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Thema : Aufarbeitung von Leid und Unrecht

Wettbewerb Praxispreis

Wettbewerb für Innovation und fortschrittliches Engagement in Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinder- und Jugendhilfe und Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche

Letzte Aktualisierung: 20.02.2024

Hintergrund und Ziel

Menschen, die als Kinder und Jugendliche in der Zeit von 1949 bis 1975 in Einrichtungen der Behindertenhilfe, der Kinder-und Jugendpsychiatrie oder der damaligen Jugendfürsorge untergebracht waren, haben oftmals viel Leid und Unrecht erfahren. Aus dieser Vergangenheit wächst eine besondere Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft.

Aus diesem Grund hat das Sozialministerium den Praxispreis initiiert, der erstmalig 2020 verliehen wurde und fortan alle 2 Jahre ausgeschrieben werden soll. Der Preis ist jeweils mit einem Preisgeld von 4.666,66 dotiert und wird unterstützt vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein und dem Erzbistum Hamburg.

Praxispreis 2024

Das Sozialministerium Schleswig-Holstein macht auch in diesem Jahr wieder mit dem „Praxispreis für Innovation und fortschrittliches Engagement“ auf besondere Innovationen und besonderes Engagement in Einrichtungen der Eingliederungshilfe für Kinder- und Jugendliche, der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Kinder- und Jugendhilfe aufmerksam. Bewerbungen für den Preis können noch bis zum 15. April 2024 eingereicht werden.

Eine Jury entscheidet, welche Projekte ausgezeichnet werden. Weitere Informationen gibt es hier: Flyer für den Praxispreis

Der Jury gehören an:

  • Sarah Moulaoui, junge Erwachsene
  • Samiah El Samadoni, Bürgerbeauftragte und Ombudsperson in der Kinder- und Jugendhilfe
  • Michaela Pries, Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen
  • Dr. Martin Jung, Bundesarbeitsgemeinschaft der Leitenden Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V.
  • Achim Bölsch, Vorsitzender des Landesverbands für körper- und mehrfachbehinderte Menschen in Schleswig-Holstein e.V.
  • Günther Jesumann, ehem. Unabhängiger Beauftragter für die Belange ehemals als Kinder und Jugendliche untergebrachter Personen in Schleswig-Holstein
  • Prof. Dr. Carmen Hack, Fachhochschule Kiel
  • Elsa Manuela Nicklas-Beck, Pebbles e.V.
  • Franz Wagle, Verein ehemaliger Heimkinder Schleswig-Holstein e.V.

Zu der Verleihung des Preises aus 2022 gibt es hier noch weitere Eindrücke:

Praxispreis 2022

2022 konnte der Praxispreis durch die finanzielle Förderung des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein und des Erzbistums Hamburg in den jeweiligen Kategorien mit einem Preisgeld von 4.666,66 Euro ausgelobt werden. Über die Preisträger*innen hat eine zehnköpfige Jury entschieden.

Staatssekretär Johannes Albig mit den Preisträger*innen
Staatssekretär Johannes Albig mit den Preisträger*innen und Mitgliedern der Jury

In 2022 gab es zwei Preisträger*innen für den Bereich Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche

1. Das Landesförderzentrum Hören und Kommunikation in Schleswig, augrund verschiedener Projekte insbesondere das Projekt „Berührungen – Gegen das Vergessen“.

Staatssekretär Johannes Albig (2. v. r.) mit dem LFZ
v.l.n.r. Elias Leutert, Niklas Leppin, Leah Tamm, Stefanie Neurath (Elternvertreterin), Staatsekretär Johannes Albig, Lars Krackert (Schulleiter), Christin Simonsen (Internat)

Das Landesförderzentrum Hören und Kommunikation (LFZ), Georg-Wilhelm-Pfingsten-Schule in Schleswig trägt die Verantwortung für hörgeschädigtenspezifische Unterstützung aller Kinder und Jugendlichen mit einer Hörschädigung im Land Schleswig-Holstein. In den fünf Abteilungen des Landesförderzentrums werden zurzeit ca. 1.200 hörgeschädigte Menschen – vom Baby bis zu den CI implantierten Senioren - betreut. Das Preisgeld soll für einen Segelausflug mit den Schüler*innen zum Besuch der Partnerschule in Dänemark und für die Kleineren zum Besuch eines Kletterparks eingesetzt werden.

