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Thema : Landesgeschichte

Schleswig-Holstein -
Die Hanse

Aus Schutzgemeinschaften einzelner Kaufleute entwickelte sich im Mittelalter eine der erfolgreichsten und bekanntesten Handelsorganisationen: die Hanse. Sie bestimmte für Jahrhunderte die Entwicklung Nordeuropas - bis sie der Konkurrenz der jungen Nationalstaaten nicht mehr gewachsen war.

Letzte Aktualisierung: 19.10.2022

Stürme, Räuber, Krankheit und vor allem die Willkür der Mächtigen machten Handelsreisen gefährlich. Also schlossen sich Kaufleute zu Gruppen zusammen. So war es ihnen leichter möglich, in der Fremde ihre Interessen zu vertreten. Die frühesten dieser bald "Hanse" genannten Gemeinschaften tauchten im 12. Jahrhundert in London und auf Gotland auf. Der Name kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie "bewaffnete Schar".

Angesichts der Schwäche der kaiserlichen Zentralgewalt schlossen sich im 13. Jahrhundert auch vermehrt Städte zusammen, um den Frieden und ihre Rechte zu sichern. Die Städtehanse erwuchs aus dem Bündnis zwischen Lübeck und Hamburg von 1230. Unter dem Schutz solcher Städtebünde gelang es den deutschen Kaufleuten, sich die Vormachtstellung im Nord- und Ostseeraum zu sichern.

Machtvoll, aber wenig organisiert

Entgegen vielen Klischees war die Hanse nie ein festgefügtes Bündnissystem. Ihre Mitglieder waren nicht einmal souverän, sondern unterstanden der Herrschaft des Kaisers, der Kirche oder des Adels. Die Hanse besaß keine eigenen Finanzen, kein Heer und keine Kriegsflotte. Sie verfügte über nur eine Institution, den Hansetag. Dieser aber trat selten und unregelmäßig zusammen. Einzig die Solidarität ihrer Mitglieder machte die Hanse so stark. Trotz aller Egoismen waren die Hansen gewillt, den Handel in Nordeuropa zu dominieren.

Lübeck - Zentrum der Hanse

Die Gründung Lübecks ermöglichte erst den Aufstieg der Hanse. Lübecks Lage an der Schnittstelle zwischen Nord- und Ostsee machte die Stadt rasch unentbehrlich. Sie galt als das Zentrum und als Hauptstadt der Hanse. Um sie herum gruppierten sich bis zu 300 weitere Städte: Von Reval (dem heutigen Tallinn) im Osten über Breslau und Berlin bis nach Dortmund im Westen. Von Nord nach Süd reichte die Hanse von Kiel bis Erfurt.

Personen laufen vor einem Stadttor mit zwei Türmen aus Backstein umher. Im Hintergrund ist ein backsteinerner Kirchturm sowie weitere Spitzgiebelhäuser aus Backstein zu sehen.
Lübecker Holstentor.

Blütezeit und Hansekultur

Ihre Blüte erreichte die Hanse im 14. Jahrhundert. Sie rang die Seeräuber um Klaus Störtebecker nieder und zwang die regionale Großmacht Dänemark in die Knie. Die Hansekultur breitete sich mit der sogenannten "Ostsiedlung" über den Ostseeraum aus und führte vielerorts zur Gründung neuer Kaufmannsstädte. Auch die Backsteingotik fand so ihren Weg bis ins Baltikum. Das Niederdeutsche, Verkehrssprache der Hansezeit, beeinflusste vor allem die skandinavischen Sprachen stark.

Schleichender Niedergang

Hatte die Hanse aufgrund ihrer flexiblen Struktur lange Zeit über ihre Konkurrenz triumphiert, erwuchsen ihr mit dem Aufkommen besser organisierter, machtvoller Gegenspieler große Schwierigkeiten. Gegen die sich formierenden Nationalstaaten in England, Frankreich und den Niederlanden zogen die Hansen nach 1400 zunehmend den Kürzeren. Ebenso erging es ihnen mit süddeutschen Handelsdynastien wie den Fuggern aus Augsburg. Zusätzlich geschwächt durch Streitigkeiten mit dem benachbarten Adel und zunehmendem Egoismus in den eigenen Reihen, entzog die Entdeckung Amerikas und die folgende Verlagerung des europäischen Handels nach Übersee der Hanse allmählich die Existenzgrundlage. 1669 fand der letzte Hansetag statt. Nur Bremen, Lübeck und Hamburg fühlten sich noch lange Zeit einander verbunden.

Was von der Hanse blieb

Die Hansezeit wird bis heute zumeist positiv betrachtet. Das bestätigt die Vielzahl von Firmen- und Organisationsnamen, wie etwa Lufthansa oder Hanse Office, die sich auf die Hanse berufen. Auch Personen wie Helmut Schmidt bezeichnen sich gerne als Hanseaten und sind stolz auf diesen Nimbus. Einige ehemalige Hansestädte, zum Beispiel Bremen, Lübeck und Rostock, sind nach wie vor stolz auf ihre hanseatische Vergangenheit und tragen in ihrem Auto-Kennzeichen das "H" als Zusatz. Von der alten Hansezeit künden heute noch prachtvolle Altstädte, wie etwa in Lübeck. Aber auch das bekannteste Schiff der Hanse, die Kogge, wird immer häufiger als Touristenattraktion wieder auf Kiel gelegt.

Literaturhinweise

Dollinger, Philippe: Die Hanse. Stuttgart 1998.

Hammel-Kiesow, Rolf: Die Hanse. München 2008.

Weitere Informationen

Archive in Schleswig-Holstein

Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte

Städtebund Die Hanse

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