Navigation und Service

Körper, Gesundheit und Bewegung

Letzte Aktualisierung: 24.09.2014

Dem Bildungsbereich "Körper, Gesundheit und Bewegung" geht es darum, den Kindern zu ermöglichen, sich und die Welt durch Bewegung über ihren Körper mit allen Sinnen zu entdecken.

Themen

Es lässt sich vermuten, dass Nahsinne für die Auseinandersetzung des Kindes mit sich und der Welt zunächst größere Bedeutungen haben als die visuellen und auditiven Fernsinne. Zu diesen Nahsinnen gehören die Empfindung von Druck, Temperatur und Feuchtigkeit auf der Haut (taktiles System), die Wahrnehmung der inneren Organe (viscerales System), der Umgang mit Muskeln und Sehnen in der Bewegung (kinästhetisches System) und die Empfindung der Schwerkraft und des Gleichgewichts (vestibuläres System). Der eigene Körper ist das erste Experimentierfeld des Kindes und zugleich das Bindeglied zwischen innen und außen, zwischen dem Selbst und der Welt (vergleiche Zimmer 2004 a Seite 29). Die Qualität der sensorischen Reizverarbeitung besonders im taktilen, im auditiven und visuellen System bildet die Basis für alle weiteren Bildungsprozesse. Leistungen wie das Erkennen und Differenzieren von Eigenschaften, der Raumlage und von räumlich-zeitlichen Beziehungen beeinflussen beispielsweise den Erwerb der Kulturtechniken des Lesens, Schreibens und Rechnens in herausragendem Maße. Seine Bewegungsfähigkeit ermöglicht dem Kind, zu sich selbst – zum eigenen Körper – und zu der Welt aktiv Kontakt aufzunehmen, sich selbst und die Welt zu erforschen, zu begreifen und zu erfassen, zu gestalten und zu verändern.

Bewegung und Gesundheit

"Bewegung ist ein Grundphänomen des menschlichen Lebens, der Mensch ist von seinem Wesen her darauf angewiesen", schreibt Zimmer (2004 a Seite 17). Dies gilt insbesondere in den ersten Lebensjahren. Bewegung ermöglicht Eigentätigkeit und strukturiert so die Vorstellungen von der Welt. "Bewegung ist eine elementare Form des Denkens", sagt Schäfer (2003 Seite 144). Erleben Kinder, wie sie erfolgreich handeln, löst dies Glücksgefühle und Selbstwirksamkeitserfahrungen aus, die zu weiterem Handeln motivieren. Den eigenen Körper aufmerksam wahrzunehmen, sich in Bewegung und Ruhe zu erfahren, Wohlbefinden und Unbehagen zu spüren, sind Erfahrungen, die das Kind von Geburt an begleiten. Körperwahrnehmungen geben dem Kind wichtige Rückmeldungen über sich selbst und bilden die Grundlagen für einen sensiblen Umgang mit der eigenen Gesundheit. "Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen": So lautet die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 1946. Sich wohl zu fühlen, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und auszudrücken, genießen zu können – all dies sind gesundheitsfördernde Aspekte in der Entwicklung von Kindern. Die Beschäftigung mit den Themen Körper, Gesundheit und Bewegung in Kindertageseinrichtungen kann Kinder bei der Aneignung ihres Selbst und der Welt unterstützen.

Kinder auf einem Trampolin

Kinder und die Themen Körper, Gesundheit und Bewegung

Bewegung

Bewegung ist für Kinder ein Grundbedürfnis. Sie kriechen, gehen, laufen, springen, schaukeln, hüpfen, werfen, rotieren, sie greifen, fassen, heben, drehen, stoßen, zerren und vieles mehr. In Innenräumen wie im Freien suchen sie immerzu grob- und feinmotorische Bewegungsmöglichkeiten. Dabei entdecken sie den eigenen Körper und seine Fähigkeiten, empfinden ihre Gefühle, geben ihnen körperlich Ausdruck, treten in Kontakt mit anderen Kindern und Erwachsenen, erschließen sich die dingliche und räumliche Welt, schaffen Neues oder verändern Vorgefundenes, vergleichen und messen sich mit anderen und lernen ihre eigenen körperlichen Leistungsgrenzen kennen und steigern (vergleiche Zimmer 2004 a Seite 19). In keiner Lebensphase spielt Bewegung eine so große Rolle wie in der Kindheit.

