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Thema : Gesundheitsversorgung

Mit gutem Beispiel voran: Im Praxisnetz Herzogtum-Lauenburg entsteht Qualität durch Kooperation

Warum gerade der Verein Praxisnetz Herzogtum-Lauenburg e.V. (PNHL) zu den zwei Ärztenetzen mit der höchsten Versorgungsqualität Deutschlands zählt, erfahren Sie im Experteninterview mit dem Allgemeinmediziner Dr. Ulrich Berghof. Dr. Berghof ist Finanzvorstand des PNHL und seit Gründung des Netzes dabei.

Letzte Aktualisierung: 19.09.2017

1. Wie ist das Praxisnetz Herzogtum Lauenburg ursprünglich entstanden?

Der Verein Praxisnetz Herzogtum Lauenburg e.V. (PNHL) wurde im Juni 2004 gegründet. Die im Vorfeld bestehenden Gruppen aus Ärzten und Psychotherapeuten des Kreises begannen bereits im Jahr 2002 einen intensiven Meinungsaustausch über die Verbesserung der Diagnose- und Behandlungswege bei chronischen Erkrankungen. Aus diesem bis dahin kleinen Netzwerk entstand schließlich der PNHL-Verein. Auslöser für die Gründung war die Einführung des GKV-Modernisierungsgesetzes, welches die sogenannte Integrierte Versorgung möglich machte.

Damals waren 70 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten sowie zwei Krankenhäuser Mitglied im Verein. Diese Zahl konnten wir bis heute mehr als verdoppeln. Inzwischen ist das PNHL ein kreisweiter Zusammenschluss von 160 niedergelassenen und angestellten Ärzten und Psychotherapeuten, sieben Kliniken sowie zwei Medizinischen Versorgungszentren und zahlreichen medizinischen Dienstleistern im Südosten Schleswig-Holsteins.

Das PNHL gewährleistet damit seit über 12 Jahren eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe medizinische Versorgung der über 190.000 Einwohner des Landkreises sowie der Patienten angrenzender Regionen.

2. Was ist das Besondere am Praxisnetz Herzogtum Lauenburg?

Seit Anfang 2017 ist unser Praxisnetz nach der höchsten Stufe einer Richtlinie für Praxisnetze einer Kassenärztlichen Vereinigung zertifiziert. Damit gehört das PNHL zu den zwei Ärztenetzen mit der durchschnittlich höchsten Versorgungsqualität Deutschlands!

Grundsätzlich geht es in unserer Arbeit darum, professionelle Strukturen zu bilden, um definierte Qualitätsziele in der Region erreichen zu können. Dies erreichen wir durch einen engen Austausch der Mitgliedsärzte und deren Mitarbeiter/innen in den niedergelassenen Praxen sowie in den Kliniken und MVZen.

Das PNHL spezialisiert sich darüber hinaus bereits auf die Versorgung bestimmter Risikogruppen. Den Wundpatienten in unserer Versorgungsregion steht unsere netzeigene, zertifizierte Wundmanagerin zur Verfügung. Unsere Wundmanagerin ist sowohl bei der Überleitung aus den Krankenhäusern als auch im ambulanten Setting eingebunden und kann von unseren Mitgliedern bei der Wundversorgung individuell hinzugezogen werden.

Das Rheumanetzwerk, das im Jahr 2014 gegründet wurde, spezialisiert sich auf die Versorgung von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen auf einer fach- und sektorenübergreifenden Ebene. Durch die frühe Differenzierung zwischen einer nicht entzündlichen und einer entzündlichen Erkrankung durch die geschulten Primärversorger, insbesondere Allgemeinmediziner und Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie, werden Fehlüberweisungen zum Rheumatologen vermieden und diese somit entlastet. Mithilfe der entwickelten Versorgungspfade können entzündlich rheumatische Erkrankungen früher erkannt und entsprechend behandelt werden.

3. Das Praxisnetz Herzogtum Lauenburg hat die höchste Anerkennungsstufe durch die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein erhalten. Können Sie sagen, wieso das Praxisnetz nur eines von zweien bundesweit ist?

