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Thema : Tiergesundheit

Häufig gestellte Fragen zum Usutu-Virus und zum West-Nil-Virus bei Wildvögeln

Das Usutu-Virus (USUV) und das West-Nil-Virus (WNV) haben ihren Ursprung in Afrika, wurden jedoch in den vergangenen Jahren zunehmend auch in Europa nachgewiesen. Hauptwirte für die Erreger sind Wildvögel.

Letzte Aktualisierung: 27.10.2023

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Was ist das Usutu-Virus? Was ist das West-Nil-Virus?

Das Usutu-Virus (USUV) hat seinen Ursprung in Afrika und ist nach einem Fluss in Swaziland benannt. Lange galt der Erreger als Virus mit rein afrikanischer Bedeutung, jedoch wird er in den letzten Jahren zunehmend auch in Europa nachgewiesen.
Hauptwirte für den Erreger sind Wildvögel, wobei USUV über Stechmücken von Tier zu Tier übertragen wird (Vogel-Stechmücke-Vogel-Kreislauf). Während viele Wildvögel in der Regel nicht erkranken, sind aber auch sehr empfängliche Vogelspezies bekannt, die sich sehr leicht infizieren. Hierzu zählen vorrangig Amseln, aber auch Eulen und Käuze. Klinisch zeigen diese infizierten Vögel häufig Teilnahmslosigkeit und Störungen des zentralen Nervensystems wie Taumeln oder Kopfverdrehen, gefolgt von vielen Todesfällen.

Das West-Nil-Virus (WNV) ist eng verwandt mit dem USUV und stammt ursprünglich ebenfalls aus Afrika. Es wurde erstmals 1937 im West-Nil-Distrikt in Uganda festgestellt. Mittlerweile kommt es auf allen Kontinenten vor, wobei es in Europa erstmals Anfang der 1960er Jahre in Frankreich auftrat. 2018 wurde es erstmals in Deutschland nachgewiesen. Vögel unterschiedlichster Arten sind die Hauptwirte für das West-Nil-Virus und stellen das eigentliche Virusreservoir dar. Das Virus wird von infizierten Stechmücken auf Vögel übertragen. Warme Durchschnittstemperaturen begünstigen dabei die Vermehrung des Virus in den Stechmücken und deren Fähigkeit, das Virus zu übertragen. An diesen können sich wiederum nicht-infizierte Stechmücken infizieren und das Virus an andere Vögel weitergeben (Vogel-Stechmücke-Vogel-Kreislauf). Bei den meisten Vogelarten treten keine klinischen Symptome auf. Allerdings entwickeln Eulenarten und einige Greifvogel sowie teilweise Singvögel auch massive klinische Erkrankungen, die bis zum Tod der Tiere führen können.

Wo kommen das Usutu-Virus und das West-Nil-Virus vor und wie ist die aktuelle Lage?

In retrospektiven Studien konnte gezeigt werden, dass das Usutu-Virus (USUV) in Europa bereits 1996 vorkam. Als markant gilt der Erregereintrag 2001 nach Österreich, in dessen Folge es in den nachfolgenden Jahren zu einem massiven Vogelsterben, hauptsächlich unter Amseln, im Osten des Landes kam. In Deutschland wurde USUV erstmals 2010 in einem Mückenpool in Baden-Württemberg nachgewiesen. Im darauffolgenden Jahr wurde ein massives Vogelsterben im Bereich der nördlichen Oberrheinebene und in den benachbarten Gebieten der Pfalz und des Neckartales beobachtet. USUV breitete sich in den Folgejahren besonders in Südwestdeutschland unter Wildvögeln, vorrangig Amseln, aus. Auch zahlreiche Zoovögel, Eulenvögel in Volierenhaltung, waren betroffen. Im Jahr 2016 zeigte das USUV eine sehr starke Aktivität unter den Wild- und Zoovögeln mit deutlicher räumlicher Ausbreitung in weiten Teilen Deutschlands, gefolgt von teilweise massenhaftem Verenden in einzelnen Gebieten. Betroffen war hierbei vor allem Nordrhein-Westfalen. Die starke nationale Verbreitung in 2016 führte auch zu USUV-bedingten Todesfälle unter Wild- und Zoovögeln in den westlichen Nachbarländern, vorrangig in den Niederlanden, Belgien und im Norden Frankreichs. In 2018 wurde der bislang größte Ausbruch in Europa beobachtet, wo neben Deutschland auch die Schweiz, Frankreich und Österreich stark betroffen waren. In Deutschland wurden Nachweise in allen Bundesländern geführt, hierbei wurde im Jahr 2018 USUV auch erstmals landesweit in Schleswig-Holstein nachgewiesen. Nachdem im Jahr 2019 in Schleswig-Holstein bei keiner untersuchten Probe das Virus festgestellt wurde, konnte im Folgejahr 2020 USUV wieder nachgewiesen werden. Im Jahr 2023 erfolgte ein weiterer Nachweis. Dies ist nicht unüblich für den Erreger, da Infektionen oft über die Jahre wellenartig verlaufen und von äußeren Bedingungen wie bspw. dem Wetter und dem Vorkommen von Mücken als Überträger abhängen.