Körper

Kinder entwickeln durch die Erfahrung des eigenen Körpers und seiner Fähigkeiten ein Bild von sich selbst. Wer bin ich? Was kann ich? "Der Aufbau des ‚Selbst’ ist beim Kind wesentlich geprägt von den Körpererfahrungen, die es in den ersten Lebensjahren macht", so Zimmer (2004 a Seite 28). Indem es körperlich aktiv ist, erfährt es, was es selbst bewirken kann und erkennt eigene Stärken und Schwächen. Es will vieles "alleine!" machen. Die Autonomiebestrebungen von Kindern äußern sich zunächst in körperlich-motorischen Handlungen: ohne fremde Hilfe aufrecht gehen, sich alleine anziehen, auf einen Stuhl klettern.

Lust und Sexualität

Kinder interessieren sich für ihren eigenen Körper und den der anderen. Wie fühlt sich mein Körper an? Wie ist es, andere(s) zu berühren? Kinder entdecken ihren Körper im Umgang mit Fingerfarben und Kleister, beim Schattenspiel, beim Betrachten im Spiegel, beim gegenseitigen Massieren oder beim Wickeln. Die sinnliche und lustvolle Erfahrung des eigenen Körpers steht in Verbindung zur kindlichen Sexualität. Schon früh erlebt das Kind über Hautkontakt beim Kuscheln, Schmusen, Wickeln, aber auch beim Toben und Balgen lustvolle Gefühle. Kinder zeigen zudem schon früh eine genitalbezogene Sexualität. In den Reaktionen der Erwachsenen erleben Kinder, welche Teile ihrer Sexualität "erlaubt" sind und welche Aspekte "nicht akzeptiert" werden.

Ernährung

Essen und Trinken begegnen Kindern sowohl als Aspekt der Gesundheitsvorsorge als auch der Kultur. Was Kinder mögen oder nicht mögen, ist individuell sehr verschieden. Essvorlieben und Essgewohnheiten werden vor allem in der Familie geprägt und sind kulturell beeinflusst. Essen findet für Kinder zunächst immer in sozialen Situationen statt (gemeinsam am Tisch sitzen, miteinander sprechen oder Tischsitten beachten). Wenn Kinder Esssituationen häufig mit Zwang und Streit verbunden erleben, kann dies zu Essstörungen beitragen.

Krankheit

Kinder erleben auch Zeiten, in denen sie sich (körperlich oder seelisch) nicht wohl fühlen, in denen sie müde sind oder Fieber bekommen, in denen sie sich verletzt haben oder traurig sind. Indem Kinder lernen, diese Unterschiede wahrzunehmen und auszudrücken, indem sie erfahren, gepflegt zu werden und sich selbst zu pflegen, erwerben sie Kompetenzen im Bereich der Gesundheitsförderung.

Kinder spielen in einer Kindertagesstätte

Anforderungen an Bildungsbegleitung

Kinder treten mit der Welt immer über ihren Körper und durch Bewegung in Kontakt. Kindertageseinrichtungen bieten viele Möglichkeiten, Körper- und Bewegungserfahrungen zu machen. Dabei spielen insbesondere folgende Aspekte eine Rolle:

Vielfältige Anlässe für Bewegung und Körperwahrnehmung schaffen

Die Bewegungslust der Kinder kann durch die Gestaltung der Räume gefördert werden. Bewegungsbaustellen oder Räume mit unterschiedlichen Ebenen, die nicht mit Tischen und Stühlen zugestellt sind, fördern die Bewegung der Kinder. Im Außenbereich fordern naturnah gestaltete Außengelände mit Hügeln, Kletterbäumen und Tobeflächen vielfältige Bewegungsabläufe heraus. Auch psychomotorische Angebote oder Massage fördern die Körperwahrnehmung. Kinder in diesem Bildungsbereich zu begleiten, verlangt von den pädagogischen Fachkräften auch, sich mit dem eigenen Körper,
den eigenen Gefühlen, der eigenen Bewegungsfreude einzubringen.

Lernen und Bewegen als Einheit verstehen

Bewegung und Lernen gehören für Kinder zusammen. Bewegung und sinnliche Wahrnehmung stören nicht das kindliche Lernen, sondern ermöglichen es. Zudem fördert Bewegung die Durchblutung des Gehirns und steigert so die Konzentration (vergleiche Zimmer 2004 b Seite 48).

