KIEL. Zur Linderung der sozialen Folgen der Corona-Pandemie in Schleswig-Holstein unterstützt die Landesregierung 28 Arbeitsmarktprojekte. Die Angebote richten sich unter anderem an Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Soloselbständige oder Arbeitslose. Auch der Ausbau der Digitalisierung in diesen Bereichen wird gefördert (siehe Tabellen unten). Wie Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz heute (10. August) in Kiel nach einem entsprechenden Beschluss des Landeskabinetts sagte, stehen dafür in den kommenden zwei Jahren insgesamt 9,4 Millionen Euro aus dem Förderprogramm "REACT EU" bereit.

"Die Pandemie hat die Berufsperspektiven junger Menschen als auch derer verschlechtert, die ohnehin schwer in den Arbeitsmarkt kommen. Auch viele Soloselbständige sind durch die Lockdown-Phasen hart getroffen worden", sagte Buchholz. Gleichzeitig seien die Anforderungen an digitale Kompetenzen gestiegen: "Um beide Herausforderungen zu meistern, haben wir mit Unterstützung der EU dieses Gesamtpaket geschnürt."

Als Beispiel nannte der Minister das in Flensburg aufgelegte Projekt "Kultur für alle", in dem Arbeitslose und Menschen mit leichter Behinderung ein Internetportal entwickeln sollen. Ziel ist ein Internet-Angebot, über das finanziell benachteiligte Menschen Freikarten für kulturelle Angebote beziehen können. Ein anderes Projekt sieht die Beratung von Unternehmerinnen mit unsicherer selbständiger Tätigkeit vor. Die 28 Projekte enden Mitte 2023. Buchholz: "Besonders stolz bin ich darauf, dass Schleswig-Holstein zu den ersten Bundesländern gehört, das aus Brüssel grünes Licht für seine Projekte bekam und jetzt schon konkret mit der Umsetzung startet." Wichtig bei der Entwicklung der Angebote sei vor allem gewesen, dass die Projekte auch bei verschärften Corona-Maßnahmen angemessen fortgesetzt werden können.

21 Projekte verfolgen nach den Worten des Ministers das Ziel, nachhaltige Berufsperspektiven für besonders von der Pandemie betroffene Gruppen zu schaffen. Mit sieben Projekten sollen zudem die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, typische arbeitsmarkt- und bildungsbezogene Leistungen künftig auch digital anbieten zu können.  So werden etwa in einem Projekt digitale Fortbildungsgänge für Kursleitende an Volkshochschulen und anderen Bildungsstätten des Landes entwickelt. Als zweiter Baustein soll eine digitale Plattform eingerichtet werden, über die eine Brücke zwischen den Bildungsstätten und freiberuflichen Dozentinnen und Dozenten geschlagen wird. Ein anderes Projekt soll Unternehmen dabei unterstützen, Personal auf digitalem Wege zu rekrutieren sowie digitale Betriebsrundgänge oder virtuelle Praktika anzubieten.

Buchholz erinnerte zudem daran, dass darüber hinaus im Rahmen der REACT-EU-Förderung seit Juni auch Anträge auf den "Weiterbildungsbonus Pro" gestellt werden können. Darüber erhalten Beschäftigte 90 Prozent ihrer Fortbildungskosten erstattet. "Nutzen Sie die attraktiven Förderkonditionen. Jede Weiterbildung erhöht ihre Karrierechancen und sichert ihren Arbeitsplatz", so Buchholz.

Hier die Übersicht der einzelnen Projekte und ihrer Träger:

Projekte zur Förderung von Digitalisierungspotenzialen

• ÜLU Digital (HWK Flensburg, Stadt Flensburg)
  • Digitale Aufbereitung der Inhalte der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung im Handwerk und Zurverfügungstellung an die Auszubildenden auf der Lernplattform ILIAS
  • Ziel: Unterstützung der Betriebe und Auszubildenden bei der Verbesserung der betrieblichen Ausbildung unter eingeschränkten Möglichkeiten (z. B. Lockdown), Digitalisierung der HPI-Unterweisungspläne i.V.m. dem Ausbildungsrahmenplan, Festigung der digitalen Kompetenzen
• Reboot SH (Oncampus, Hansestadt Lübeck)
  • Entwicklung und Erprobung/Durchführung von innovativen Lernangeboten im Online-Format für einen Neustart nach unternehmerischen und beruflichen Krisen (COVID-19-Pandemie)
  • Ziel: Steigerung der Anpassungsfähigkeit und Neuausrichtung von Karriere oder Geschäftsmodell
•  Digitaler Qualifizierungsverbund SH. - FiSH#Netz (ver.di-Forum Nord, Stadt Neumünster)
  
