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Thema : Preise und Wett­bewerbe

Landespreis für Baukultur

Das Land vergibt die Auszeichnung für Leistungen mit einem besonderen baukulturellen Wert in Schleswig-Holstein.

Letzte Aktualisierung: 08.12.2022

Großaufnahme des Landespreises für Baukultur
Der Baukulturpreis wird in Form einer Plakette aus Edelstahl überreicht.

Der Landespreis für Baukultur zeichnet Bauwerke aus, die eine besonders hohe baukulturelle Qualität haben. Dabei geht es nicht nur um ansprechende Architektur. Eine hohe Baukultur schafft Räume und Gebäude, die in sozialer und ökologischer Hinsicht nachhaltig sind, die Identität stiften und langfristig ihre Funktion erfüllen. Anerkennung sollen dabei nicht nur die Bauwerke selbst, sondern auch jene Menschen erfahren, die durch ihr Engagement bleibende baukulturelle Werte geschaffen haben. Das Land Schleswig-Holstein richtet den Landespreis für Baukultur aus. Über die Prämierung entscheidet ein Preisgericht, das aus unabhängigen Fachleuten und Vertreterinnen und Vertretern des Schleswig-Holsteinischen Landtags und des Innenministeriums zusammengesetzt ist.

Zuletzt wurde der Baukulturpreis 2022 verliehen. Das Preisgericht wählte am 29. November 2022 aus 49 Einreichungen acht Preisträger und fünf Auszeichnungen aus. Die Preisverleihung fand am 8. Dezember 2022 in Kiel statt. Ministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack verlieh die Preise und Auszeichnungen für die Projekte mit dem Schwerpunkt "Baukultur mit Weitblick – nachhaltig, klimagerecht und zukunftsweisend bauen". Für die acht prämierten Bauwerke wurde eine Plakette aus Edelstahl übergeben.

Die Preisträgerinnen und -träger stehen mit Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack als Gruppe vor dem Gästehaus der Landesregierung.
Die Preisträgerinnen und -träger des Baukulturpreises 2022.

Prämierte Bauten 2022

Hauptpreis

Multifunktionsgebäude St. Michaelisdonn - JEBENS SCHOOF ARCHITEKTEN BDA / Gemeinde St. Michaelisdonn

Dat Donnerhus in St. Michaelisdonn
In St. Michaelisdonn ist dank 750.000 Euro Förderung aus der Ortskernentwicklung mit dem Donner Hus nicht nur ein Multifunktionsgebäude entstanden, sondern auch ein neues Ortszentrum.

Dat Donner Hus

Im Multifunktionsgebäude "Dat Donner Hus" in St. Michaelisdonn befinden sich eine Tagespflege, Gemeinschaftspraxis, Kindertagesstätte, Bäckerei/ Café und auch sieben Wohnungen, die mindestens barrierearm sind und vier davon auch rollstuhlgerecht. Das Haus ist ein Treffpunkt, der bisher im Ort fehlte.

Das Bauwerk ist im Zentrum des Orts an der Straßengabelung der beiden Hauptstraßen entstanden. An der Hauptstraße ist das Dach überhöht, um diesen Ort zu markieren und dem Durchgangsverkehr ein markantes Zeichen entgegenzusetzen. Gebäuderücksprünge und Dachgliederungen nehmen die Begebenheiten in St. Michaelisdonn auf. Der große Gebäudeeinschnitt im Obergeschoss ist anstelle von Balkonen an den Wohnungen als Gemeinschaftsfläche und Treffpunkt für die Bewohnerschaft gedacht und soll das Zusammenleben fördern.

Sabine Sütterlin-Waack zeigt das Baukulturpreis Schild für das Donnerhus.
Anfang März 2023 wurde das Sieger-Schild am "Dat Donner Hus" angebracht. Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack war auch dabei.

