Auf den Halligen werden im Rahmen des Trilateralen Monitoring und Assessmentprogrammes (TMAP) insgesamt drei verschiedene Dauerbeobachtungsprogramme durchgeführt.
Die Vegetation und die Nutzung der Salzwiesen der Westküste Schleswig-Holsteins werden durch die Nationalparkverwaltung regelmäßig kartiert. Eine erste Erfassung entlang der Festlandsküste erfolgte 1988. 1996-98 wurden auch die Inselsalzwiesen mit erfasst. Ab dem 2001 werden alle Salzwiesenbereiche an der Westküste kartiert. Die Kartierungen wurden 2006-07, 2011-12 und 2015-16 wiederholt. Diese flächendeckenden Erfassungen werden im Rahmen des Vorlandmanagementkonzeptes durchgeführt, entsprechen den Vorgaben des trilateral vereinbarten TMAP-Monitoring und sind Grundlage für die Lebensraumerfassung und -bewertung entsprechend der FFH-Richtlinie.
Der Kartierung geht eine Luftbildbefliegung voraus. Es werden CIR-Bilder im Maßstab 1:5.000 erstellt. Zu Beginn waren es analoge Orthofotos mit klassischer Überlappung, um eine stereoskopische Auswertung vornehmen zu können. Auf der Basis der im Luftbild erkennbaren Vegetationseinheiten wurde eine flächendeckende Kartierung im Gelände durchgeführt. Die Ergebnisse wurden digitalisiert und GIS-dargestellt.
In den letzten drei Kartierungen wurde mit digitalen Orthofotos gearbeitet. Dabei erfolgte die erste Erfassung auf Basis digitaler Luftbilder mittels einem sich ergänzenden Verfahren aus semi-automatisierter Klassifizierung, digitaler vegetationskundlicher Nachbearbeitung im GIS sowie einer abschließenden nahezu flächendeckenden Geländearbeit bzw. Verifizierung.
Trainingsflächen bildeten die Grundlage der Klassifikation, deren Güte maßgeblich für die Qualität einer Klassifizierung ist. Ziel ist es, anhand von Flächenzuweisungen die spektralen Eigenschaften der zu differenzierenden Vegetationseinheiten anhand definierter Kriterien so exakt wie möglich wiederzugeben. Auf dieser Basis wurden Feldkarten erstellt, um anschließend im Gelände die ermittelten Ergebnisse zu überprüfen und ggfs. zu korrigieren. Auch diese Karten wurden digital nachgearbeitet und ebenfalls in ein Geografisches Informationssystem (GIS) überführt. Bei den nachfolgenden Kartierungen wurden die Flächeninformationen der vorangegangenen Kartierung als Grundlage für die neue Interpretation herangezogen.
Die Vegetationstypisierung erfolgte anhand eines feinen Kartierschlüssels. Im Rahmen des Trilateralen Monitoring und Assessment Programms (TMAP) wurde basierend darauf eine Typologie für die Vegetation der Wattenmeerregion erarbeitet. Diese erlaubt es, Monitoringergebnisse aus den Niederlanden, Dänemark und Deutschland miteinander zu vergleichen. Das Monitoring erfolgte nicht in allen drei Anrainerstaaten wie in Schleswig-Holstein als pflanzensoziologische Ansprache, sondern andernorts auch als Biotop- oder Habitattypenkartierung. Alle drei Kartierungsarten lassen sich in die TMAP-Typologie überführen und so miteinander vergleichen.
Die TMAP-Typologie beschreibt neben Vegetationstypen der Dünen und Dünentäler insgesamt 29 Vegetationstypen in der Salzwiese. Sie werden durch kennzeichnende und/oder dominante Pflanzenarten charakterisiert.
Nachfolgend sind beispielhaft die aktuellen Vegetationskarten der Halligen anhand der TMAP-Kartierung dargestellt.
Zusätzlich zu den flächendeckenden Erfassungen finden entlang der gesamten Westküste auch langfristige Untersuchungen über die Vegetationsentwicklung in Dauerflächen statt. In diesen wird auch das Aufwachsen der Salzwiesen mit dem Meeresspiegel untersucht. Eine Vielzahl solcher Dauerflächen befindet sich auf der Hamburger Hallig.
