Die Energiewende besteht aus verschiedenen Bausteinen. Neben der in Schleswig-Holstein sehr prominenten Windenergie spielen dabei Photovoltaik (PV) und Solarthermie (ST) wichtige Rollen.
Um ein geeignetes, zielführendes Maßnahmenpaket schnüren zu können, ist es erforderlich, den aktuell tatsächlichen Bestand an PV und ST im Land genau zu kennen. In welchen Bereichen sind PV und ST überproportional vertreten, in welchen besteht noch Nachholbedarf?
Wo liegen die theoretisch größten Potenziale? Welche davon können unter Berücksichtigung der Interessen z.B. von Agrar-, Umwelt- und Naturschutz genutzt werden? Wie wirken sich der LEP und der Solar-Erlass auf das berechnete theoretische Potenzial aus?
Um auf diese Fragen erste Antworten zu bekommen und im nächsten Schritt konkrete Maßnahmen entwickeln zu können, hat das MELUND nach öffentlicher Ausschreibung ein entsprechendes Gutachten an das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE vergeben. Die Ergebnisse liegen jetzt vor.
Das vollständige Gutachten kann hier heruntergeladen werden:
Gutachten Photovoltaik- und Solarthermie-Ausbau in Schleswig-Holstein (PDF, 8MB, Datei ist nicht barrierefrei)
Die wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens im Überblick:
Aktuelle Situation:
Im Jahr 2020 wurden 125 MW PV-Leistung zugebaut; zum 31.12.2020 waren in Schleswig-Holstein 15.239 PV-Anlagen mit einer Bruttoleistung von insgesamt 1.890 MW installiert.
In Schleswig-Holstein gab es 2020 etwa 54.000 Solarthermieanlagen mit einer Solarkollektorfläche von 0,450 km².
Potenziale:
In Schleswig-Holstein ist ausreichend Potenzial für Solaranlagen auf Freiflächen, auf und an Gebäuden sowie Parkplätzen vorhanden. Die PV-Potenziale betragen auf geeigneten Freiflächen 5,1 GW, auf Gebäudedächern 24,7 GW, an Gebäudefassaden 10,8 GW und auf Parkplätzen 1,1 GW elektrische Bruttoleistung. Die Solarthermie-Potenziale nutzen bisher nur Teilflächen der PV-Potenziale, weisen aber eine größere Wärmeleistung von 11,6 GW auf geeigneten Freiflächen, 3,8 GW bei Trinkwassererwärmung auf Gebäuden und 23,2 GW bei Heizungsunterstützung auf Gebäudedächern sowie 2,8 GW bzw. 11,6 GW an Fassaden auf.
Zielszenario der Gutachter
Die Gutachter unterbreiten Vorschläge für den weiteren PV-Ausbau in Schleswig-Holstein, um einen angemessenen Beitrag zur bundesweit angestrebten Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2045 zu leisten: Im Referenzszenario ist ein Ausbau der PV-Bruttoleistung von 1,89 GW im Jahr 2030 und 16,27 GW im Jahr 2045 erforderlich - im Suffizienzszenario sind es 4,15 GW im Jahr 2030 und 9,95 GW im Jahr 2045; dabei wird jeweils differenziert nach Dach- und Freiflächenanlagen. Die Potenziale an Fassaden und auf Parkplätzen sind im Zielszenario nicht separat ausgewiesen, da sie voraussichtlich nur einen kleinen Beitrag leisten werden.
Fazit der Gutachter
Um die im Gutachten für das Referenzszenario angegebenen PV-Zielsetzungen mit den vorhandenen Potenzialen erreichen zu können, müssen die Potenziale für PV-Dachanlagen zu 25% bis 41% ausgeschöpft werden und bei Freiflächenanlagen die geeigneten Flächen vollständig genutzt werden. Die in Schleswig-Holstein ausreichend vorhandenen Potenziale müssen auch erschlossen werden, um die Ziele tatsächlich zu erreichen. Zudem muss die jährlich installierte PV-Leistung auf Dächern im Vergleich zum Schnitt der Jahre 2018 bis 2020 etwa verdreifacht und auf Freiflächen vervierfacht werden, um den angenommenen Beitrag Schleswig-Holsteins zu den Zielen auf Bundesebene zu erreichen. Dazu müssen Vorhabenträger, Kommunen und Land gemeinsam beitragen.