Im Juryvotum heißt es in der Begründung: „Das Projekt beschäftigt sich mit der Aufarbeitung von Leid und Unrecht, welches in der Zeit von 1949 bis 1975 in den Einrichtungen der Behindertenhilfe in der Bundesrepublik den Betroffenen erleben mussten. Die Erkenntnis, dass auch in der damaligen „Gehörlosenschule mit Heim“ Schülerinnen und Schüler misshandelt, missbraucht, zum Essen gezwungen, geschlagen, in Isolation gesperrt wurden, hat zu einem großen Erschrecken und zur Betroffenheit geführt. Schnell entstand der Gedanke im gesamten Team des Landesförderzentrums, dass so etwas nie wieder passieren und auch nicht in Vergessenheit geraten dürfe. Das Projekt wurde ins Leben gerufen. Im Oktober 2021 begannen aktiv Veränderungen mit Unterstützungen von unabhängigen Evaluationen im Internat und Schule. Das Schulfeedback zeigte, dass die Schülerinnen und Schüler vermehrt in Entscheidungsprozesse mit eingebunden werden, ihre Partizipation gestärkt wird und auch besser geschützt werden müssen. Dieses erfolgt im intensiven Austausch und Zusammenspiel zwischen Schule und Internat. Einige länger laufende Projekte wurden mit neuen verbunden. Neben wöchentlichen Gruppenbesprechungen, der Einrichtung eines Internatsbeirates, Installationen eines Wünschekastens in der Internatshalle, Kunstprojekte mit Themen zum Internatsleben vor 1975, einer Ausstellung im Dezember zum „Leid und Unrecht“ mit einem ehemaligen Betroffenen sowie eine Broschüre zum Thema wie man mit sozialen Medien umgehen soll. Insgesamt bewerten wir das ausgezeichnete Engagement der verschiedenen Projekte. Alle Beteiligten fördern das Ziel der Eigenverantwortlichkeit, der Partizipation und der Stärkung der sozialen Verantwortung. Auch steht von Anfang an im Focus die Identitätsbildung aller hörgeschädigten Schülerinnen und Schüler im Zusammenspiel aller Beteiligten. Diese Begeisterung, die Umsetzung des Aufarbeitungsthemas der Vergangenheit durch die besonderen Kommunikationsformen auch in leichter Sprache und die Stärkung der Selbstbestimmung hat diesen Preis aus Sicht der Jury verdient.“

2. Das Don-Bosco-Haus für das behinderte Kind e.V. in Mölln

Staatssekretär Johannes Albig (mitte) mit Mitarbeitenden des Don-Bosco-Hauses
v.l.n.r. Tanja Höfert, Staatsekretär Johannes Albig, Kathrin Krüger

Bei der Einrichtung handelt es sich um eine heilpädagogische Therapie- und Förderein-richtung der Eingliederungshilfe, in der Kinder und Jugendlichen ab 3 Jahren mit erheblichen komplexen Beeinträchtigungen und schwersten Mehrfachbehinderungen vollstationär bis zum Erwachsenenalter leben. Die Einrichtung hat sich mit dem Projekt der Unterstützen Kommunikation für Kinder und Jugendliche beworben. Dieses bietet den Kindern und Jugendlichen bestmögliche kommunikative Entwicklungsmöglichkeiten.

Von dem Preisgeld soll zur Erweiterung des Konzepts der Unterstützten Kommunikation eine Lumea Lichtinsel angeschafft werden, die multisensorisches Erleben in Räume bringt. Diese kostet rund 6,5 T. Die restlichen Kosten können vom Verein mit Spenden abgedeckt werden.