Würdigung des Preisgerichts

Dieses Vorhaben in St. Michaelisdonn ist bemerkenswert: Es ist klug in seinem programmatischen Ansatz, mit gemischten Strukturen aus Wohnen, Arbeitsstätten und publikumsbezogenen Nutzungen die Ortsmitte zu beleben. Es zeigt vorbildlich für Gemeinden einen Weg auf, wie man mit reichlich Mut die Gemeinde mit einer neuen Ortsmitte nachhaltig in ihrer Zentralität stärkt. Folgerichtig setzt die expressive Architektursprache mit einer Neuinterpretation des klassischen Satteldachs den Ansatz auch gestalterisch und in seiner Materialität in höchster Qualität um, die ausdrucksstark, dabei keineswegs fremd für diesen Ort ist. Gleichzeitig werden Architektur und Klimaschutz vereint. Dass das Vorhaben von der Gemeinde höchstselbst in dieser Qualität realisiert wurde, wird sich nachhaltig vor allem im soziokulturellen Sinne auf St. Michaelisdonn auswirken. Es mag anderen Kommunen, insbesondere auch aufgrund der enormen Flächeneffizienz, Vorbild dafür sein, es ihr gleich zu tun.

Sonderpreis für junge Bewerberinnen und Bewerber

Zweifamilienhaus Haus B - Henrik Becker Architekt / Susanne Boy-Korff

Zweifamilienhaus Haus B: Eine reetgedeckte Gaube
Im sogenannten Haus B in Timmendorfer Strand können zwei Familien wohnen.

Das mit Reet gedeckte Zweifamilienhaus "Haus B" in Timmendorfer Strand vereint traditionelle, lokale Bautradition und zeitgenössisches Wohnen. Die Architektur ist gekennzeichnet durch eine horizontale Ausrichtung der Erdgeschossräume mit einer tiefen Traufe als Begrenzung sowie durch vertikal ausgerichtete Räume in den Obergeschossen bis unter ein steiles Dach. Kleine Nischenräume in der Gaube über den Eingängen bieten Ausblick.

Beim Bau wurde großer Wert auf die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen gelegt. Die Tragstruktur besteht aus Holzrahmenbau mit Holzfaserdämmung. Die Rahmenteile und das Unterdach sind mit einer Holzweichfaserplatte verkleidet, davor liegt eine hinterlüftete Holzfassade. Das Dachmaterial besteht aus europäischem Schilfrohr. Das Gebäude ist nicht unterkellert. Als Wärmelieferant dient eine Brennstoffzelle.

Würdigung des Preisgerichts

Die Bauherrin und der junge Architekt zeigen, wie mit Holz und Reet ein für Schleswig-Holstein klassischer Gebäudetyp mit nachwachsenden Rohstoffen nachhaltig ausgestaltet werden kann. Die Architektur zeugt von höchster gestalterischer Qualität und zeigt eine eindrucksvolle Neuinterpretation eines reetgedeckten Hauses. Dass sich eine private Bauherrin baukulturell auf diesen Standard einlässt, ist bemerkenswert. Und dass ein junges Architekturbüro diese hervorragende Qualität umzusetzen vermag, soll anderen jungen Architektinnen und Architekten zum Vorbild gereichen. 

Preise

Kategorie Städtebau und Freiraum

Holstenfleet – Kleiner Kiel-Kanal - bgmr Landschaftsarchitekten / Landeshauptstadt Kiel

Der Kleine Kiel-Kanal mit Holzdecks, einer Promenade und Bäumen. Personen sitzen auf den Holzdecks.
Das Holstenfleet in Kiel: Eine Promenade, Baumreihen und Holzdecks laden zum Verweilen ein.

In der Kieler Innenstadt wurde eine einst hochfrequentierte Durchgangsstraße zu einem maritimen Begegnungs- und Identifikationsort umgestaltet. Im sogenannten Holstenfleet knüpfen zwei integrierte große Wasseranlagen an die historische Lage der Kieler Altstadt auf einer Halbinsel an. Die Wasserbecken wurden bis auf die Nutzerebene angehoben, um einen leichten, barrierefreien Zugang zu gewährleisten und den Bezug der Platzbereiche zum Wasser zu verstärken. Das Freiraumprojekt ist zentraler Baustein einer öffentlichen Wasser-Platz-Folge in Richtung Förde. Es soll Vorbild für weitere Entwicklungsprojekte der Kieler Innenstadt sein.

Die Baumaßnahme "Holstenfleet – Kleiner Kiel-Kanal" wird im Rahmen der Städtebauförderung von Bund, Land und Gemeinden gefördert und ist ein Bestandteil der städtebaulichen Gesamtmaßnahme "Innenstadt" der Landeshauptstadt Kiel, mit der das Kieler Stadtzentrum langfristig aufgewertet wird. Bisher wurden Fördermittel von rund 11 Millionen Euro für diese Baumaßnahme bereitgestellt.

