. Hermann (Franz Joseph Hubertus Maria) Anschütz-Kaempfe studierte zunächst Medizin und dann Kunstgeschichte. Ab 1901 beschäftigte er sich mit der Weiterentwicklung des damals üblichen Magnetkompass. 1904 erprobte er mit Unterstützung der Kaiserlichen Marine in Kiel seinen ersten Kreisel-Richtungshalter, für den er auch ein Patent erhielt. 1905 gründete er in Kiel die Firma Anschütz. 1907 folgte dem Vorläufer der erste Kreiselkompass der Welt. 1925 folgte der verbesserte Kugelkompass.
Alexander Behm
(1880 - 1915), Wissenschaftler, führte als Leiter eines Forschungslabors in Wien Forschungen zur Ausbreitung von Schallwellen durch. Der Untergang der Titanic beeindruckte ihn so tief, dass er versuchte, ein Eisbergortungssystem zu entwickeln. Das Ergebnis seiner Forschungen war das Sonometer. Mit Hermann Anschütz-Kaempfe zusammen arbeitete er in Kiel weiter an seiner Entwicklung. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte er zudem das Behm-Lot, das als Echolot bekannt ist und heute auf keiner Schiffsbrücke mehr fehlen darf. Das Echolot ermöglicht nicht nur eine exakte Tiefenmessung der See. Es findet auch in Luftfahrt und Geologie Verwendung. Mehr als 100 Patente meldete Behm in seiner Schaffenszeit an und erlangte für seine Arbeit internationale Anerkennung und Auszeichnungen.
(1901 - 2002), Ingenieur und Unternehmer, zählt zu den berühmtesten Erfindern des 20. Jahrhunderts. Hell ist der Erfinder der Faxtechnologie und der Pionier der Nachrichtentechnik. Er schaffte die wesentlichen Voraussetzungen zur Mechanisierung, Rationalisierung und Qualitätsverbesserung der modernen Medientechnik. Unter anderem erfand Hell die Bildzerlegerröhre (1925), den Hellschreiber (1929), den Klischographen (1951) und das Faxgerät (1956). Er wurde mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Gutenberg-Preis ausgezeichnet. Im Alter von 100 Jahren starb der Ehrenbürger Kiels in der Landeshauptstadt, wo seine Firma jahrelang ihren Sitz hatte.
(geboren 1954), Klimaforscher, wurde in Hamburg geboren, studierte dort und war zwanzig Jahre am Max-Planck-Institut für Meteorologie tätig. Seit 2003 ist er Professor am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-Geomar in Kiel. Der renommierte Wissenschaftler gilt als einer der bekanntesten Klima-Experten und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Landesverdienstorden.
(1895 - 1976), Kunsthistorikerin und Malerin, studierte nach Malaufenthalten in Berlin Kunstgeschichte in Kiel und promovierte dort 1929. Ab 1932 arbeitete sie in der Kieler Kunsthalle, deren Kustos sie 1947 wurde. Nach ihrer Pensionierung widmete Martius sich der Wissenschaft, unter anderem verfasste sie "Die schleswig-holsteinische Malerei im 19. Jahrhundert".
Johanna Mestorf
(1828 - 1909), Literatin, war erste Professorin an der Universität Kiel und erste Museumsdirektorin Deutschlands. Als Autodidaktin erwarb sie ohne Fachstudium Reputation auf dem Gebiet der Volkskunde und Archäologie. Nach längeren Auslandsaufenthalten wirkte sie als Kustodin am schleswig-holsteinischen Museum vaterländischer Altertümer. 1891 wurde sie Direktorin des Museums für Altertümer in Kiel, acht Jahre später erhielt sie als eine der ersten Frauen überhaupt einen Professorentitel. Das Kaiserpaar verlieh ihr zudem den Frauenverdienstorden.