In der Begründung der Jury heißt es dazu: „Das Projekt des Don-Bosco-Hauses bietet den Kindern und Jugendlichen eine moderne und sehr gute kommunikative Entwicklungsmöglichkeit. Die individualisierte Technik wird als unterstützende Kommunikation, als Ausdrucksmittel, als Mittel zur Sprachentwicklung bis hin zur Ersatzsprache gesehen. In dem Don-Bosco-Haus leben Kinder und Jugendliche mit erheblichen Beeinträchtigungen. Mit dem innovativen Projekt wird es möglich sein, durch eigenen Willen, durch Augenaufschlag, per Hand etwas in Bewegung zu setzen. Hier öffnet sich ein völlig neues Kommunikationsfeld für viele, die motorisch nicht in der Lage sind zu sprechen. Es bedarf fast keiner Unterstützung, es ist auch ein Beitrag für längere Nutzung und bildet sogar die Schnittstelle zu berufsbildenden Schulen. Die von der Jury besonders hoch eingeschätzte Innovation bezieht sich auf die konzeptionelle Weiterentwicklung der Kinder und Jugendlichen zu Fördermöglichkeiten ihrer eigenen Entwicklung in Schule und Beruf. Dieser Mehrwert eröffnet neue Chancen, wozu auch Mut der Mitmachenden gehört. Da-rum halten wir dieses Projekt für Preisträgerwürdig.“

Preisträger*in für die Kategorie „Kinder- und Jugendhilfe“ ist:

Staatssekretär Johannes Albig (links) mit Mitarbeitenden der LAG Parti
v.l.n.r. Staatsekretär Johannes Albig, Heidrun Steffen, Levke Hinrichsen, Thomas Zink

Die Landesarbeitsgemeinschaft Partizipation in den Hilfen zur Erziehung Schleswig-Holstein e.V. (LAG.Parti)

Der erst 2022 gegründete Verein aus Trägern und Personen, die sich in den vergangenen 10 Jahren bereits maßgeblich mit dem Thema Partizipation für Kinder und Jugendliche beschäftigt haben, hat sich mit der Gründung und weiteren Umsetzung der LAG Parti beworben. Mit dem Preisgeld sollen im Jahr 2023 zwei Fachtage zum Thema Partizipation geplant und ausgerichtet werden. Der erste Workshop soll sich an Kinder und Jugendliche sowie Fachkräfte aus der Kinder-  und Jugendhilfe in Schleswig-Holstein richten. Ein weiterer Workshop soll sich als Angebot an die öffentlichen Träger der Jugendhilfe in Schleswig-Holstein richten.

In der Begründung der Jury heißt es dazu: „Einen ebenso würdigen Preisträger sehen wir in dem Projekt zur Gründung und Umsetzung der Landesarbeitsgemeinschaft Partizipation. Insbesondere die beiden Jugendvertreter in der Jury sehen hier ein zukünftig weiterbringendes Projekt für die Jugendlichen. Besonders hervorzuheben ist die neue Idee für ein niederschwelliges Instrument für gelungenen Partizipation. So sollen Fachtagungen und Workshops trägerübergreifend, flächendeckend Kinder und Jugendlichen ein Forum stellen, wo sie selbst wirksam sein können. Da wird über Verbesserungsmöglich-keiten miteinander in Kinder-, Jugendlichen- und Erwachsenenworkshops gesprochen. Unter dem Motto, „ich kann etwas in der Gemeinschaft verändern“ soll das Demokratie-bewusstsein gestärkt werden. Dieses Projekt ist die demokratiebildende Basis für Kinder und Jugendliche zur Stärkung unserer Gesellschaft. Wir halten das Projekt für besonders hervorragend geeignet als Scharnier zwischen Jugend, Politik und Gesellschaft.“

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