Früher sagte man, beim Lesen mit der Taschenlampe unter der Bettdecke verdirbt man sich die Augen. Was ist schädlicher für das Auge – „Taschenlampenlesen“ oder mit dem Smartphone spielen?
Zunächst einmal können wir alle Leser beruhigen – weder das eine noch das andere. Das Sehen in der Nähe erfordert eine Anspannung des sogenannten Ziliarmuskels, wir können davon also ermüden. Das umso mehr, je dunkler die Umgebung ist oder je greller ein Display in dunkler Umgebung leuchtet. Übertreibt man es mit dem Sehen in der Nähe oder in schlechter Beleuchtung als Kind und Jugendlicher, so steigt das Risiko für Kurzsichtigkeit. Wichtig ist, auf den Körper zu hören und, wenn die Augen brennen oder Kopfschmerzen auftreten, eine Pause einzulegen, zum Beispiel durch gründliches Zwinkern und einen entspannten Blick in die Ferne. Das fällt beim Lesen wohl leichter, denn die Buchseite läuft nicht weg. Im Handyspiel dagegen riskiert man durch kurze Unaufmerksamkeit vielleicht Minuspunkte. Da ignoriert mancher dann doch die Signale des Körpers, so dass die Augen austrocknen oder verkrampfen. Verschwommenes Sehen, tränende Augen bis hin zu Kopfschmerzen sind die Folgen. Bei ansonsten gesunden jungen Menschen erholen sich die Augen aber wieder, und Dauerschäden sind nicht zu befürchten.
Wie entwickelt sich unser Sehsinn?
Tatsächlich entwickelt sich das Sehen als Schlüsselsinn des Menschen erstaunlich früh. Schon bei der Geburt misst ein menschliches Auge 17 bis 18 mm und wächst bis zum 3. Lebensjahr auf etwa 22 mm an, womit es nahezu ausgewachsen ist. Das weitere geringe Wachstum des Auges erfolgt nicht ganz balanciert zwischen gesamtem Auge und Augenlinse, so dass sich Brillenfehler während des Wachstums etwas ändern. Während Neugeborene noch stark kurzsichtig sind, entwickelt sich bis zum 2. Lebensjahr im Schnitt eine leichte Weitsichtigkeit, die bis zum 6. Lebensjahr zunimmt und sich dann bis zum 12. Lebensjahr wieder zurückbildet.
Im ersten halben Jahr des Lebens formt sich der Fleck des schärfsten Sehens auf der Netzhaut und reift aus, die sogenannte „Makula“. Die Steuerung der Augen, die dafür sorgt, dass beide Augen in eine gemeinsame Richtung schauen, entwickelt sich ebenfalls im ersten Lebenshalbjahr. Währenddessen und danach erlernt das Gehirn, die Signale der Augen zu verstehen. Bis zum 6. Lebensjahr wird das 3D-Sehen erlernt, bis zum 12. Lebensjahr kann das Gehirn lernen, mit einem gesunden, aber vorher wenig benutzten Auge etwas zu sehen. Deshalb müssen manche Kinder ihr gutes Auge zeitweise abkleben, um auch mit dem zweiten Auge das Sehen zu erlernen.
Kontaktlinse oder Brille – was ist besser bei Kurzsichtigkeit?
Beide Hilfsmittel erlauben volles Sehen. Die Brille ist unkompliziert und ein schickes Accessoire, das die Erscheinung prägt wie kaum ein anderer Gegenstand. Kontaktlinsen dagegen erfordern Übung und Sorgfalt, um das Auge nicht zu infizieren oder zu verletzen. Insbesondere weiche Kontaktlinsen können im Einzelfall zu schweren Entzündungserkrankungen des Auges bis hin zur Erblindung führen. Sie sollten nicht unkritisch verwendet werden, sind aber bei sachgemäßer Handhabung sicher. Die Kontaktlinse hat für Kurzsichtige erhebliche Vorteile – kein Beschlagen, keine Probleme im Regen, kein Herunterfallen. Anders als die Brille erlaubt die Kontaktlinse einen scharfen Seit-, Auf- und Abblick und verkleinert das Bild der Umgebung weniger stark. Beim Sport und im täglichen Leben ist die Kontaktlinse top, aber eine Reservebrille muss unbedingt vorhanden sein – für Situationen, in denen Kontaktlinsengebrauch riskant wäre.