  • Unterstützung von KMU bei der Sicherung der beruflichen Qualifizierung von Beschäftigten
  • KMU als Nachfrager von Weiterbildung und Weiterbildungsträger als Anbieter in Schleswig-Holstein kommunizieren, kooperieren und arbeiten auf einer digitalen Verbundplattform zusammen
  • Plattform baut auf Webkonferenzsystem BigBlueButton auf
  • geplante Verortung der Plattform beim Weiterbildungsportal und zukünftigen Fachkräftebüro SH
• MeinAusbildungsstart.SH (Bildungswerk der Wirtschaft HH und SH, Stadt Rendsburg)
  
  • Unterstützung von Schülerinnen und Schülern bei der digitalen Beruflichen Orientierung (BO) u. a. durch:
    • Erstellung von digitalen Unterstützungsformaten (Kurs- bzw. Unterrichtseinheiten)
    • Schulungen von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften zu den o.g. Unterstützungsformaten
    • Hilfestellung für Unternehmen zu Tools für z. B. digitales Recruiting, digitale Betriebsrundgänge, virtuelle Praktika
• Di.na.StA (WAK SH, Landeshauptstadt Kiel)
  • Entwicklung von Ansätzen zur Stärkung der digitalen Kompetenzen des Lehrpersonals und um das Lernumfeld der Teilnehmenden nachhaltig für ein digitales Lernen vorzubereiten und auszubauen
  • Inhalte: u. a. Technik-Check und Hotline-Support für Online-Veranstaltungen, Erstellung von mehrsprachigem Online-Material für Lerngruppen, Aufbereitung von Themen als Online-Module
• vhs-Online-Akademie für Kursleitende (Landesverband der Volkshochschulen SH, Landeshauptstadt Kiel)
  
  • Aufbau einer vhs-Online-Akademie zur Weiterbildung von (potentiellen) Kursleitenden an VHS und Bildungsstätten
  • Erstellung von zwei qualifizierenden Fortbildungsgängen, die im Wesentlichen als Online-Veranstaltung konzipiert sind
  • Erstellung einer digitalen Vermittlungsplattform von Kursleitenden, die neue Aufträge suchen bzw. von VHS/Bildungsstätten gesucht werden
• Digitale Kompetenz für die Beratung (Oncampus, Hansestadt Lübeck)
  
  • Entwicklung und Erprobung/Durchführung einer Online-Aus- und Weiterbildung zu übergreifenden digitalen Kompetenzen für Beratende und Coaches ("Digital Literacy") unter Kombination von vier Kompetenzentwicklungsfeldern
  • Ziel: Deckung der durch die COVID-19-Pandemie entstandenen Weiterbildungsbedarfe und Sicherstellung einer professionellen Beratung
     

Projekte für Schülerinnen und Schüler

• Intensiv-Coaching in Ausbildung (ICiA) (WAK)
  • Intensiv-Coaching für Schülerinnen und Schüler ab der Vorabgangsklasse nach individuellem Bedarf
  • Abstimmung des Bedarfs mit den Lehrkräften der vom Schulamt benannten besonders bedürftigen Gemeinschaftsschulen
• Ressourcenerschließendes Coaching (Stadt Schleswig)
  • Unterstützung von Schülerinnen und Schülern der Abgangsklassen an den allgemeinbildenden Schulen sowie Klienten der Jugendberufsagentur, bei den Corona- und persönlichkeitsbedingt schulische Wissenslücken entstanden sind und die ihren Berufswahlprozess unterbrochen haben
  • Erfassung der schulischen, beruflichen und sozialen Situation durch Coaches und Ableitung von Unterstützungsangeboten, welche in die Vermittlung in Ausbildung oder in eine berufsvorbereitende Maßnahme münden
• Meine Zukunft – Jetzt (Stadt Flensburg)
  
