Eine weltweit wichtige Ursache für den Verlust der biologischen Vielfalt ist das Auftreten von Arten außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes. Hierhin gelangen die Arten infolge menschlicher Aktivitäten wie Handel, Transport und Verkehr. In der Europäischen Union wurde Ende 2014 eine unmittelbar geltende Verordnung erlassen, mit der die Auswirkungen dieser invasiven Arten reduziert werden sollen. Die Verordnung umfasst eine Liste von denjenigen Arten, die in der gesamten Europäischen Union zu bekämpfen sind. Auf ihr wird seit dem Sommer 2016 der Chinesische Muntjak gelistet. Die Aufnahme der Arten erfolgt auf der Grundlage einer Risikoanalyse. Charakteristisch für invasive Arten ist es, dass unmittelbar nach der Einbringung der Einfluss auf die biologische Vielfalt nicht ersichtlich ist; wird dann eine Gefährdung der heimischen Artenvielfalt festgestellt, sind effektive Gegenmaßnahmen meist schon nicht mehr möglich. Daher hat die Vorsorge bei den invasiven Arten Priorität und zur Verhinderung der Neueinbringung von Arten sind besondere Maßnahmen zu treffen.
Chinesische Muntjaks sind in England inzwischen weit verbreitet, nachdem sie in den frühen 1970er Jahren eingeführt wurden. Seit 1985 werden Einflüsse auf die heimische Flora und Fauna festgestellt. Durch den selektiven Fraß treten Verschiebungen in der Vegetationszusammensetzung auf, die sowohl den Rückgang seltener Arten betreffen als auch eine Zunahme von Gräsern, Seggen und anderen gemiedenen Arten. Es wurden aber auch direkte und indirekte Einflüsse auf die Schmetterlingsfauna und Wirbeltiere festgestellt. Indirekt wirken sich die Muntjaks über die Nahrungskonkurrenz auf die heimische Artenvielfalt aus sowie über den Verlust von Habitatstrukturen. Die Reduktion des Blütenangebotes wirkt dabei auf Insekten, der Verlust von sicheren Brutplätzen von Bodenbrütern auf Vogelarten. Darüber hinaus werden aber auch direkte Einflüsse festgestellt, da Muntjaks neben Aas auch Eier und kleine Wirbeltiere fressen.