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Thema : Pflege

Tabuthema: Aggression und Demenz

Pflegende Angehörige kennen mitunter die Situation: Ohne ersichtlichen Grund reagieren demenzkranke Menschen plötzlich aggressiv oder vorwurfsvoll. Schaut man nach den Hintergründen, können manchmal Auseinandersetzungen vermieden werden. Der Blogbeitrag „Wenn Menschen mit Demenz gewalttätig werden – was tun?“ von Diplom-Pädagoge und Autor Udo Baer beinhaltet anschauliche Beispiele alltäglicher Konfliktsituationen und hilfreiche Tipps.

Letzte Aktualisierung: 20.08.2019

Eine ältere Dame sitzt im Bus

Im Laufe einer Demenzerkrankung kann es passieren, dass die Betroffenen ihr Verhalten ändern. Waren sie vor der Krankheit friedlich, geduldig und zurückhaltend, können sie sich plötzlich reizbar und zanksüchtig zeigen. Wodurch wird dieses Verhalten ausgelöst und wie sollte man als Pflegekraft oder Angehöriger damit umgehen? Selber mit aggressivem Verhalten zu reagieren, ist auf keinen Fall eine Lösung! Oft ist das aggressive Verhalten von Betroffenen ein Ventil, um andere, tiefgreifende Gefühle auszudrücken. Pflegende und andere Begleitende sollten die jeweiligen Handlungen und Äußerungen der dementen Person ernst nehmen und hinterfragen. Oder, wie Diplom-Pädagoge Udo Baer es nennt, erfassen Sie „den Subtext des Verhaltens“. Auf drei Faktoren sollte man dabei schauen:

  • Klang und Tonlage der Stimme, Art der Blicke, Gesten und Körperhaltung
  • mögliche Begebenheiten, die der aggressiven Handlung vorausgegangen sind – auch länger zurückliegende Ereignisse
  • die eigenen Gefühle, die durch die Handlungen oder Äußerungen hervorgerufen werden.

Die Erkenntnisse aus dieser Betrachtung sollten als Grundlage für Ihre Reaktion dienen.

Im Folgenden werden drei gängige Ursachen für Verhaltensänderungen und verschiedene Möglichkeiten, wie diese abgeschwächt oder vermieden werden können, vorgestellt.

Hilflosigkeit

Aggressives Verhalten bei Demenzerkrankten kann aus schlichter Hilflosigkeit resultieren. Diese tritt zum Beispiel bei Erinnerungsschwierigkeiten, Orientierungslosigkeit oder einem ausgeprägten Schamempfinden auf. Versuchen Sie, die eigentlichen Beweggründe der Person zu verstehen und darauf einzugehen, um sie beruhigen und die Situation entschärfen zu können.

Langfristig kann das Selbstvertrauen von Pflegebedürftigen häufig gestärkt werden, indem Sie sie regelmäßig loben und in ihren Handlungen bekräftigen.

Zu starke Erregung

Aufgrund ihrer grundlegenden Verunsicherung und häufigen Desorientierung sind demenzkranke Menschen einer permanenten Erregung ausgesetzt. Kommen nun weitere Reize oder Anforderungen dazu, kann die Überforderung in aggressives Verhalten umschlagen. Dann kann es helfen, die Reize zu reduzieren oder das Thema zu wechseln. Einfachheit und Klarheit sind für Betroffene von großer Bedeutung. Immer eine Sache zur Zeit behandeln ist besser als die Betroffenen vielen verschiedenen Reizen zugleich auszusetzen.

Überforderung durch Verwechslungen

Konflikte mit Demenzkranken können auch aufgrund von Verwechslungen entstehen oder der Tatsache, dass eigentlich bekannte Personen als Fremde wahrgenommen werden. Korrigieren Sie die Betroffenen nicht, auch wenn sie etwas sagen, was nicht der Realität entspricht. Nehmen Sie beispielsweise einfach nur zur Kenntnis, wenn sie sich mit Freunden treffen wollen, die längst verstorben sind. Wenn Sie selber nicht erkannt werden, sollten Sie nicht vorwurfsvoll reagieren oder die erkrankte Person davon überzeugen wollen, dass sie doch wisse, wer Sie sind. Geben Sie den Betroffenen stattdessen ausreichend Zeit, um sich zu sammeln.

Gewalt

Grundsätzlich sollte man nicht versuchen, pflegebedürftige Personen bei aggressiven Verhalten festzuhalten. Wenn Betroffene so wütend sind, dass sie um sich schlagen oder mit Sachen werfen, kann es sinnvoll sein, sie kurz allein zu lassen. Versuchen Sie auch in solchen Situationen Ruhe zu bewahren, ihre eigene Sicherheit allerdings nicht zu außer Acht zu lassen. Informieren Sie den behandelnden Arzt. Gemeinsam kann dann besprochen werden, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um eine Entlastung für alle Parteien zu schaffen. Wenn es allerdings öfter zu gewalttätigen Übergriffen kommt, ist der Punkt erreicht, an dem eine private Betreuung nicht mehr ausreicht. Dann muss professionelle Unterstützung geholt werden und die Einweisung in eine Einrichtung in Erwägung gezogen werden.

Weiterführende Informationen, Selbsthilfegruppen sowie offene Foren, in denen Betroffene sich austauschen können, finden Sie auf der Webseite der deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V.

Zur Webseite der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V.

Der Blogbeitrag „Wenn Menschen mit Demenz gewalttätig werden – was tun?“ von Diplom-Pädagoge und Autor Udo Baer beinhaltet anschauliche Beispiele alltäglicher Konfliktsituationen und hilfreiche Tipps.

Zum Blogbeitrag „Wenn Menschen mit Demenz gewalttätig werden – was tun?“

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