  • Individuelle Beratung und nachhaltige Perspektivenentwicklung mit dem Fokus Stabilisierung, zielorientiertes Anleiten und handlungsorientiertes Training
• Start up now (Sun) (Ausbildungsverbund Stormarn-Lauenburg)
  
  • Zurückgewinnung von jungen Menschen für das Bildungssystem und weitergehend für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt durch einen ressourcenorientierten und individuellen Coaching-Prozess
• STEPplus FBQ (Kreis Ostholstein)
  
  • Modular angelegtes Unterstützungsangebot für Jugendliche im Übergang Schule-Beruf mit individueller Hilfestellung bei der Überwindung pandemiebedingter Problemlagen durch intensives, bedarfsbezogenes Coaching
  • Ziele: Psychosoziale Stabilisierung der Teilnehmenden, Verringerung von Wissensdefiziten und Verhaltensauffälligkeiten, Erreichen des Schulabschlusses und Entwicklung nachhaltiger Berufsperspektiven
• CIT (Coaching Intensiv Training) (BQL Lübeck)
  
  • Intensives Coaching für Schülerinnen und Schüler zwecks Stabilisierung und nachhaltiger Vermittlung in Ausbildung und/oder Beruf
     

Projekte für Azubis

•  Startschuss im Handwerk (BBS Kiel / Stadt Kiel)
  
  • Unterstützung von Auszubildenden zu Beginn ihres ersten Ausbildungsjahres
  • Ziel: Bewältigung der Probezeit der Auszubildenden, Festigung der Ausbildungsverhältnisse im Hinblick auf einen erfolgreichen Gesamtverlauf der Ausbildung und Bestehen der Gesellenprüfung
• Startschuss (AZ Bau)
  
  • Fachtheoretische sowie pädagogische Unterstützung von Auszubildenden zu Beginn ihrer Ausbildung im 1. Lehrjahr sowie im 2. Lehrjahr (bei Verkürzung), um den Übergang zwischen Schule und Beruf erfolgreich zu meistern
  • Ziel: Festigung von Ausbildungsverhältnissen im Bauhauptgewerbe
• Startschuss im Handwerk (Handwerkskammer Lübeck)
  
  • Fünfmonatige Unterstützung von Auszubildenden der handwerklichen Lehre während der Probezeit durch die Bausteine Förderunterricht, Case-Management, Workshops, Lernpatenschaften und Lernplattform zwecks Abbaus schulischer Defizite
  • Ziele: Verbesserung schulischer Basiskompetenzen, Halten der Ausbildungsabbruchquote in der Probezeit auf dem Niveau der Vorjahre
• Startschuss (KHW Stormarn)
  
  • Unterstützung der Auszubildenden im Hinblick auf schulische Basiskenntnisse sowie persönliche und soziale Kompetenzen
  • Ziele: Verringerung der Ausbildungsabbruchquote, Stabilisierung der Anwesenheitsquote auf dem Niveau der Vorjahre
• Start Up! (Handwerkskammer Flensburg)
  • Unterstützung von Ausbildungsbeginnerinnen und -beginnern sowie ihren Ausbildungsbetrieben durch intensives Coaching und begleitende schulische Unterstützung
  • Das Projekt adressiert insbesondere junge Menschen mit Flucht- und/oder Migrationshintergrund

Projekte für Solo-Selbständige

• NeuStart SH Neue Impulse (Lübeck, Kreise Ostholstein, Stormarn, Herzogtum Lauenburg)
  