Mahlzeiten als lustvolles und soziales Geschehen gestalten

Wenn sie Essen selbst zubereiten, sich lustvoll mit Nahrungsmitteln auseinandersetzen und Mahlzeiten gemeinsam gestalten können, erleben Kinder ganz unterschiedliche Aspekte des Themas Ernährung. Nur wenn Kinder selbst entscheiden können, was und wie viel sie essen möchten, können sie ihre Geschmacksvorlieben ausbilden und ein Gefühl dafür entwickeln, ob sie noch hungrig oder bereits satt sind.

Körperpflege nicht nur als Hygienemaßnahme verstehen

Auch Körperpflege bietet vielfältige Bildungsanlässe. Händewaschen, Zähneputzen oder der Toilettengang sollten nicht einfach ritualisiert ablaufen. Körperpflege bietet Kindern vielerlei Anlässe, sich mit dem eigenen Körper lustvoll zu beschäftigen und ein positives Körpergefühl zu entwickeln. Zur Körperpflege gehört auch, sich schön zu machen (eincremen, schminken oder frisieren).

Die unterschiedlichen Voraussetzungen der Kinder berücksichtigen

Die Chancen für Kinder, sich in diesem Bildungsbereich Kompetenzen anzueignen, sind sehr unterschiedlich verteilt. Sie hängen in besonderem Maß von ihrer sozialen Herkunft ab. So gibt es deutliche Hinweise darauf, dass Armut zu gesundheitlichen Einschränkungen führt. Die Förderung in diesem Bildungsbereich sollte die Lebenslagen der Kinder in besonderer Weise berücksichtigen. Aber auch kulturelle Aspekte und die Vorstellungen davon, wie sich Mädchen und Jungen verhalten, spielen eine Rolle. Darüber hinaus brauchen insbesondere Kinder mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Behinderungen spezifische Unterstützungen. Auch die unterschiedliche Händigkeit der Kinder gilt es zu beobachten, zu akzeptieren und zu fördern.

Erwartungen an Prävention reflektieren

In diesem Bildungsbereich sind viele Präventionsprogramme verortet, wie zum Beispiel Gesundheitsprävention, Gewaltprävention oder Prävention sexuellen Missbrauchs. Präventionsprogramme sind vor allem erzieherische Programme. Hier folgen pädagogische Fachkräfte bestimmten Vorstellungen davon, wie sich die Kinder "richtig" verhalten. Damit die Ziele von Prävention (Gesundheit, Bewegungsfreude, "Nein-sagen-Können") auch erreicht werden können, gilt es darauf zu achten, wie sich Kinder bildend mit diesen Themen auseinandersetzen, und ihre individuellen Bildungswege ernst zu nehmen.

Ein Blick auf die Null- bis Dreijährigen

Körpererfahrungen sind gerade für sehr junge Kinder besonders bedeutsam. Sie erfahren die Welt immer mit allen Sinnen, mit dem ganzen Körper. Körperlichkeit spielt auch zwischen der pädagogischen Fachkraft und dem Kind in diesem Alter eine besondere Rolle: beim Tragen, beim Schmusen, beim Wickeln, beim Waschen, beim Anziehen oder beim Essen. Wickeln ist mehr als Pflege und Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme. Wenn kleine Kinder selbst essen wollen, dauert dies sicher länger, als wenn sie von Erwachsenen gefüttert werden – in ihren unermüdlichen Versuchen, das Essen selbst in den Mund zu befördern, erleben sie sich aber am eigenen Leib als selbstwirksam.

Für Pädagogen

Pädagogische Fachkräfte können Kinder in diesem Bildungsbereich insbesondere fördern, indem sie

  • Kindern in den Innen- und Außenräumen vielfältige Anregungen für Bewegungen und Sinneserfahrungen bieten
  • Essen als sinnlichen Prozess begreifen und das Essensangebot vielfältig gestalten
  • dabei den Kindern das Recht auf ihren eigenen Geschmack zugestehen
  • Essen auch als soziale Situation begreifen und die Mahlzeiten bewusst gestalten
  • Kinder in der Wahrnehmung von Wohlbefinden oder Unbehagen unterstützen
  • angenehme körperliche Erfahrungen ermöglichen, ohne diese den Kindern aufzudrängen
  • die kindliche Sexualität wahrnehmen und sich mit ihren Vorstellungen von kindlicher Sexualität auseinandersetzen
  • Kinder mit Beeinträchtigungen entsprechend ihrer spezifischen Bedürfnisse fördern

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link:

Datenschutz

Landes­portal