Hans Momsen
(1735-1811), Mathematiker, Autodidakt und Universalgelehrter – der im nordfriesischen Fahretoft geborene Landwirtssohn Hans Momsen brachte sich schon in seiner Schulzeit mathematische Theorien selbstständig bei. Neben seiner Arbeit im Deichbau eignete sich Momsen stetig neues Wissen an, etwa in Astronomie und Anthropologie. Seine Privatbibliothek umfasste 600 Fachbücher in sechs Sprachen. Auch in der Mechanik war er sehr begabt und fertigte eigens verschiedenste Messgeräte, Uhren sowie eine Orgel für die örtliche Kirche. Später wirkte er als Privatlehrer und Deichvogt – sogar Theodor Storm erwähnte ihn aufgrund seines Intellekts in seiner Novelle "Der Schimmelreiter". Die Hans-Momsen-Gesellschaft betreut sein ehemaliges Wohnhaus in Fahretoft. Seit 1986 verleiht der Kreis Nordfriesland den "Hans-Momsen-Preis" für besondere kulturelle Verdienste.
Adam Olearius
(1603 - 1671), Gelehrter. Der damaligen Mode entsprechend hatte der Gelehrte seinen Geburtsnamen Oehlschläger zu dem lateinisierten Olearius umgewandelt. Er galt als Universalgelehrter, der als Mathematiker ebenso brillierte wie als Geograph. Herzog Friedrich III. diente er als Sekretär. In dieser Eigenschaft legte er aber auch die Gottorfer Bibliothek an und konstruierte mit Andreas Bösch den Riesenglobus. Der begehbare, sehr genaue Globus war damals seiner Zeit weit voraus. Der Nachbau kann heute wieder im Schloss bewundert werden. Als Chronist begleitete Olearius eine Expedition nach Russland und Persien. Seine Reisebeschreibungen unter dem Titel "Oft begehrte Beschreibung der neuen orientalischen Reise" wurde zum Bestseller. Sie gilt als eine der frühesten wissenschaftlichen Reisebeschreibungen in deutscher Sprache. Olearius' Landkarten von Persien waren lange Zeit die genauesten ihrer Art.
(1846 - 1908), Pädagoge und Philosoph, zählte um 1900 zu den bekanntesten Gelehrten in Deutschland. Geboren in Langenhorn in Nordfriesland, wurde er Professor für Philosophie und erster deutscher Professor für Pädagogik an der Berliner Universität. Immer wieder mischte er sich in die Politik ein und schaffte es, in scharfer Kontroverse mit Kaiser Wilhelm II. die Monopolstellung des altsprachlichen Gymnasiums zu brechen. Paulsen gilt als Begründer des modernen Gymnasiums und prägte mit mehreren grundlegenden Werken die Wissenschaft der Pädagogik. Seine Werke wurden in mehrere Weltsprachen übersetzt.
Ferdinand Tönnies
(1855 - 1936), Soziologe, studierte unter anderem Philologie und Philosophie an verschiedenen Universitäten und ging 1913 als Professor für Staatswissenschaften nach Kiel. Neben Max Weber und Werner Sombart gilt Tönnies als Begründer der wissenschaftlichen Soziologie als akademisches Lehrfach und entwickelte hierfür eine grundlegende Systematik. Als Gegner der Nationalsozialisten wurde er 1933 ohne Pensionsberechtigung aus dem Staatsdienst entlassen.
Carl Friedrich von Weizsäcker
(1912 - 2007), in Kiel geborener Physiker, Philosoph und Friedensforscher, empfand seine Mitarbeit am deutschen Atomprogramm während der Nazi-Zeit später als große Schuld. Sein restliches Leben lang war er davon überzeugt, dass Wissenschaftler eine politische Verantwortung tragen. 1957 war er deswegen Hauptinitiator der "Göttinger Erklärung", mit der sich 18 Kernforscher gegen eine Aufrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen aussprachen. Fünf Jahre später wandte er sich erneut gegen ähnliche Pläne der Bundesrepublik. 1957 übernahm er eine Philosophieprofessur in Hamburg. 1970 gründete er in Starnberg das Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt, das er bis 1980 gemeinsam mit dem Philosophen Jürgen Habermas leitete. Weizsäcker wurde mit Preisen und Auszeichnungen überhäuft. Seine Wahl zum Bundespräsidenten lehnte er aber ab und überließ das Amt seinem jüngeren Bruder Richard von Weizsäcker.
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