  • Förderung von durch die COVID-19-Pandemie betroffenen Solo-Selbständigen und Inhaberinnen und Inhabern von Kleinst- und Kleinunternehmen bei der Erhaltung und dem Wiederaufbau ihrer selbständigen Erwerbsgrundlage durch individuelle Beratung/Coaching
• Strategie-Werkstatt-Nord (WAK, Nordfriesland, Flensburg, Kreis Schleswig-Flensburg)
  • Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der persönlichen und wirtschaftlichen Lage von Solo-Selbständigen und Inhaberinnen und Inhabern von Kleinst- und Kleinunternehmen
  • Ziel des Coaching: Empowerment der Teilnehmenden, Stärkung der Selbstkompetenz zwecks selbstbestimmter Verbesserung der persönlichen und wirtschaftlichen Situation
• Comeback stronger (Frauennetzwerk, Kiel und Umland)
  • Befähigung der teilnehmenden Unternehmerinnen, aus ihrer unsicheren selbständigen Tätigkeit eine langfristige Perspektive zu entwickeln
  • Umfangreiche Analyse der Kompetenzen, aber auch der eigenen Vorstellungen, Coaching zu fachlichen Unternehmensthemen mit Blick auf Arbeitsstrukturen
  • Flankierung der individuellen Begleitung durch Kurse zur Nutzung von digitalen Medien und durch Gesundheitsthemen
• Strategie-Werkstatt-Kiel (WAK Kiel; Kiel, Kreise Plön und Rendsburg-Eckernförde)
  • Erstellung eines individuellen Handlungsplans für Solo-Selbständige und Inhaberinnen und Inhaber von Kleinst- und Kleinunternehmen nach diskreter Analyse und Betriebsbegehung, Begleitung und Unterstützung der Umsetzung
  • Angebot kann sowohl Unterstützung bei der Beantragung von COVID-19-Hilfsgeldern und Gespräche/Verhandlungen mit Behörden und Banken als auch Neu- oder Umstrukturierung des Betriebs beinhalten
  • Ziel: Psychische und betriebswirtschaftliche Stärkung
• Existenzgründung Westküste (CAT / Kreis Stormarn / Kreis Dithmarschen)
  
  • Individuelles Beratungs- und Qualifizierungsangebot für Arbeitsuchende, um auf eine mögliche Selbständigkeit vorzubereiten
  • Individuelle Begleitung für Solo-Selbständige und Inhaberinnen und Inhaber von Kleinst- und Kleinunternehmen mittels Case-Management, um „Überleben“ zu sichern

Projekte für Langzeitarbeitslose und Geflüchtete

• Kultur für alle! (Bequa, Stadt Flensburg)
  • Implementierung und konzeptionelle Entwicklung eines Internetportals mit einer Gruppe von 15 arbeitslosen Menschen (auch und vor allem Teilnehmende mit einem Grad der Behinderung), über welches finanziell benachteiligte Menschen "Freikarten" für vielfältige kulturelle Angebote in der Region Flensburg beziehen können
• Perspektiven schaffen im Kreis Segeberg (FAW Kreis Segeberg)
  • Schaffen von Perspektiven für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen und Menschen mit Behinderungen unter Einbeziehung von Fachärzten und Psychologen
  • Ziele: Stabilisierung/Wiederherstellung der gesundheitlichen Situation, gefolgt von der Erhöhung beruflicher Chancen
• PerU – Perspektive und Unterstützung (Tertia Elmshorn)
  • Unterstützung von Langzeitarbeitslosen mit und ohne Migrationshintergrund bei der Bewältigung der Pandemiefolgen durch Einzelcoaching, Qualifizierungen und Gruppenkurse
  • Vorbereitung auf eine versicherungspflichtige Beschäftigung oder eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme zur Förderung der beruflichen Weiterbildung
• IndiWAA (WAK, Hansestadt Lübeck)
  • Unterstützung von Alleinerziehenden und Berufsrückkehrerinnen auf ihrem Weg in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt
  • Ganzheitliches, individuelles Beratungs- und Coaching-Angebot sowie Förderung der digitalen Kompetenz
• KomPaS (Tertia, Stadt Rendsburg)
  • Unterstützung von langzeitarbeitslosen, insb. Personen mit Migrationshintergrund sowie Eltern von minderjährigen Kindern, durch Kompetenzvermittlung zwecks Schaffung einer realistischen beruflichen Perspektive
  • Einsatz von zwei Qualifizierungsbausteinen, die durch Einzelcoaching individuell begleitet werden