Der größte Teil der in Nord- und Ostsee lebenden Pflanzen sind Algen, die sich in Mikro- und Makroalgen unterteilen lassen. Ein zeitweise verstärktes Vorkommen giftiger Mikroalgen kann sich direkt auf die Gesundheit von Menschen auswirken. Einzelne Mikroalgen sind mit dem bloßen Auge nicht sichtbar, ein verstärktes Vorkommen kann aber Verfärbungen des Wassers, erhöhte Trübung, Schaumbildung und Geruchsentwicklung hervorrufen und ist dann relativ leicht wahrnehmbar.
Zusätzlich zur regelmäßigen Überwachung der Badegewässerqualität nach der Badegewässerverordnung durch die Gesundheitsbehörden wurde deshalb zur Überwachung der Mikroalgenpopulationen das Algenfrüherkennungssystem für die Nord- und Ostsee durch das schleswig-holsteinische Umweltministerium eingerichtet. Dieses Informationssystem wurde 1989 ins Leben gerufen, um Algenmassenentwicklungen frühzeitig zu erkennen und darüber zu informieren, noch bevor diese die Badestellen an den Küsten erreichen. Ab Mai jeden Jahres ermittelt das Landesamt für Umwelt (LfU) die Situation der Mikroalgen an den schleswig-holsteinischen Nord- und Ostseeküsten. Bis Mitte September werden an 16 Messstellen in der Nordsee alle 14 Tage und an bis zu 23 Messstellen in der Ostsee bei Auffälligkeiten Wasserproben entnommen.
Die Proben werden während der Badesaison auf ihre Artenzusammensetzung und auf die Anzahl relevanter Mikroalgen hin untersucht. Die Ergebnisse der Algenuntersuchungen werden jeweils ab Juni in Form eines aktuellen Berichts mit übersichtlichen Kurzinformationen und Bewertungen zur aktuellen Algensituation zusammengefasst und im Internet unter Algenreport veröffentlicht.
Informationen zur aktuellen Blaualgensituation an einzelnen Badestellen in der Ostsee im Bereich von Ostholstein, der Lübecker Bucht und der Stadt Kiel finden sich auf der Seite des Kreises Ostholstein.
Algen sind einzellige bis vielzellige Wasserpflanzen. Die winzigen, einzelligen, mit bloßem Auge nicht sichtbaren, Mikroalgen schweben im Wasser und werden auch als Phytoplankton bezeichnet. Einige Arten bilden aber auch sichtbare Fäden aus oder können auf Steinen den Gewässergrund besiedeln. Algen sind die Nahrung für viele tierische Organismen im See.
Mit Hilfe von Sonnenlicht produzieren sie Sauerstoff (Photosynthese) und vermehren sich. Für ihr Wachstum nehmen sie die im Wasser gelösten Nährstoffe wie Phosphat und Nitrat auf. Die Algenarten und ihre Mengen variieren je nach Jahreszeit, Nährstoffgehalt und Witterungsbedingungen.
Warum entstehen Algenblüten?
In vielen Seen, aber auch in aufgestauten Flüssen, kommt es vor allem in der wärmeren Jahreszeit zu verstärkter Algenvermehrung. Kommt es zur Massenentwicklung spricht man von einer „Algenblüte“ ( Abb. 4).
Algenblüten entstehen, wenn im Gewässer viele Nährstoffe vorhanden sind, die aus dem Einzugsgebiet eingespült oder aus dem Sediment freigesetzt wurden. Hohe Wassertemperaturen begünstigen den Vorgang. Daher kommt es insbesondere in flachen Seen zu Algenblüten. Die Häufigkeit und Stärke hat durch die intensivere Nutzung der See-Einzugsgebiete in den letzten Jahren zugenommen.
Woran erkennt man Algenblüten?
Algenblüten zeigen sich meist durch eine Trübung und Verfärbung des Wassers, oft in Kombination mit einer Geruchsentwicklung. Bei stärkerem Wellengang kann am Spülsaum durch Zerschlagen der Mikroalgen und ihrer Eiweißpartikel Schaum entstehen ( Abb. 1). Vergleichbar ist dies mit dem Schlagen von Eiklar zu Eischnee. Der Schaum ist klebrig und riecht unangenehm, ist jedoch ungiftig.
Manchmal kann nur eine mikroskopische Untersuchung klären, ob es sich um Algen oder eine andere Ursache handelt.