Würdigung des Preisgerichts

Stadtentwicklung braucht Mut und Ausdauer. Das Holstenfleet in Kiel ist ein Zeugnis dessen, dass einschneidende Veränderungen im öffentlichen Raum zu enormen Qualitäten führen können. Das neue Fleet bringt nicht nur besondere Aufenthaltsqualitäten ins Herz der Stadt. Der Verkehr ist nunmehr ausschließlich dem ÖPNV und dem Fuß- und Radverkehr vorbehalten. Den Initiatoren ist es auf beeindruckende Weise gelungen, den Städtebau vom öffentlichen Raum aus zu denken und in einem breiten Mitwirkungsprozess soziale und ökologische Belange des Städtebaus umzusetzen. Ein komplexes Vorhaben, das vorbildhaft zeigt, wie mit einer starken Vision, mit Überzeugungskraft und Dialogbereitschaft anspruchsvolle Vorhaben Wirklichkeit werden können. 

Inklusionshotel Eutin - Wuttke & Ringhof Architekten ApS / Die Ostholsteiner

Ansicht vom Hotel im Sommer. Auf der Terasse sitzen Menschen unter Sonnenschirmen, davor gehen Menschen spazieren.
Im Inklusionshotel in Eutin arbeiten und übernachten Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen.

Das Inklusionshotel SeeLoge ist ein städtischer Ort an der Stadtpromenade gegenüber dem Eutiner Schloss. Der Neubau besteht aus zwei Gebäudeteilen: ein der Stadt zugewandter, viergeschossiger kompakter Baukörper aus Ziegelmauerwerk mit Lochfassaden und einem aufgesetzten holzverkleideten dritten Obergeschoss sowie ein dreigeschossiger langer Baukörper mit einer seeseitigen Verandakonstruktion aus Holz.

Im Hotel arbeiten Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen. Das Gebäude ist für den Hotelgast und für das Hotelpersonal am jeweiligen Arbeitsplatz barrierefrei. 40 Prozent der Angestellten arbeiten mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen im Service- und Küchenbereich. Das ökologische Konzept hat das Ziel, die Energieeinsparverordnung um mehr als 50 Prozent bei Primärenergie zu unterschreiten sowie weniger Transmissionswärme zu verlieren. Für die bewusst einfach gewählte Konstruktion wurden lokale Baustoffe verwendet.

Würdigung des Preisgerichts

Welch beeindruckendes Vorhaben: In jeder Hinsicht gelingt es Bauherrenschaft und Architekten, in erster Reihe an der Promenade in Eutin das Inklusionshotel ganz selbstverständlich und unaufgeregt zu positionieren. Sowohl programmatisch wie architektonisch zeugt das Haus davon, ein Haus für alle zu sein, allen im Ausdruck schöne und hochwertige Räume zu bieten und dabei auch die ökologische Nachhaltigkeit stets im Blick zu haben. Ein mit langer Perspektive nachhaltig angelegtes Haus, ein Haus, dass sich einbringt und sich nicht abgrenzt. Ein Gebäude, das sich im Material langlebig und zugewandt gibt. Großartig, wie sich das Außergewöhnliche so zurückhaltend gibt.

Kategorie Öffentliche Gebäude

Sanierung des ehemaligen und denkmalgeschützten Kuhhauses zu Gut Hasselburg und Konversion in einen Kulturbau - BEISSERT + GRUSS ARCHITEKTEN BDA / Stahlberg Stiftung

Außenansicht des Gebäudes, das mit rotem Backstein geklinkert ist.
Das ehemalige und denkmalgeschützte Kuhhauses auf Gut Hasselburg in Altenkrempe wurde saniert. Jetzt nutzt es die Kultur.

Auf Gut Hasselburg in Altenkrempe wurde ein denkmalgeschützter Kuhstall als Teil eines klassischen Rechteck-Guts zu einem Kulturzentrum umgebaut. Während ein Großteil der historischen Fassade erhalten blieb, wurde die nach Süden zum Park gerichtete Rückseite des Gebäudes ohne Bindungen an den Vorgänger neugestaltet. In der Mitte dieser Ansicht erhielt das Dach eine Fledermausgaube. Die Gaube deutet den innen folgenden Gewölbesaal an, der ohne historisches Vorbild neu entwickelt wurde. Diese große kreuzsymmetrische Halle unter einem Gewölbe aus hellen Wasserstrichziegeln wird für vielfältige öffentliche Veranstaltungen genutzt. Nebenan wurde der ehemalige Schafstall zur Heizzentrale des gesamten Guts, das mit Holzabfällen aus den gutseigenen Wäldern CO2-neutrale Energie erzeugt.