Nicht jede Kassenärztliche Vereinigung bietet ihren Praxisnetzen eine finanzielle Förderung, so wie es in Schleswig-Holstein der Fall ist. Diese finanzielle Förderung trägt dazu bei, eine professionell arbeitende Geschäftsstelle tragen zu können, die sich mit den laufenden Projekten beschäftigt und an der strategischen und operativen Weiterentwicklung des Netzes arbeitet. Mit unserer professionellen Geschäftsstelle konnten wir uns in den letzten Jahren zügig weiterentwickeln und zu einer Versorgungsregion wachsen, die für hohe Versorgungsqualität und sehr gute Vernetzung der fachübergreifenden Gesundheitsakteure steht.

4. Innerhalb von drei Jahren hat es das Praxisnetz Herzogtum Lauenburg von der Anerkennung nach der Basisstufe zur höchsten Anerkennungsstufe geschafft. Was sind Ihre nächsten Schritte? Wo sehen Sie das Praxisnetz in fünf Jahren?

Zum einen arbeiten wir stets daran, die Versorgung für weitere Patientengruppen (bspw. Patienten mit Parkinson, geriatrische oder chronisch kranke Patienten) in der Region zu verbessern. Zum anderen gehört die Sicherstellung der ambulanten Versorgung in unseren ländlichen Strukturen zu einer Hauptaufgabe des PNHL. Durch den engen Austausch zwischen den Mitgliedern und der Geschäftsstelle, wissen wir über geplante Praxisabgaben Bescheid und können somit rechtzeitig agieren und bei der Suche nach einem Praxisnachfolger unterstützen.

Aktuell warten wir auf die Rückmeldung des Gemeinsamen Bundesausschusses zu unserem eingereichten Projektantrag für den Innovationsfonds. Gemeinsam mit acht Ärztenetzen und weiteren Konsortialpartnern haben wir den Einsatz von Casemanagern beantragt. So wollen wir eine weitgehende Selbstständigkeit multimorbider und geriatrischer Patienten, die zu Hause, bei Angehörigen oder in anderen (selbstgewählten) Wohnformen leben, erhalten.

All unsere Projekte zur Versorgungs- und Qualitätssicherung zielen langfristig darauf ab, den Leistungserbringerstatus als Praxisnetz zu bekommen. In Verträgen mit Krankenkassen gewährleisten viele Praxisnetze seit Jahren die Qualität und Wirtschaftlichkeit für Leistungen in ihrer Region, übernehmen folglich Aufgaben als Leistungserbringer. Bereits jetzt haben wir messbare Ziele zur Erhöhung der Versorgungsqualität erreicht (z.B. überdurchschnittliche Impfquoten, hohe Einschreibequoten in die Chronikerprogramme – DMP). Durch den Leistungserbringerstatus können weitere Lücken geschlossen werden. So können wir dann als Praxisnetz z.B. Ärzte anstellen und/oder medizinische Einrichtungen gründen und damit die ambulante Versorgung in der Zukunft sicherstellen. Als Gründungsmitglied der Agentur deutscher Arztnetze kämpfen wir weiter zusammen für dieses Ziel.

5. Können Sie auch eine allgemeine Einschätzung zu der Entwicklung der Praxisnetze in Schleswig-Holstein geben? Wie wird da die Entwicklung sein?

Als Mitglied im Dachverband der Praxisnetze in Schleswig-Holstein beteiligt sich das PNHL regelmäßig an der Weiterentwicklung der Netze im nördlichsten Bundesland. Im Dachverband treffen sich die Praxisnetze jedes Organisationsgrades, um sich auszutauschen und um gemeinsame Grundlagen für die Netzarbeit in Schleswig-Holstein zu erarbeiten. Gegenwärtig versuchen wir auf dieser Ebene u.a. Qualitätsindikatoren zu entwickeln, die zu einem späteren Zeitpunkt nicht nur Voraussetzung zur Messung qualitativ hochwertiger Praxisarbeit, sondern auch zur Honorierung derselben durch die Krankenkassen sein können.

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