Der 38-jährige Prothetikberater Stephan Büchler ist als Radsportler international bekannt. Trotz einer Unterschenkelamputation in jungen Jahren hat der gelernte Orthopädietechniker an vielen außergewöhnlichen Wettkämpfen weltweit teilgenommen. Bei Wettbewerben im „Mountainbike Downhill“ in den USA gewann der Kieler Extremsportler zweimal Gold und zweimal Bronze. Und er absolvierte als erster amputierter Sportler zweimal die Megavalanche in den Pyrenäen, das härteste Downhill-Rennen der Welt, bei dem auf 30 Kilometern Länge mehr als 3.000 Höhenmeter überwunden werden müssen.
Wie lange haben Sie gebraucht, bis Sie nach Ihrer Amputation wieder auf dem Rad saßen?
Das Problem bei mir war die Chemotherapie, die alles etwas verzögert hatte. Aber so im Großen und Ganzen war ich nach eineinhalb Jahren wieder auf dem Fahrrad. Ich hatte und habe bis heute unglaubliche Lust, mich zu bewegen.
Welche praktischen Tipps für den Alltag können Sie Amputationspatienten geben?
Der Stumpf ist ein neuer Körperteil und bedarf einer besonderen Pflege und Aufmerksamkeit des amputierten Patienten. Denn mit einem gut belastbaren Stumpf lässt sich auch mit einer Beinamputation ganz gut leben. Es gibt aber drei Hausaufgaben für jeden amputierten Menschen:
Den Stumpf komprimieren.
Versteifungen des nächstliegenden Gelenks vorbeugen (Kontrakturprophylaxe).
Desensibilisieren, also den Stumpf abhärten.
Wie hilft Ihnen bei der Beratung anderer Ihre eigene Erfahrung mit Prothesen?
Durch meine Erfahrung als Patient, Orthopädietechniker und ehemaliger Leistungssportler, habe ich so ziemlich jede Lebenssituation mit einer Prothese erlebt und kann dadurch optimal auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten empathisch eingehen.
Wie können Ärzte, Physiotherapeuten und Angehörige die Patienten zusätzlich motivieren?
Wir können ihnen Beispiele von erfolgreichen Versorgungen zeigen, da gibt es einige bekannte Menschen, die mit Prothesen erfolgreich sind. Und man kann sie fordern: erst zu kleinen Schritten, dann zu echten Herausforderungen, Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder auch Laufen. Ich sage gerne: Mit zwei Beinen schnell sein kann schließlich jeder.
Welche extremen Sportarten machen Sie zurzeit? Steht bald wieder ein Wettbewerb an?
Im Moment trainiere ich Roadbike, Freeride und Downhill, ich gehe aber auch Windsurfen. Die nächsten großen Wettkämpfe mit dem Rad sind für 2019 geplant. Und dann werde ich nochmal zwei bis drei große Mountainbike-Rennen in Europa und den USA machen.
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