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Thema : Umweltbezogener Gesundheitsschutz

Ewigkeitschemikalien PFAS

wo sie vorkommen und was man über sie wissen sollte

Letzte Aktualisierung: 15.08.2024

Was sind PFAS und wo kommen sie vor?

PFAS ist die Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Hierbei handelt es sich um organische Fluorverbindungen, die auch als Per- und Polyfluorchemikalien (PFC) oder perfluorierte Tenside (PFT) bekannt sind. Chemisch gesehen bestehen PFAS aus aliphatischen, also offenen, kettenförmigen Kohlenstoffverbindungen verschiedener Länge, bei denen die Wasserstoffatome am Kohlenstoffgerüst vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt worden sind. PFAS kommen nicht in der natürlichen Umwelt vor, sondern gelangen durch menschliche Aktivitäten dorthin, sind also anthropogenen Ursprungs. Insgesamt umfasst die Stoffgruppe mehr als 10.000 verschiedene Verbindungen. PFAS werden abhängig von der Länge der Kohlenstoffkette und den damit verbundenen unterschiedlichen chemischen Eigenschaften in kurz- (bis maximal 6 Kohlenstoffatome) und langkettig (mehr als 5 beziehungsweise 6 Kohlenstoffatome) unterteilt. Die bekanntesten Vertreter dieser Gruppe sind Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroktansäure (PFOA). PFAS und ihre Abbauprodukte sind chemisch und thermisch extrem stabil und daher in der Umwelt persistent – eine Eigenschaft, die ihnen den Namen als „Ewigkeitschemikalien“ beschert hat. Aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Wirkung finden PFAS zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, zum Beispiel in Funktionskleidung, Löschschäumen oder Antihaftbeschichtungen, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Sind PFAS problematisch für die Gesundheit?

Aufgrund ihrer Eigenschaften und der Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten kommen PFAS mittlerweile nahezu überall in der Umwelt vor. Einige reichern sich hierbei entlang der Nahrungskette an und sind mittlerweile in nahezu allen Organismen nachweisbar, einschließlich dem Menschen. Dies betrifft vor allem die langkettigen PFAS, während die kurzkettigen sich durch eine hohe Mobilität auszeichnen. So liegt beispielsweise die Halbwertszeit der kurzkettigen Perfluorhexansäure (PFHxA) im Blut beim Menschen im Bereich von Tagen, während diese bei den langkettigen PFAS bis zu einigen Jahren betragen kann. PFAS können schädlich für den Menschen sein. So wurden erhöhte Konzentrationen der bekannten PFOA und PFOS im menschlichen Blut mit einer verminderten Wirkung von Impfungen, einer erhöhten Neigung zu Infekten sowie erhöhten Cholesterinwerten in Verbindung gebracht und können bei Nachkommen ein verringertes Geburtsgewicht zur Folge haben.

Über welche Quellen gelangen PFAS in den Menschen?

Menschen nehmen PFAS vor allem über Lebensmittel auf. Am häufigsten sind die Substanzen in Trinkwasser, Fisch, Obst, Eiern und Eiprodukten zu finden, aber auch in Innereien, Milch und Milchprodukten. Vor allem die kurzkettigen PFAS sind gut wasserlöslich. Sie werden im Boden kaum zurückgehalten und gelangen so schnell ins Grundwasser. Eine 2022 in Schleswig-Holstein durchgeführte Untersuchung, bei der gezielt durch Verdachtsflächen beeinflusste Trinkwasserbrunnen beprobt wurden, konnte nur geringfügige Mengen an PFAS im Trinkwasser nachweisen. Die Studie lässt aufgrund der Art und Anzahl der Probenahme keine grundsätzliche Aussage zur Qualität des Trinkwassers in Schleswig-Holstein zu. Dennoch ist erwähnenswert, dass die Konzentrationen in den getesteten Grundwasserproben alle unterhalb des damals gültigen Trinkwasserleitwerts von 0,1 Mikrogramm pro Liter (µg/L) lagen und somit als moderat anzusehen sind. Die Ergebnisse dieser Studie können im Landesportal Schleswig-Holstein unter „Trinkwasser Aktuell“ eingesehen werden. Der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zufolge weisen Kleinkinder und andere Kinder die höchste Exposition auf. Kritisch betrachtet werden muss hierbei auch die mögliche Weitergabe der PFAS über die Plazenta während einer Schwangerschaft oder später über die Muttermilch. In Abwägung von möglichen Risiken durch die Aufnahme von PFAS beim gestillten Kindsieht die Nationale Stillkommission aufgrund des nachgewiesenen Nutzens des Stillens bei der gegenwärtigen Datenlage derzeit jedoch keinen Grund von der bestehenden Stillempfehlung abzuweichen.

Rechtliche Lage

Da bislang innerhalb der EU nur einige Substanzen aus der Gruppe der PFAS umfassend bewertet und reguliert sind, wird derzeit die Beschränkung der gesamten Stoffgruppe in der EU-Chemikalienverordnung REACH zur angemessenen Kontrolle der Risiken durch Herstellung, Inverkehrbringen und Verwendung beschlossen. In Deutschland wurden als direkte Umsetzung der EU Trinkwasserrichtlinie (Richtlinie (EU) 2020/2184) bereits Grenzwerte für PFAS in die zweite Novellierung der Trinkwasserverordnung (TrinkwV, Juni 2023) aufgenommen. Für eine Gruppe von 20 relevanten Verbindungen als Summe aus je 10 Perfluorcarbon- und Perfluorsulfonsäuren (PFAS-20, C4-13) gilt mit einer Übergangszeit bis zum 12. Januar 2026 ein Grenzwert von 0,1 µg/L. Ergänzend wurde für PFAS-4 als Summe der 4 Vertreter mit der höchsten Toxizität, das sind PFOA, PFOS, PFHxS und PFNA (Perfluornonansäure), ein Grenzwert von 0,02 µg/L ab dem 12. Januar 2028 in die TrinkwV aufgenommen. Die EFSA hat sich bei ihrem jüngsten Gutachten aus dem Jahr 2020 auf die vier speziellen Verbindungen, PFAS-4 (siehe oben) in den Medien Trinkwasser, Fisch, Obst und Eiern konzentriert und einen Schwellenwert für die maximale wöchentliche Aufnahmemenge von 4,4 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht (ng/kg KG) festgelegt, die als gesundheitlich unbedenklich gilt3. Somit gelten zukünftig eine Untersuchungspflicht, Grenzwerte sowie Höchstgehalte für die Medien Trinkwasser und Lebensmittel, aber noch keine Kennzeichnungspflicht für Verbraucherprodukte, denen PFAS-Verbindungen zugesetzt sind.

Wo gibt es weiterführende Informationen?

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

FAQ des BfR zu PFAS: Gekommen, um zu bleiben: Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in Lebensmitteln und der Umwelt - BfR (bund.de)

PFAS in Lebensmitteln: BfR bestätigt kritische Exposition gegenüber Industriechemikalien - Stellungnahme Nr. 020/2021 des BfR vom 28. Juni 2021 (bund.de)

Umweltbundesamt (UBA)

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/publikationen/uba_sp_pfas_web_0.pdf

PFC-Portal: Umweltbundesamt: https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/chemikalien-reach/stoffe-ihre-eigenschaften/stoffgruppen/pfc-portal-start

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