Würdigung des Preisgerichts

Wer hätte gedacht, dass man ein historisches Kuhhaus zu einem gänzlich neuen Haus für kulturelle Zwecke transformieren kann? Die Architektur zeugt von der hohen Kunst, das bestehende Denkmal außen in Wert zu setzen und mit sensiblen Veränderungen an Fassade und Dach fit für die künftige Nutzung zu machen. Dass das Innere des Hauses nunmehr von einem beeindruckenden Kreuzgewölbe geprägt ist, zeigt, wie ein Denkmal für neue Nutzungen gewandelt werden kann und durchaus auch ganz neue Atmosphären entstehen können – gut für das Denkmal, ausgezeichnet für die neue Nutzung. Ein Haus, das der Öffentlichkeit das Erleben eines historischen Bauwerks ebenso offeriert wie die überraschende Wirkung des Umbaus, der sicher Anlass zum Staunen gibt. Ein exzellentes Beispiel einer Umbaukultur, die erfreulicherweise sogar eine CO2-neutrale Energieversorgung besitzt.

Kategorie Wohnen und Arbeiten

Kooperative Regionalleitstelle West in Elmshorn - Trapez Architektur / Kreisverwaltung Pinneberg

Eine dem Arbeitsablauf angepasste, ergonomisch optimierte und behagliche Arbeitsumgebung ermöglicht konzentriertes Arbeiten und optimale Reaktionen auf eingehende Notrufe und deren Bearbeitung. Großzügige Raumöffnungen, warme Materialien und Farbtöne unte
Die Kooperative Leitstelle in Elmshorn ist Teil der kritischen Infrastruktur und bietet den Mitarbeitenden einen angenehmen, professionellen Arbeitsort.

Die neu errichtete Kooperative Regionalleitstelle West in Elmshorn nahe des Krankenhauses und Autobahnzubringers sichert einen zentralen Teil der kommunalen Daseinsvorsorge für mehrere Kreise in Schleswig-Holstein. In einem 24-Stunden-Betrieb werden Notrufe entgegengenommen, disponiert und für Brandschutz, THW, Rettungsdienst und Krankentransport koordiniert. Die Arbeitsumgebung ist dem Arbeitsablauf angepasst, ergonomisch optimiert und behaglich eingerichtet. Sie war Ausgangspunkt der Konzeption des Gebäudes, um konzentriertes Arbeiten und optimale Reaktionen auf eingehende Notrufe und deren Bearbeitung sicherzustellen. Von außen mutet die Leitstelle als Solitär bewusst technisch an. Innen unterstützen großzügige Raumöffnungen, warmen Materialien und Farbtönen die kooperative Arbeit der Organisationen. Im Mittelpunkt stärkt eine Kommunikationszone den informellen Austausch.

Würdigung des Preisgerichts

Es ist ausgesprochen erfreulich, wenn Arbeitsgebäude mit einem erkennbaren baukulturellen Wert gebaut werden. In Elmshorn ist mit der Kooperativen Regionalleitstelle West ein hervorragendes Haus entstanden, das ausgezeichnete humane Arbeitsbedingungen schafft. Es bietet Menschen in dieser Einrichtung, die als Bestandteil einer kritischen Infrastruktur zu sehen ist, einen höchst angenehmen wie professionellen Arbeitsort, was angesichts eines 24-Stunden-Dienstes von herausragender Bedeutung ist. Raumgefüge, Materialität und Farbigkeit im Innern, ebenso die Ablesbarkeit der Funktionen in der Fassade lassen das Haus als überzeugende Einheit erscheinen – ein Haus, das überdies in seiner Kompaktheit und in der Rezyklierbarkeit der verwendeten Materialien auch Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit beherzigt hat.