Ist in jungen Jahren eine Kurzsichtigkeit festgestellt, kann man etwas dagegen tun, oder verschlimmert sich diese weiter?
Häufig entwickelt sich eine Kurzsichtigkeit im jungen Alter und stabilisiert sich mit Mitte 20. Nicht selten bildet sie sich völlig zurück. Ihre Ausbildung wird teils vererbt und teils durch äußere Faktoren beeinflusst. Einige wenige Patienten sind von einer schweren „degenerativen“ Kurzsichtigkeit betroffen, welche zeitlebens zunimmt. Das Auge wird bei diesen Menschen immer länger, wie ein ausleierndes Gummiband, und das hat Folgen für alle Teile des Auges. Das Risiko für grünen Star, Netzhautablösung und Makuladegeneration ist dann leider erhöht, und man sollte das Auge regelmäßig untersuchen lassen. Daran, dass ein Mensch kurzsichtig wird, lässt sich leider kaum etwas ändern. Kinder, die wenig nach draußen gehen oder sehr viel lesen, werden häufiger kurzsichtig. Je höher der Ausbildungsstand eines Menschen ist, desto wahrscheinlicher ist er kurzsichtig. Der Erfolg von Versuchen, Kurzsichtigkeit durch entspannende Augentropfen im Kindesalter zu bremsen, ist von zweifelhaftem Nutzen. Die dauerhaft angewendeten Augentropfen haben unangenehme Nebenwirkungen wie Unscharfsehen in der Nähe und Blendung. Das Auge passt sich seiner Benutzung an. Wer also überwiegend in die Nähe schaut, wird eher kurzsichtig. Er oder sie benötigt später keine Lesebrille, worüber eine echte „Leseratte“ sich sicher freuen wird. Wer einmal kurzsichtig ist, muss nicht immer auf die Brille angewiesen sein. Kontaktlinsen, Laserbehandlungen oder im höheren Alter ein Linsentausch ermöglichen vielen ein gutes Sehen ohne Brille bis ins hohe Alter. Eine Beratung dazu sollte man von einem Fachmann durchführen lassen, am besten einem Augenarzt.
Ihre drei Top Tipps für die „Augenpflege“ im Alltag?
Die gute Nachricht: Ein gesundes Auge holt sich die Pflege, die es braucht, von selbst, denn Tränenflüssigkeit und Lidschlag halten das Auge sauber, geschmeidig und komfortabel in allen Lebenslagen. Unsere drei Top-Tipps sind:
regelmäßig auch in die Ferne schauen, bei Spaziergang, Sport und Spiel im Freien oder Beobachten der Natur. Das entspannt die Augen und beugt bei Kindern der Kurzsichtigkeit vor.
auf ausreichenden Schlaf und Flüssigkeitszufuhr achten, denn nichts am Auge plagt mehr Menschen als Trockenheit. Und wenn die Augen dennoch austrocknen, helfen feuchtigkeitsspendende Tränenersatztropfen, die man in der Apotheke bekommt. Gerade in der kalten Jahreszeit mit scharfem Wind draußen und trockener Luft in den Räumen ist das für viele ein Komfort, auf den sie nicht verzichten möchten.
viele Menschen haben entzündete, geschwollene Augenlider. Verklebungen und Augenreizung am Morgen sind die Folge. Hier hilft eine sanfte Reinigung und Massage der Lidkanten mit lauwarmem Wasser auf einem Wattebausch.
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