In retrospektiven Studien konnte gezeigt werden, dass das Usutu-Virus (USUV) in Europa bereits 1996 vorkam. Als markant gilt der Erregereintrag 2001 nach Österreich, in dessen Folge es in den nachfolgenden Jahren zu einem massiven Vogelsterben, hauptsächlich unter Amseln, im Osten des Landes kam. In Deutschland wurde USUV erstmals 2010 in einem Mückenpool in Baden-Württemberg nachgewiesen. Im darauffolgenden Jahr wurde ein massives Vogelsterben im Bereich der nördlichen Oberrheinebene und in den benachbarten Gebieten der Pfalz und des Neckartales beobachtet. USUV breitete sich in den Folgejahren besonders in Südwestdeutschland unter Wildvögeln, vorrangig Amseln, aus. Auch zahlreiche Zoovögel, Eulenvögel in Volierenhaltung, waren betroffen. Im Jahr 2016 zeigte das USUV eine sehr starke Aktivität unter den Wild- und Zoovögeln mit deutlicher räumlicher Ausbreitung in weiten Teilen Deutschlands, gefolgt von teilweise massenhaftem Verenden in einzelnen Gebieten. Betroffen war hierbei vor allem Nordrhein-Westfalen. Die starke nationale Verbreitung in 2016 führte auch zu USUV-bedingten Todesfälle unter Wild- und Zoovögeln in den westlichen Nachbarländern, vorrangig in den Niederlanden, Belgien und im Norden Frankreichs. In 2018 wurde der bislang größte Ausbruch in Europa beobachtet, wo neben Deutschland auch die Schweiz, Frankreich und Österreich stark betroffen waren. In Deutschland wurden Nachweise in allen Bundesländern geführt, hierbei wurde im Jahr 2018 USUV auch erstmals landesweit in Schleswig-Holstein nachgewiesen. Nachdem im Jahr 2019 in Schleswig-Holstein bei keiner untersuchten Probe das Virus festgestellt wurde, konnte im Folgejahr 2020 USUV wieder nachgewiesen werden. Im Jahr 2023 erfolgte ein weiterer Nachweis. Dies ist nicht unüblich für den Erreger, da Infektionen oft über die Jahre wellenartig verlaufen und von äußeren Bedingungen wie bspw. dem Wetter und dem Vorkommen von Mücken als Überträger abhängen.
Das West-Nil-Virus (WNV) trat in Europa erstmals Anfang der 1960er Jahre in Frankreich auf. Bisher wurden vor allem aus süd- und südosteuropäischen Ländern Infektionen bei Mensch, Pferd und Vogel gemeldet. WNV kommt weltweit auf allen Kontinenten vor. In den USA trat es erstmalig 1999 auf und verbreitete sich in kurzer Zeit im ganzen Land und bis nach Kanada. In Deutschland wurde WNV erstmals Ende August 2018 bei einem Bartkauz aus Volierenhaltung in Sachsen-Anhalt festgestellt.
Das West-Nil-Virus hat sich seit dem ersten Fall im Jahr 2018 vor allem in den östlichen Bundesländern etabliert. Dort gibt es inzwischen eine Überwinterung des Virus in Stechmücken. Im Jahr 2022 gab es laut FLI bundesweit 17 registrierte Fälle bei Pferden und 54 Infektionsnachweise bei Vögeln. Die Mehrzahl der Fälle erfolgte in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie Thüringen. Daneben gab es einen Nachweis bei einem Pferd in Mecklenburg-Vorpommern. Erstmals wurde eine Infektion auch bei einem Pferd (im Jahr 2022) sowie bei zwei Wildvögeln (im Jahr 2019 und 2022) in Hamburg nachgewiesen. Im Herbst 2023 erfolgte der erste Nachweis des WNV in Schleswig-Holstein, betroffen war dabei ein Pferd aus dem Kreis Herzogtum-Lauenburg. In Rheinland-Pfalz erfolgte als weiteres erstmals betroffenes Bundesland der erste Nachweis des WNV bei einer Schnee-Eule ebenfalls im Jahr 2023. Bei dem seit mehreren Jahren im Landeslabor Schleswig-Holstein etablierten Monitoringprogramm an Wildvögeln ist bisher kein Nachweis von WNV erfolgt. Den Hauptübertragungsweg des WNV auf Menschen und Tiere stellen Stechmücken dar. Wildvögel sollten jedoch grundsätzlich als allgemeine Vorsichtsmaßnahme nicht mit bloßen Händen angefasst werden.
Weitere Informationen stellt auch das Friedrich-Loeffler-Institut zur Verfügung:
https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/west-nil-virus/