Konrad-A-Hof - BSP Architekten BDA / bgm. Baugenossenschaft Mittelholstein eG

Ansicht der Gebäude mit Innenhof unter freiem Himmel
Der Konrad_A-Hof in Büdelsdorf bietet kostengünstigen Wohnraum u.a. für Geflüchtete.

Im Rahmen des Sonderprogramms "Erleichtertes Bauen" hat eine Baugenossenschaft kostengünstigen Wohnraum unter anderem für Geflüchtete geschaffen. Trotz des geringen Budgets von maximal 2.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche bestand der Anspruch, attraktive, langfristig nutzbare Gebäude zu errichten.

Die Stadt Büdelsdorf hat die Hälfte der zu 100 Prozent geförderten Wohnungen für Neubürgerinnen und -bürger und bedürftige Personen angemietet. Alle Hauseingänge und privaten Außenräume sind zum Innenhof ausgerichtet. Die qualitätsvolle Gestaltung der Außenanlagen sowie die Gemeinschaftsfläche mit sozialer Anlaufstelle im Erdgeschoss stärken den Gemeinschaftsgedanken. Auf Aufzüge wurde beispielsweise verzichtet, stattdessen sind alle Wohnungen im Erdgeschoss barrierefrei. Das Stapeln von drei Grundrissformen brachte einen großen Wiederholungsfaktor und deutliche Einsparung in der Rohbaubemessung.

Würdigung des Preisgerichts

Welch’ bemerkenswerte Ambition aller an Planung und Umsetzung beteiligter Institutionen, die in dem Konrad-A-Hof erkenn- und erlebbar ihren Niederschlag gefunden hat. Um kostengünstigen Wohnraum für Geringverdienende und sozial Bedürftige schaffen zu können, haben alle Akteure, insbesondere die Bauherrenschaft und die Stadt Büdelsdorf, intensiv zusammengearbeitet. Entstanden ist eine bemerkenswerte Nachbarschaft, die städtebaulich in einer angerartigen Anlage ihre Mitte erhält. Weit mehr als symbolisch rückt die Gemeinschaft in den Mittelpunkt, auch auf privater Ebene sind ebenso einfache wie funktional hochwertige Grundrisslösungen entstanden. Dass überdies eine sehr gute Architektur für wenig Geld entstand, ist mehr als eine Randbemerkung wert. Denn das ist eine Voraussetzung für die erfolgreiche Realisierung der anspruchsvollen sozialen Zielsetzungen. Ein ausgezeichneter Beitrag für geförderten Wohnungsbau.

Kategorie Planen und Teilhaben

Lübecker Brückenschlag - ArchitekturForumLübeck e.V.

Eine Pontonbrücke führt über eine Wasserfläche. Menschen überqueren sie.
Die Pontonbrücke über den Lübecker Wallhafen sparte den Lübeckern drei Wochen lang viel Zeit.

Das ArchitekturForumLübeck hatte für drei Wochen eine temporäre Pontonbrücke über den Lübecker Wallhafen installiert. Auf der nördlichen Wallhalbinsel, in Sichtweite zur Lübecker Altstadt, soll ein Wohn-, Kultur- und Gewerbequartier entstehen. Die 80 Meter lange und vier Meter breite Fußgänger- und Fahrradbrücke wurde aus hohlen Plastikwürfeln zusammengesteckt. Rampen an den Kaikanten bildeten den barrierefreien Übergang. Die Fußwegstrecke zur Altstadt wurde von einer halben Stunde auf wenige Minuten verkürzt. Zusätzlich ermöglichte der Brückenschlag neue Blicke auf die räumlichen Beziehungen der beiden Stadtviertel.

Würdigung des Preisgerichts

In der Einfachheit liegt die Kraft: Einfach machen, ausprobieren und aus dem Experiment Erkenntnisse gewinnen. Was oftmals nur Idee bleibt und nicht zur Umsetzung kommt, ist in Lübeck vorzüglich gelungen. Initiiert von Akteuren der Zivilgesellschaft, unterstützt von Hansestadt und Technischem Hilfswerk hat die Stadtgesellschaft eine Brücke geschlagen und damit nicht nur zwei Seiten des Wallhafens temporär miteinander verbunden, sondern auch alle Menschen miteinander zu verbinden versucht, Barrieren abgebaut bzw. gar nicht erst entstehen lassen. Ein geglücktes Experiment, weil Menschen sich für ihre Stadt neu begeistern und ihr Interesse für Planung und Neugestaltung geweckt wird.