Das West-Nil-Virus (WNV) trat in Europa erstmals Anfang der 1960er Jahre in Frankreich auf. Bisher wurden vor allem aus süd- und südosteuropäischen Ländern Infektionen bei Mensch, Pferd und Vogel gemeldet. WNV kommt weltweit auf allen Kontinenten vor. In den USA trat es erstmalig 1999 auf und verbreitete sich in kurzer Zeit im ganzen Land und bis nach Kanada. In Deutschland wurde WNV erstmals Ende August 2018 bei einem Bartkauz aus Volierenhaltung in Sachsen-Anhalt festgestellt.

Das West-Nil-Virus hat sich seit dem ersten Fall im Jahr 2018 vor allem in den östlichen Bundesländern etabliert. Dort gibt es inzwischen eine Überwinterung des Virus in Stechmücken. Im Jahr 2022 gab es laut FLI bundesweit 17 registrierte Fälle bei Pferden und 54 Infektionsnachweise bei Vögeln. Die Mehrzahl der Fälle erfolgte in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie Thüringen. Daneben gab es einen Nachweis bei einem Pferd in Mecklenburg-Vorpommern. Erstmals wurde eine Infektion auch bei einem Pferd (im Jahr 2022) sowie bei zwei Wildvögeln (im Jahr 2019 und 2022) in Hamburg nachgewiesen. Im Herbst 2023 erfolgte der erste Nachweis des WNV in Schleswig-Holstein, betroffen war dabei ein Pferd aus dem Kreis Herzogtum-Lauenburg. In Rheinland-Pfalz erfolgte als weiteres erstmals betroffenes Bundesland der erste Nachweis des WNV bei einer Schnee-Eule ebenfalls im Jahr 2023. Bei dem seit mehreren Jahren im Landeslabor Schleswig-Holstein etablierten Monitoringprogramm an Wildvögeln ist bisher kein Nachweis von WNV erfolgt. Den Hauptübertragungsweg des WNV auf Menschen und Tiere stellen Stechmücken dar. Wildvögel sollten jedoch grundsätzlich als allgemeine Vorsichtsmaßnahme nicht mit bloßen Händen angefasst werden.

Weitere Informationen stellt auch das Friedrich-Loeffler-Institut zur Verfügung:

https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/west-nil-virus/

Stellt das Usutu-Virus oder das West-Nil-Virus für Haus- und Nutztiere eine Gefahr dar?

Zum USUV liegen bisher kaum belastbare Daten vor. Das Virus wurde schon bei Pferden und Nagern als sogenannte Fehlwirte nachgewiesen. Deren Krankheitsverlauf und Symptome sind jedoch noch unbekannt.

WNV kann zahlreiche Säugetierarten (unter anderem Hund, Katze, Ziege, Schaf, Fledermaus, Streifenhörnchen, Eichhörnchen, Kaninchen, Rentier und Wolf) infizieren, die jedoch keine bedeutenden Vermehrungswirte für das Virus darstellen und zumeist keine Krankheitssymptome entwickeln. Auch wenn die Mehrzahl der WNV-infizierten Pferde keinerlei klinische Symptomatik entwickeln, kann das Pferd als sogenannter Fehlwirt nach der Infektion massiv erkranken, ohne jedoch selbst als Ansteckungsquelle eine Rolle zu spielen. Einige Tiere reagieren mit deutlichen zentralnervösen Ausfallerscheinungen aufgrund von Meningitiden oder Enzephalitiden. Zu den klinisch auffälligen zentralnervösen Störungen zählen Stolpern, Nachhandlähmungen, Ataxien, allgemeine Schwäche, Muskelzittern und Lähmungen bis zum Festliegen der Tiere. Die erkrankten Pferde zeigen seltener fiebrige Allgemeinerkrankungen, die neurologischen Symptome überwiegen. Pferde mit klinischen Anzeichen können die Infektion zwar überleben, aber oft behalten bis zu 20 Prozent lebenslang neurologische Schäden zurück. Eine spezifische Behandlungsmöglichkeit existiert nicht, nur eine symptomatische Therapie ist möglich. Bei 22- 44 Prozent der infizierten Tiere kann die Erkrankung tödlich verlaufen. Prophylaktisch stehen in Deutschland für Pferde Impfstoffe zur Verfügung. Die Stellungnahme der StIKoVet zur Immunisierung von Pferden gegen das WNV finden Sie unter:

https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00017232/Stellungnahme_WNV-Impfung_Pferde_2018-10-22.pdf

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