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Thema : Wald

Auf einen Blick - Wald und Forstwirtschaft in Schleswig-Holstein

Letzte Aktualisierung: 22.04.2015

Schleswig-Holsteins Geschichte mit dem Wald

Schleswig-Holstein war ehemals ein von Küste zu Küste dicht bewaldetes Land, und noch im 10. Jahrhundert, so hieß es, konnte ein Eichhörnchen selbst in Dithmarschen von Meldorf bis zur Küste von Baum zu Baum springen.

Großflächige Rodungen begannen dann mit der intensiveren landwirtschaftlichen Nutzung und dem Deichbau, der riesige Mengen Holz verschlang. Die Entnahme der Laubstreu durch die Bauern, die Viehweide im Wald, die Schälung der Eichenrinde durch die Gerber, die Verwendung des Holzes als einzigem verfügbaren Energieträger für den Hausbrand, schließlich die Eisenverhüttung, die Ziegelbrennerei und der weitere Anstieg des Holzkohlebedarfes im Zuge der Industrialisierung, all das führte zu einem dramatischen Rückgang der Waldfläche, die um 1850 mit nur noch vier Prozent den historischen Tiefststand erreichte.

Doch nach den Anfängen einer geregelten Forstwirtschaft Ende des 18. Jahrhunderts konnte im 19. Jahrhundert erstmals in der Geschichte Schleswig-Holsteins erreicht werden, dass der Waldanteil unter dem Einfluss des Menschen zunahm. Weil Nadelhölzer auf den armen Böden besser wuchsen und schnelleren Ertrag versprachen, wurde allerdings überwiegend mit Fichte und Kiefer aufgeforstet. Dies wiederholte sich, nachdem der Wald in der Mitte des 20. Jahrhunderts durch Kriegs- und Nachkriegszeit erneut dezimiert wurde: allein in den ersten Jahren nach Ende des 2. Weltkrieges fielen 14.000 Hektar, das sind mehr als 10 Prozent der damaligen Waldfläche, als sogenannte "Reparationshiebe" der Axt zum Opfer.

Schleswig-Holsteins Wald heute

Heute sind mehr als 11 Prozent, rund 173.000 Hektar, der schleswig-holsteinischen Landesfläche von Wald bedeckt. Schleswig-Holstein ist damit nach wie vor das waldärmste Flächenland in der Bundesrepublik - hier entfallen auf jede/n Bewohner/in des Landes circa 600 Quadratmeter Wald, auf Bundesebene sind es circa 1.400 Quadratmeter. Ziel der Landesregierung ist es, den Waldanteil zu erhöhen.

In der Verteilung des Waldes gibt es ein starkes Süd-Nord-Gefälle: während der Kreis Herzogtum Lauenburg zu einem Viertel bewaldet ist, hat der Landesteil nördlich des Nord-Ostsee-Kanals und der Eider einen sehr geringen Waldanteil. Die Bewaldung im Plön entspricht mit 11 Prozent dem Landesdurchschnitt, und der Kreis Dithmarschen an der Westküste des Landes ist mit 3,3 Prozent am geringsten bewaldet. Dementsprechend gibt es große zusammenhängende Wälder nur noch im Süden des Landes: den Sachsenwald mit 6.000 Hektar, den Segeberger Forst mit 4.000 Hektar und den Ricklinger Forst mit 2.000 Hektar.

Schleswig-Holstein ist nach dem Saarland das laubwaldreichste Land in der Bundesrepublik: 65 Prozent der Waldfläche prägen verschiedene Laubbaumarten, doch ist, gemessen an den natürlichen Waldgesellschaften, der Nadelbaumanteil mit 35 Prozent immer noch hoch. Dabei haben die Wälder im Westen, auf der Geest und der Vorgeest, den höchsten Anteil an Nadelbäumen. Um diese Wälder an ihren Standort anzupassen und zu stabilisieren, müssen sie naturnah umgebaut werden. Ausgedehnte Laubwälder dagegen sind typisch für das Östliche Hügelland.

Die Waldgeschichte des Landes hat zu einem heute noch sehr hohen Anteil an jungen Wäldern geführt. Etwas mehr als 23 Prozent des Waldes in Schleswig-Holstein sind älter als 100 Jahre, knapp die Hälfte sind jünger als 60. Erst im Laufe der Zeit wird ein ausgeglichener Altersaufbau und damit auch eine höhere wirtschaftliche und ökologische Bedeutung erreicht.

Mit ca. 51 Prozent befindet sich ein hoher Anteil des Waldes in privatem Besitz. 34 Prozent sind bundeseigener Wald und Wald der Anstalt Schleswig-Holsteinische Landesforsten (SHLF), 15 Prozent sind Körperschaftswald. 45 % der Waldfläche gehören privaten Forstbetrieben mit einer Größe bis 20 Hektar. Eine denkbar ungünstige Voraussetzung für die Bewirtschaftung des Waldes. Um die wirtschaftlichen Nachteile zu verringern, haben sich im gesamten Land forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse gebildet. Sie werden bei ihrer Tätigkeit fachlich und finanziell durch die Landwirtschaftskammer und das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume unterstützt.