Auszeichnungen

Kategorie Öffentliche Gebäude

Berufsbildungszentrum Dithmarschen - ppp architekten + stadtplaner / Kreis Dithmarschen

Frontalansicht des Gebäudes
Das BBZ Dithmarschen in Heide ist nicht nur ein Ort zum Lernen, sondern auch Treffpunkt für Veranstaltungen.

Das neue Berufsbildungszentrum Dithmarschen in Heide löst das ehemalige Hauptgebäude mit dessen Nutzung und Funktion ab. Das kompakte viergeschossige Gebäude, das sich über das halbe Erdgeschoss mit einer verglasten Foyer-Fassade zum Außenraum öffnet, soll zentraler Orientierungspunkt der Campusallee sein. Um ein Atrium in der offenen Mitte des Schulgebäudes gruppieren sich vier Lerneinheiten mit unterschiedlichen Angeboten sowie EDV, Verwaltung und Bibliothek. Die Versammlungsstätte bildet sich aus der überbauten Campusallee mit einer zusätzlichen Sitztribüne, die als offene Treppe ins Obergeschoss gestaltet wurde. Das Atrium dient der gesamten Stadt und dem Kreis als Treffpunkt für vielfältige Veranstaltungen. Im ersten Obergeschoss befindet sich ein Selbstlernzentrum. In den beiden obersten Geschossen sind die pädagogischen Zentren angeordnet. Der Neubau ist mit hellem Verblendstein versehen lehnt sich an den Gebäudebestand des fachlichen Gymnasiums aus den 70er-Jahren an.

Würdigung des Preisgerichts

An diesem Ort möchte man gerne lernen. Ein Haus, das sich vor allem auf der funktionalen Ebene als vorzüglich erweist, weil das zeitgemäße pädagogische Konzept seinen Niederschlag in einer sehr guten Grundrissorganisation findet. Die äußerlich eher klassische Anmutung verrät kaum etwas von der fast schon verschwenderischen Größe des Innenraums/der Aula. Die Möglichkeit der Mehrfachnutzung und ihre kommunikative Wirkung machen die Schule für die eigenen wie für externe Nutzerinnen und Nutzer attraktiv. So kann das Berufsbildungszentrum zu einem wichtigen öffentlichen Raum in der Stadt werden – ein ausgezeichneter Ansatz.

Jahr100Haus – Museum für Volkskunde - ppp architekten + stadtplaner / Stiftung S-H Landesmuseen Schloss Gottorf

Das Jahr100Haus im Freilichtmuseum Molfsee besteht aus zwei Gebäuden, deren Fassade komplett mit Cortenstahl bedeckt ist.
Das Jahr100Haus im Freilichtmuseum Molfsee: Cortenstahl soll an Reetdächer erinnern.

Das neue Eingangs- und Ausstellungsgebäude des Freilichtmuseums Molfsee ergänzt als Baukörperpaar das historische Ensemble des Landesmuseums für Volkskunde. Die schräg zueinander gestellten Baukörper bilden einen Platz, der sich zum Museumsgelände öffnet und damit den Auftakt und Endpunkt darstellt. Das abstrahierte Bild zweier Scheunen soll an das Bild der großvolumigen Bauernhäuser als Teil der schleswig-holsteinischen Landschaft anknüpfen. Das hölzerne Rautenfachwerk im Innern ist als Transformation der Dachkonstruktionen historischer Scheunen gedacht. Das Fassadenmaterial Cortenstahl soll traditionelle Reetdächer in Farbe, Fugenstruktur und Patinierfähigkeit zitieren. Die Ausstellungsflächen im Untergeschoss legen sich ringförmig um einen Innenhof. Technisch ist das Gebäude unterirdisch als Massivbau und oberirdisch als Holzkonstruktion mit Stahleindeckung konzipiert. Dadurch werden die spezifischen Materialeigenschaften genutzt: Die Ausstellungsräume im Untergeschoss kommen ohne mechanische Kühlung aus, die Hülle im Erdgeschoss ist hochgedämmt.

