Geschichten und Märchen haben dazu geführt, dass viele Menschen Wölfe als etwas sehen, was wenig mit dem Wildtier Wolf, zu tun hat. Wölfe sind weder blutrünstige Monster noch Fabelwesen oder gar Kuscheltiere, sondern in erster Linie Wildtiere, die hier wieder heimisch sind.
Wölfe sind vorsichtig und gehen normalerweise dem Menschen aus dem Weg, so dass man nur selten einen Wolf zu Gesicht bekommt. Die Tiere können sich aber, wie andere Wildtiere auch, nachts oder in den frühen Morgenstunden gelegentlich Siedlungen annähern. Auch das Queren einer Siedlung, bspw. in den Nachtstunden, gehört zum normalen Verhaltensspektrum.
Wolfsbegegnungen- oder Hinweise melden
Die meisten Menschen haben schon einmal während eines Spazierganges ein Reh, ein Wildschwein oder einen Fuchs gesehen. Oftmals kommt es dabei zu einem kurzen Blickkontakt, bevor sich das Tier mal mehr, mal weniger schnell zurückzieht. Genauso ist es auch möglich einem Wolf zu begegnen. Warum sollten sich Wölfe anders verhalten als andere Wildtiere? Wildtiere haben gelernt, sich an die durch uns veränderten Bedingungen in ihrem Lebensraum anzupassen.
Oftmals sind es Jungwölfe, denen man, aufgrund ihrer noch stark ausgeprägten Neugierde, eher begegnet. Schon ab einem Alter von nur sechs Monaten sehen sie für ein ungeübtes Auge wie ein erwachsenes Tier aus.
Wenn sich ein Wolf hingegen mehrfach in einem Abstand von weniger als 30 Metern einem Menschen nähert, muss dies als kritisches Verhalten betrachtet werden.
Natürlich wird der Sicherheit der Bevölkerung hohe Bedeutung zugemessen. Daher ist es wichtig, dass solche Situationen genau beobachtet, dokumentiert und analysiert werden. Im Einzelfall kann es dann auch zu einer "Entnahme" eines Tieres nach § 45 Abs. 7 Bundesnaturschutzgesetz kommen.
Wie gefährlich sind Wölfe?
Seit mehr als zwanzig Jahren leben wieder Wölfe in Deutschland. Einen Zwischenfall, in dem ein Mensch durch einen Wolf bedroht oder angegriffen wurde, hat es bislang noch nicht gegeben. Selbst Personen, die das Wolfsmonitoring in Deutschland durchführen, also regelmäßig in Wolfsgebieten unterwegs sind, sind noch nie in eine unangenehme oder gefährliche Situation mit Wölfen geraten. Dennoch gehören Wölfe zu den großen Prädatoren unserer heimischen Fauna, denen wir mit Respekt begegnen sollten.
In einer im Jahr 2002 durch das Norsk institutt for naturforskning (NINA) veröffentlichten Studie mit dem Titel "The fear of wolves: A review of wolfs attacks on humans" wurde Literatur über Wolfsangriffe aus Europa, Asien und Nordamerika der letzten Jahrhunderte zusammen getragen und ausgewertet. Als Ergebnis kam man zu dem Schluss, dass von gesunden Wölfen unter normalen Bedingungen keine Gefahr für den Menschen ausgeht. Es gab in den vergangenen hundert Jahren in ganz Europa nur eine Handvoll von Situationen, bei denen es zu Zwischenfällen gekommen ist. Bei diesen Vorfällen waren die Tiere entweder mit dem Tollwutvirus infiziert, habituiert oder sie wurden provoziert und in die Enge getrieben.
Anmerkung: Deutschland gilt seit 2008 nach den Kriterien der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) als tollwutfrei.
Verhalten bei einer Wolfsbegegnung
! Wenn Sie einem Wolf begegnen sollten Sie, wie bei anderen Wildtieren auch, Abstand halten. Laufen Sie nicht weg, sondern gehen Sie langsam rückwärts und sprechen Sie dabei laut.
! Falls das Tier nicht wegläuft, halten Sie an, schreien Sie es an und klatschen dabei laut in die Hände.
! Bei einigen in Deutschland dokumentierten Begegnungen mit vertraut wirkenden Wölfen, befanden sich die Menschen innerhalb von Fahrzeugen. Dass Wölfe vor Fahrzeugen oftmals weniger Scheu zeigen und diese nicht direkt mit dem Menschen in Verbindung bringen, haben sie mit vielen anderen Säugetierarten gemeinsam. Dieses Verhalten ist also keine ungewöhnliche oder besorgniserregende Verhaltensweise der Tiere.
! Unter keinen Umständen dürfen Wölfe gefüttert werden! In Schleswig – Holstein ist das Anfüttern von Wölfen verboten und strafbar. An Fütterung durch den Menschen gewöhnte Wölfe können in der Folge Futter aufdringlich oder aggressiv einfordern. Hierdurch können Gefahren für Menschen entstehen.
! Sollten Sie einen Wolf an seiner Nahrung/Beute überraschen, vermeiden Sie bitte jede weitere Annäherung an das Tier und ziehen sich umgehend zurück.
! Hunde können u.U., wenn sie sich unbeaufsichtigt in Wald und Flur bewegen, von Wölfen angegriffen, verletzt oder getötet werden. In Gebieten, in denen Wölfe vorkommen, sollten Hunde daher immer angeleint sein.
! Wer einen toten, kranken oder verletzten Wolf findet, sollte das Tier keinesfalls anfassen und umgehend Kontakt zu den zuständigen Mitarbeitern des schleswig-holsteinischen Wolfsmanagements (Wolfshotline 0174- 63 30 335) suchen.