Naturnaher Wald für Schleswig-Holstein

Das Land Schleswig-Holstein hat sich für alle Waldbesitzarten dem Leitbild der naturnahen Waldwirtschaft verpflichtet. Die Rahmenbedingungen hierfür sind in dem im Jahre 2007 durch das MLUR und dem Schleswig-Holsteinischen Waldbesitzerverband unterzeichneten „Programm zur Bewirtschaftung der schleswig-holsteinischen Wälder auf ökologischen Grundlagen“ festgehalten. Das Ziel sind vielfältige Wälder mit standortgerechten Baumarten und einer ausgewogenen Altersstruktur. Schleswig-Holstein ist aufgrund seines Klimas und seiner Böden ein Laubwaldland. Die Forstleute wählen daher für die Aufforstung bevorzugt heimische Laubhölzer aus.

Im Gegensatz zur traditionellen Bewirtschaftung des Waldes, bei der durch abschnittsweise Kahlschläge und anschließende Wiederaufforstung geschlossene Bestände gleichaltriger Bäume entstehen, setzt die naturnahe Waldwirtschaft auf die Entnahme der Bäume als einzelne Stämme und die natürliche Verjüngung. Die jungen Bäume können so im Schutz der älteren aufwachsen, es entstehen arten- und strukturreiche Biotope mit hoher Widerstandskraft gegen schädigende Insekten und Stürme. Totholz, das stehend und liegend im Wald verbleiben soll, ist Lebensgrundlage für Höhlenbrüter, Fledermäuse, Insekten, Pilze und viele andere. Die Wildbestände werden an die natürlichen Waldverhältnisse angepasst. Und: auf 5 Prozent der Fläche in den Wäldern der Anstalt Schleswig-Holsteinische Landesforsten (SHLF) darf sich der Wald ohne jegliche Nutzung entwickeln. Diese Naturwälder sind die Urwälder von morgen.

Naturnahe Waldwirtschaft: ökologisch und ökonomisch erfolgreich

Naturnahe Wälder erfüllen nicht nur ihre ökologischen Funktionen optimal. Die naturnahe Waldbewirtschaftung ist auf lange Sicht auch ökonomisch das erfolgreichere Modell. Denn die Holzproduktion wird effizienter, wenn sie sich die Selbstregulation des Waldes zunutze macht. Artenreiche Biotope können schädigende Insekten ohne chemische Keule in Schranken halten, und Wälder, die nicht durch Kahlschläge aufgerissen werden, sind weniger anfällig für Sturmschäden. Der ökologisch stabile Wald bietet den Forstleuten größere Betriebssicherheit.

Zertifizierung

Schleswig-Holstein war das erste Flächenland in Deutschland, dessen Landesforstverwaltung sich einem naturnahen Zertifizierungssystem angeschlossen hat, dem weltweit bedeutendsten des Forest Stewardship Council (FSC), dessen Name sich zu einem international anerkannten Gütesiegel entwickelt hat. Zusätzlich haben die Landesforsten, wie eine Reihe von privaten Waldbesitzern, das paneuropäische Forstzertifikat PEFC erhalten. Und so ist die Zertifizierung ein marktwirtschaftliches Instrument. Produzenten und Verarbeiter, die sich dem Zertifizierungsprozess unterziehen, setzen darauf, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihrer Kaufentscheidung das Kriterium der nachhaltigen Produktion berücksichtigen; mit ihrer Kaufentscheidung können sie Einfluss zugunsten der nachhaltigen Waldbewirtschaftung nehmen: die Entscheidung über den Erfolg der Zertifizierung wird an der Ladentheke getroffen.

Im Schutz der Wälder

Der Wald erfüllt eine Vielzahl bedeutender Funktionen, die der Gesellschaft insgesamt zugute kommen. Wälder sorgen für gute Luft - ein Hektar Wald kann bis zu 50 Tonnen Ruß und Staub aus der Atmosphäre filtern - , regulieren den Wasserhaushalt und verbessern die Grundwasserqualität, schaffen ein ausgeglichenes Klima, bieten Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Für Menschen, die Ruhe und Entspannung, Erholung oder sportlichen Ausgleich suchen, offeriert der Wald ein natürliches Wellness-Programm - kostenlos! Und diese vielfältigen Funktionen des Waldes werden durch wachsende Umweltbelastungen und durch die Folgen des Klimawandels immer stärker in unser Bewusstsein gerückt.

Der Wald der Anstalt Schleswig-Holsteinische Landesforsten (SHLF) hat besondere Gemeinwohlverpflichtungen: 4 Prozent (2.200 Hektar) der Fläche sind derzeit als Wasserschutzgebiete und Wasserschutzwälder ausgewiesen; in großen Teilen der Landesforsten hat der Naturschutz Vorrang vor der wirtschaftlichen Nutzung, 10 Prozent des öffentlichen Waldes sollen langfristig zu Naturwäldern werden, die sich ohne direkte menschliche Eingriffe entwickeln sollen; ein Viertel hat vorrangige Bedeutung für die Erholung und wird entsprechend bewirtschaftet, Umweltbildung wird groß geschrieben.

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