Würdigung des Preisgerichts

Spektakulär treten die beiden Bauten des Jahr100Hauses in Erscheinung. Die Form ist ästhetisch ein Hingucker, weil sie den historischen Wirtschaftsgebäuden ihre Referenz erweist und zugleich mit der Materialität des Cortenstahls im positiven Sinne irritiert. Die ebenso radikale Gestaltungsidee allein ist Anlass, diesen bemerkenswerten Beitrag zur Baukultur zu würdigen, der auch im Innern ästhetisch einen beeindruckenden, fast verschwenderischen Raumeindruck hinterlässt. Clever erscheint die Nutzung des Kellers mit seinen klimatischen Vorzügen insbesondere für die museale Nutzung. 

Kategorie Wohnen und Arbeiten

Fisch 18 - Henrik Becker Architekt / Fischstraße GbR

Ein rotes Backsteinhaus mit halbrunden Fenstern und einem gerundeten Dach in Form alter Kaufmannshäuser.
Das Gebäude „Fisch 18“ ist ein Wohn- und Geschäftshaus und erinnert an ein historisches Kaufmannshaus.

Im Kerngebiet des UNESCO- Welterbes der Hansestadt Lübeck wurde ein ehemals vernachlässigtes Gebiet re-parzelliert und nach historischer Struktur nachverdichtet und belebt. Hier entstand das sogenannte Gebäude "Fisch 18" als Wohn- und Geschäftshaus in geschlossener Bauweise. Es knüpft an historische Grundrissstrukturen und Gestaltungsmerkmale von Kaufmannshäusern an. Die Erdgeschosswohnung kann als reine Wohnung, als Wohnatelier mit Verkaufsfläche zur Straße oder als Verkaufs-/Bürofläche genutzt werden.

Die Fassade ist eine zeitgenössische Interpretation des Lübecker Kaufmannshauses. Erdölbasierte Baustoffe wurden so weit wie möglich durch nachhaltige Baumaterialien ersetzt.

Würdigung des Preisgerichts

Ein ausgezeichnetes Vorhaben für eine höchst anspruchsvolle Nachnutzung in der Lübecker Altstadt. Dem Architekten gelingt es dabei, die Aufgabe einer Neuinterpretation historischer Fassaden auf höchstem Niveau und durchaus mit einem Augenzwinkern zu lösen. Keine einfache Aufgabe angesichts der präzisen Vorgaben der Gestaltungssatzung. Erfreulich ist zudem die Umsetzung der historischen Kontorhausidee für heutige Ansprüche an die Verbindung von Wohnen und Arbeiten in zentraler Lage.

Haus 7 im Anscharpark - BSP Architekten BDA / Haus 7 im Anscharpark GbR

Frontansicht des Gebäudes
In der ehemaligen Neurochirurgie des Kieler Uni-Klinikums befinden sich nun Wohnungen und Gewerbe.

Das Haus 7 ist die denkmalgeschützte ehemalige Neurochirurgie des Klinikums im Anscharpark in Kiel. Ziel in diesem Baugruppenprojekt war es, die architektonische Struktur des Hauses mit seinen Feinheiten wieder herauszuarbeiten und mit einer klar ablesbaren neuen Zeitschicht zu überlagern. Aus drei durchgehenden Krankenhausgeschossen wurden mit Hilfe eines dritten Treppenhauses zwölf Wohnungen und zwei Einheiten für Gewerbe. Da lediglich die Fassade und die Treppenhäuser weitgehend im Originalzustand erhalten waren, konnten die Grundrisse auf die Bedürfnisse der Bewohnerschaft zugeschnitten werden. Neue Bauteile wie Balkone, Erker und Gauben wurde kontrastierend zum Bestand gestaltet und mit Cortenstahl belegt.

Rohbau, Fassade und Dachstuhl konnten mit geringen Anpassungen weiterverwendet werden. Das Gebäude erfüllt den KfW-Standard Denkmal durch eine mineralische Innendämmung, Boden- und Dachdämmung und rekonstruierte, hochgedämmte Fenster.

Würdigung des Preisgerichts

Haus 7 im Anscharpark legt ein sehr gutes Zeugnis über einen behutsamen Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz ab. Das Gebäude, das früher Heimat der Neurochirurgie des ehemaligen Marine- und Garnisonslazaretts war, hat erfolgreich den Wandel zu einer hochwertigen Mischnutzung vollzogen. Bemerkenswert ist der respektvolle Umgang mit der Bausubstanz, der offenkundig einer Symbiose von Wohnen und Arbeiten nicht entgegenstand und die äußere Anmutung des Hauses in seinen historischen Dimensionen weitgehend hat erhalten können.