Vegetationsmonitoring nach dem Halligprogramm
Zusätzlich zum TMAP-Monitoring wird seit 1991 ein Monitoring der Salzwiesen auf den Halligen Hooge, Gröde und Nordstrandischmoor durchgeführt, um die Auswirkungen der Bewirtschaftungsauflagen aus dem Halligprogramm auf die Entwicklung der Halligsalzwiesen zu beurteilen. In diesem alle 2 Jahre stattfindendem Monitoringprogramm werden die Vegetationsveränderungen sowie die Höhenveränderungen auf Dauerflächen in Abhängigkeit von der jeweiligen Nutzung (Weideflächen, Stilllegungsflächen) erfasst und bewertet. Auf kleineren Flächen wurde seit 2015 auch eine flächendeckende Vegetationskartierung nach TMAP-Standard durchgeführt.
Brutvogelmonitoring
Aufbauend auf den deutschen "Empfehlungen zur Brutbestandserfassung von Küstenvögeln" wird die Erfassung der typischen Brutvogelarten im gesamten Wattenmeerbereich nach dem Methodenstandard „Anleitung zur Brutbestandserfassung von Küstenvögeln im Wattenmeerbereich“ heute einheitlich in den Niederlanden, Deutschland und Dänemark durchgeführt.
Durch diesen Methodenstandard wird gewährleistet, dass es langfristig möglich ist, die Größen der Gesamtbestände, die Verbreitung und vor allem die Bestandstrends der einzelnen Arten im Rahmen des "Joint Monitoring Program for Breeding Birds in the Wadden Sea", des gemeinsamen Dauerbeobachtungsprogramms aller Wattenmeeranrainerstaaten, sicher beurteilen und für die Naturschutzarbeit nutzbar machen zu können. Eine vollständige wattenmeerweite Erfassung der Brutbestände erfolgt alle 6 Jahre. Jährlich werden Koloniebrüter und einige seltene Arten vollständig erfasst, weit verbreitete Arten jährlich in ausgewählten Probeflächen („Census Areas“). Im schleswig-holsteinischen Wattenmeer werden die Bestände fast aller Arten im jährlichen Rhythmus erfasst. Die erhobenen Daten dienen auch der Bewertung der Bestände nach der EU-Vogelschutzrichtlinie sowie der Lebensräume nach der FFH-Richtlinie.
Bei den Brutbeständen der Küstenvogelarten wurden in den letzten Jahren starke Veränderungen beobachtet. Einige wenige Arten steigen in den Beständen an, bei einigen sind die Bestände stabil oder schwankend, aber bei der Hälfte der Arten nehmen die Bestände ab. Die Ursachen hierfür sind vielfach unklar. Insbesondere mit Hilfe des Bruterfolgsmonitoring wird folglich versucht, bei ausgewählten Brutvogelarten die Ursachen zu erforschen.
Der Parameter „Bruterfolg“ wurde 2009/2010 in das „Trilateral Monitoring and Assessment Program“ aufgenommen, bei dem jährlich die Anzahl flügger Küken pro Paar ermittelt wird. Er ist eine wichtige Ergänzung zur bereits vorhandenen Überwachung der Bestände und Verbreitung von Brutvögeln im Wattenmeer. Bruterfolgsdaten helfen, die Änderungen der Bestände zu verstehen. Da die meisten Küstenvögel zu langlebigen Arten gehören, ermöglicht das Messen des Bruterfolgs eine erheblich zeitnähere Bewertung des Erhaltungszustandes der Bestände als jährliche Zählungen, bei denen sich z.B. eine Abnahme erst viel später zeigt. Bruterfolgsuntersuchungen finden alljährlich auf den Halligen Langeness und Oland am Austernfischer satt. Auf der Hallig Hooge wird dieses Monitoring an Küsten- und Flussseeschwalben und auf der Hallig Norderoog an Brandseeschwalben durchgeführt. Auch der Bruterfolg des Löfflers wird jedes Jahr dokumentiert.
Darüber hinaus wird bei einigen Arten durch individuelle Markierung (Beringungsprogramme) die Überlebensrate bzw. Sterblichkeit der Altvögel als weiterem wichtigem Faktor für die Bestandsentwicklungen ermittelt.
Die gesammelten Informationen aus den Teilprojekten des Brutvogelmonitorings sollen auch Rückschlüsse zu der Frage ermöglichen, ob die konkreten Ursachen für Bestandsveränderungen in den Brutgebieten im Wattenmeerbereich oder eher in den südlicheren Überwinterungsgebieten und während des Zuges zu suchen sind.
