Iris Janßen, Geschäftsführerin der Landes-Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände
"Nachhaltigkeit hat in Zeiten von Krieg und Krisen besondere Relevanz. Wir waren noch gestresst durch die Pandemie, als der russische Angriffskrieg im Februar 2022 die Welt erschütterte und bis heute in großer Angst und Unsicherheit hält. Ohne die bis dahin und weiterhin wütenden Kriege an anderen Orten in der Welt zu vergessen, macht uns die russische Invasion in einem europäischen Land die Bedrohung nicht nur wegen der räumlichen Nähe besonders betroffen. Inflation, Energiekrise und der damit einhergehende Kampf um die Existenz beherrschen die Gedanken vieler Menschen in unserem Land. Wie sieht unser Morgen aus? Da sind die immer noch nicht ernsthaft in Angriff genommene Klimakrise, die Flüchtlingsbewegungen, daraus resultierende Hunger- und Krankheitslagen, weit von uns entfernt, aber auch ganz in unserer Nähe. Vulnerable Gruppen werden von diesen Zuspitzungen besonders hart und immer wieder neu getroffen und hier erkennen wir den großen Zusammenhang aller Nachhaltigkeitsthemen.
Bei sozialer Nachhaltigkeit geht es um den Menschen. Wie kann es gelingen, allen Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen? Ich glaube nicht an globale Patentlösungen, wohl aber an eine Gestaltung der größeren und kleineren Leuchttürme. Der Nachhaltigkeitspreis zeichnet diese Leuchttürme aus. Die Projekte, die hier vorgestellt werden, weisen sich aus durch Respekt, Wertschätzung und Toleranz. Sie achten die Lebensweisen anderer und spiegeln Verantwortung für das Leben aller Generationen. Sie suchen das Gespräch, geben Unterstützung und stehen für Gerechtigkeit. Es geht in jedem Projekt im Kern um ein gutes Leben für alle. Die Projekte, die wir im Rahmen des Nachhaltigkeitspreises kennenlernen dürfen, verändern nicht die Welt, aber sie verbessern sie in einem bestimmten Kontext unserer Umgebung für ganz bestimmte Menschen. Sie sind das Zeichen, das diese krisengeschüttelte Welt braucht; Hoffnung, Zuversicht und optimistische Gesellschaftsgestaltung. Wir können gar nicht genug davon bekommen! Ich bin stolz, in der Jury dabei sein zu dürfen."