Neubau eines Bürogebäudes und einer Lagerhalle - Insa Schröder-Ropeter Architektin / Hypo-A GmbH

Die Bauherren wählten Holzrahmenbau mit Brettschichtholzdecken, Außenwände mit Zellulose- und Holzfaserdämmung, das Dach über den Büroflächen als Gründach und das Dach über dem Lager mit einer PV-Anlage.
Hier hat ein Lübecker Händler von hypoallergenen Nahrungsmitteln sein Zuhause. Der Fokus liegt auf einer ökologischen Bauweise.

Im Umfeld eines heterogenen Gewerbegebiets in Lübeck wurde ein Büro- und Lagergebäude für einen Händler von hypoallergenen Nahrungsmitteln errichtet. Ein besonderer Fokus lag auf einer ökologischen Bauweise. So wählte man einen Holzrahmenbau mit Brettschichtholzdecken, Außenwände mit Zellulose- und Holzfaserdämmung, das Gründach über den Büroflächen und eine PV-Anlage über dem Lager. Die Fassadenbekleidungen bestehen aus Lärche bzw. Red Cedar (Rote Zeder) und die Fenster sind in Holz-Alu-Bauweise. Das Gebäude wird über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe beheizt. Ein kleines Biotop dient als Regenrückhaltebecken. Eine gute Belichtung der Aufenthaltsräume, die Form des Atriums mit einer Galerie und die hochwertigen Materialien – zum Beispiel die teilweise sichtbaren Brettschichtholzdecken, die Holztreppe, Holzfußböden und Holz-Alufenster – verleihen dem Gebäude eine angenehme Atmosphäre und Aufenthaltsqualität.

Würdigung des Preisgerichts

Ein sehr ambitioniertes privates Vorhaben für ein Bürogebäude samt Lagerhalle findet sich in Lübeck. Mit bemerkenswerter Akribie hat sich der Bauherr vorgenommen, insbesondere Themen der ökologischen Nachhaltigkeit in seinem Vorhaben umzusetzen. Inmitten eines Gewerbegebiets sticht der kompakte Holzbau positiv hervor. Dabei gelingt es vorbildlich, die Lagerhalle sinnfällig in das Volumen zu integrieren und sogar eine Erweiterungsoption im Sinne einer ressourcenschonenden Bauweise vorzusehen. Gewiss eine ausgezeichnete Anregung für nachhaltigen Gewerbebau der Zukunft.

 

Weitere Informationen

Gründungsjahr: Der Preis wird seit 2022 neu vergeben. Zuletzt gab es 2005 einen Landespreis.

Verantwortlich: Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport des Landes Schleswig-Holstein

Vergabeturnus: Der Preis wird alle vier Jahre vergeben.

Preisgericht: Eine Jury aus Fachleuten und Sachverständigen bewertet die Bewerbungen. Sie trifft ihre Entscheidungen unabhängig.

Informationen zur Bewerbung

Teilnahmebedingungen

Teilnehmen konnten die Bauherrin bzw. der Bauherr gemeinsam mit der Verfasserin oder dem Verfasser des umgesetzten Entwurfs.

Bewerbungen konnten für Bauten, bauliche Anlagen und Ensembles aus allen Fachgebieten der Architektur, des Ingenieurbaus, des Städtebaus, der Stadtplanung, der Landschafts- und Freiraumplanung und des Bauhandwerks sowie in der Kategorie "junge Bewerberinnen und Bewerber" eingereicht werden.

Zugelassen waren Bauwerke aller Art und Nutzung in Schleswig-Holstein, deren Fertigstellung nicht länger als vier Jahre zurückreicht (Stichtag 1. Januar 2018). Zum Einreichungszeitpunkt mussten die Objekte fertiggestellt sein.

Preise und Anerkennungen

Der Landespreis ist ein Ehrenpreis, der nicht finanziell dotiert ist. Die Ehrung besteht aus einer Urkunde und einer wetterfesten Plakette, die die Prämierten öffentlich sichtbar an das Bauwerk anbringen müssen. Mit dem Preis will das Land Baukultur als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wertschätzen und baukulturelle Qualität in Schleswig-Holstein sichtbarer machen.

Termine

Nächste Auslobung: 2025

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