Die Halligen und Inseln insgesamt haben aufgrund der natürlichen Isolierung und damit weitest gehenden Abwesenheit von Landraubtieren und Wanderratten, die am Festland stark zunehmend als Prädatoren auftreten und hohe Verluste von Eiern und Küken verursachen, eine herausragende Bedeutung für Küstenvögel. So befinden sich heutzutage neben wenigen Standorten an der Dithmarscher Küste alle bedeutenden Kolonien von Möwen und Seeschwalben auf den Halligen sowie Amrum und Föhr. Allein die Halligen Oland und Langeness beherbergen etwa 18% des schleswig-holsteinischen Brutbestandes des Austernfischers. Die Austernfischer scheinen die vielfältigen Strukturen auf den Halligen zu bevorzugen. Vor allem aber sind sie als Rückzugsgebiete auf Halligen angewiesen, wo es keine Füchse, Marder usw. gibt und große nahrungsreiche Wattflächen in der Nähe der Neststandorte liegen. Diese Standorteigenschaften sind mit allen Mitteln zu erhalten. Entsprechend sehen auch die Erhaltungsziele für das europäische Vogelschutzgebiet „Ramsar-Gebiet S-H Wattenmeer und angrenzende Küstengebiete“ für die Halligen, wo natürlicherweise keine dauerhaften Ansiedlungsmöglichkeiten für Landraubtiere gegeben sind, zur Gewährleistung des natürlichen Bruterfolgs die Erhaltung von Brutgebieten vor, die frei von Bodenprädatoren sind.
Rastvogelmonitoring
Das Rastvogel-Monitoring im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und auf den Inseln und Halligen wird seit 1987 nach standardisierten Methoden entsprechend der "Hinweise zur Durchführung der Rastvogelzählungen im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer" durchgeführt, anfangs im Auftrag der Nationalparkverwaltung koordiniert durch den WWF in Husum, seit 2004 durch die Schutzstation Wattenmeer. Es sind somit aktuell fast 30 Jahre aussagekräftige Datenreihen verfügbar.
Die Zählungen sind Bestandteil des „Joint Monitoring Program for Migratory Birds in the Wadden Sea". Die Zählungen der Wat- und Wasservögel werden im schleswig-holsteinischen Wattenmeer jeweils bei Hochwasser durchgeführt, da sich die Vögel dann auf Salzwiesen, Sandbänken und in Kögen binnendeichs zum Rasten versammeln und dort am leichtesten zu zählen sind. Als günstigster Zeitpunkt für die Zählungen bietet sich jeweils die Springtide (3 Tage nach Voll- bzw. Neumond) mit dem theoretisch höchsten Wasserstand bei Hochwasser und der stärksten Konzentration der Vögel auf den Rastplätzen an. Ein bedeutender Teil der Rastgebiete wurde ausgewählt, um sie dauerhaft im Springtidenrhythmus zu zählen. Die gesamte Küste ist dabei in geografisch klar abgegrenzte Zählgebiete unterteilt. Diese sogenannten "Springtiden-Zählungen" finden also etwa alle 15 Tage während des gesamten Jahres statt.
Zudem finden regelmäßig wattenmeerweite Synchron-Zählungen statt. Möglichst am gleichen Tag werden alle Wat- und Wasservogelarten im gesamten trilateralen Wattenmeer von Dänemark bis zu den Niederlanden gleichzeitig gezählt. Methodisch werden Synchron-Zählungen wie Springtidenzählung durchgeführt. Sie finden zwei Mal im Jahr statt. Zum einen gibt es eine "Internationale Mittwinter-Zählung" Mitte Januar, die international abgestimmt ist, um die Populationsgrößen der einzelnen Arten insgesamt zu ermitteln. Im Rahmen der trilateralen Wadden Sea Flyway Initiative gibt es eine enge Zusammenarbeit insbesondere mit den westafrikanischen Staaten, in denen viele Zugvögel überwintern. Zum anderen findet eine weitere Synchron-Zählung trilateral abgestimmt jedes Jahr in einem anderen Monat innerhalb des Wattenmeeres statt.
Da einige Arten zu bestimmten Zeiten mit ihrer gesamten Population oder zu einem sehr großen Anteil im Wattenmeer verweilen, wird deren Gesamtbestand durch weitere trilateral abgestimmte artspezifische Synchron-Zählungen erfasst. Solche Zählungen gibt es z.B. für Nonnengänse Mitte März und für Ringelgänse Anfang Mai. Besonders wegen der zeitlich längeren Verweildauer der Nonnengänse bis Mitte Mai wurden die artspezifischen Gänse-Zählungen in Schleswig-Holstein in allgemeine Gänse-Zählungen umgewandelt, um jeweils alle Gänsearten an allen Terminen zu erfassen.
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