Was sind Blaualgen?
Blaualgen sind Bakterien (Cyanobakterien), die wie Algen zur Photosynthese fähig sind ( Abb. 2a, b und 3). Sie verdanken ihren Namen dem blauen Pigment Phycocyanin. Blaualgen entwickeln sich, wie die echten Algen, vor allem bei einem hohen Nährstoffangebot während Schönwetterperioden im Hochsommer. Je nach Windrichtung werden sie an den Seeufern in hohen Konzentrationen an der Wasseroberfläche zusammengetrieben, wo sie blau-grüne Schlieren und Flocken bilden ( Abb. 4). Auch dieses Phänomen wird als Algenblüte bezeichnet, obwohl es sich hier nicht um Algen im botanischen Sinne handelt.
Wie beeinflussen Blaualgenblüten die Badegewässerqualität?
Einige Blaualgenarten können Giftstoffe (Toxine) freisetzen. Diese können durch Hautkontakt oder Verschlucken zum Beispiel allergische Reaktionen, Übelkeit, Fieber, Erbrechen und Durchfall bei Badenden hervorrufen. Falls nach dem Baden die genannten Beschwerden auftreten, suchen Sie bitte ärztlichen Rat!
Im Binnengewässer beeinträchtigen vor allem Blaualgenblüten die Badegewässerqualität. Algenblüten haben aber keine direkte Auswirkung auf die Bewertung der Badestelle nach den EU-Kriterien, die sich allein auf die Belastung der Badegewässer durch menschliche Darmbakterien beziehen.
Sehen Sie bei knietiefem Wasser Ihre Füße nicht mehr, sollten Sie nicht baden!
Dies gilt erst recht für Bereiche, wo das Wasser durch Flocken und Schlieren der Blaualgen getrübt ist. Da besonders Kinder beim Baden Wasser verschlucken, sollten sie sich nicht in solchen Bereichen aufhalten. Auch Hunde können betroffen sein. Um Hautreizungen zu vermeiden, sollte die Haut nach einem Bad abgeduscht werden. Bei ausgeprägten Blaualgenblüten werden von den Behörden Warnschilder aufgestellt und gegebenenfalls vorübergehende Badeverbote ausgesprochen. Einige Blaualgen produzieren bei Massenaufkommen unangenehm riechende Stoffe, die aber nicht giftig sind. Der Geruch erinnert an modrige Erde.
Im Verlauf eines Jahres entwickeln sich verschiedene Algengruppen, die auch zeitweise Blüten bilden können. Wenn im Frühjahr und Herbst genügend Silikat im Wasser verfügbar ist, kommt es häufig zu Kieselalgenblüten. Kieselalgen (z. B. „Schwebesternchen“, Abb. 5) sind einzellige Algen, sie können sich aber auch zu Kolonien vereinigen. Sie werden im Sommer von Goldalgen und Panzerflagellaten abgelöst. Bei Massenentwicklung dieser Arten kann es zu einer braun-gelblichen Färbung des Wassers kommen. Einige Arten produzieren Stoffe, die unangenehm fischig riechen können, jedoch ungiftig sind.
Massenentwicklungen von Grünalgen entstehen überwiegend im Sommer und bei hohem Nährstoffangebot. Sie fallen durch eine starke Grünfärbung des Wassers oder durch aufschwimmende Algenwatten im Uferbereich auf (Abb. 6), sind aber gesundheitlich unbedenklich.
„Gallertkugeln“:
Im Uferbereich nährstoffarmer, klarer Seen werden manchmal geleeartige Gebilde angespült, die größeren Weintrauben ähneln (Abb. 3). Diese werden von gesundheitlich unbedenklichen Wimperntierchen gebildet. Die grüne Farbe der Gallertkugeln kommt durch die Einlagerung von Algenzellen zustande, mit denen die Einzeller in Symbiose leben.
Bei Fragen in Vergiftungsfällen:
Giftinformationszentrum-Nord
Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
Telefon: 0551 19240
Bei Fragen zu Badegewässern und Gesundheit
Zuständige Gesundheitsbehörde der Kreise und kreisfreien Städte
Landesamt für soziale Dienste (siehe Kontaktbox)
Bei Fragen zu Gewässern:
Landesamt für Umwelt (LfU)
Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek
Telefon: 04347 704-0
E-Mail: : poststelle.flintbek@lfu.landsh.de
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