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Thema : Flurbereinigung

Pirschbachtal, Kreis Herzogtum Lauenburg

Vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren Pirschbachtal

Letzte Aktualisierung: 13.12.2018

auf einer naturnahen Wiese stehen einige Rinder.
Im vergangenen Jahrhundert hielten Möllner Familien im Pirschbachtal noch Tiere und versorgten sich daraus.

Ausgangslage

Das Pirschbachtal liegt im Gebiet der Stadt Mölln im Kreis Herzogtum Lauenburg und ist wesentlicher Bestandteil des Biotopverbundsystems. Der Pirschbach präsentiert sich als relativ naturnah verlaufendes Gewässer und mündet querbauwerksfrei in den Elbe-Lübeck-Kanal. Neben dem Kranich und Schwarzstorch hat sich auch noch der Fischotter in dem Gebiet angesiedelt. Die Tallandschaft umfasst ca. 120 ha. Das Gebiet liegt in einer Jungmoränenlandschaft und ist geprägt durch Fließgewässer, Quellen, Niedermoore und Laubwald. Eine Besonderheit im Tal war die Aufteilung der Eigentumsflächen in sehr kleine Parzellen. Sie waren im Besitz Möllner Familien, die diese Wiesenflächen noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts zur Kleintierhaltung und zur Selbstversorgung nutzten.

Mit Aufgabe dieser Nutzung wurden die Flächen an Landwirte verpachtet. Die zunehmende Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung und die Entwässerung führten zu einer Veränderung der ursprünglich vorhandenen kleinteiligen Struktur und der natürlichen Vielfalt an Lebensräumen. Auf Anregung der damaligen Naturschutzbeauftragten der Stadt Mölln übernahm das Land Schleswig-Holstein den Auftrag, das Pirschbachtal mit Hilfe eines Flurbereinigungsverfahrens als wertvollen Naturraum und offene Tallandschaft großflächig und dauerhaft zu sichern und zu entwickeln.

Ziele und Maßnahmen der Flurbereinigung und des Naturschutzes

Das vereinfachte Flurbereinigungsverfahren nach § 86 FlurbG wurde 1995 eingeleitet und hat heute eine Gesamtgröße von 345 ha. Die Einleitung erfolgte mit den Zielsetzungen:

  • das Pirschbachtal als offenen Raum zu erhalten und dauerhaft zu sichern,
  • wechselfeuchte bis nasse Grünlandökosysteme mit hoher Artenvielfalt und vielfältige naturnahe Strukturen (Fließgewässer, ungenutzte Säume u.a.) zu entwickeln,
  • Naturerlebnismöglichkeiten zu entwickeln.

Die Flächen wurden größtenteils in öffentliches Eigentum überführt. Alternativ wurden langjährige extensive Nutzungsverträge mit den Eigentümern geschlossen.

Durch den Ankauf und die Arrondierung der Flächen ist es gelungen, eine großflächige halboffene Weidelandschaft (ca. 41 ha) einzurichten. Neben der Wiederherstellung eines naturnahen Bodenwasserhaushaltes in der Talniederung und der Gewässerrenaturierung des Pirschbaches konnten auch Maßnahmen des Naturerlebens und der Besucherlenkung umgesetzt werden.

Zusammenarbeit Flurbereinigung / Naturschutz und Ergebnisse

Vom Flickenteppich zu größeren Einheiten: Kartendarstellung der vielfältigen Eigentumsflächen vor der Flurbereinigung durch unterschiedliche Farben und Signaturen je Eigentümer.
Pirschbachtal: Eigentumsstruktur vor der Flurbereinigung

Das Flurbereinigungsverfahren "Pirschbachtal" konnte Wege zur Akzeptanzsteigerung und zur erfolgreichen Umsetzung von Naturschutzzielen aufzeigen. In diesem Projekt wurde aufgrund der vielen unterschiedlichen Flächeneigentümer und der bereits in der Vergangenheit tätig gewordenen Institutionen eine projektbegleitende Arbeitsgruppe zur fachlichen Begleitung eingerichtet. Diese Zusammenarbeit hat sich sehr bewährt. Die Einbindung der Landwirtschaft in spätere extensive Pflegenutzungen ist für die Akzeptanz wichtig und integriert die Projekte auch für die Zukunft in der Örtlichkeit.

Vom Flickenteppich zu größeren Einheiten: Kartendarstellung der auf wenige Eigentümer reduzierten und zu größeren Einheiten zusammengefassten Flächen nach der Flurbereinigung durch unterschiedliche Farben und Signaturen je Eigentümer.
Pirschbachtal: Eigentumsstruktur nach der Flurbereinigung

Die Stiftung Herzogtum Lauenburg sowie BUND, NABU und WWF haben sich zwischenzeitlich zu einer "Projektgesellschaft Pirschbach" zusammengeschlossen mit dem Ziel, nach Abschluss des Flurbereinigungsverfahrens die nachhaltige naturschutzfachliche Pflege und Entwicklung der Tallandschaft weiter zu führen und zu gewährleisten. Die im Verfahren erworbenen Flächen werden über den Flurbereinigungsplan eigentumsrechtlich auf diese Naturschutzorganisationen übertragen. Diese Form der Trägerschaft ist ebenso wie die Beteiligungen aller Akteure vor Ort ein besonderes Erfolgsmodell des Flurbereinigungsverfahrens Pirschbachtal. Im Talraum wurden erfolgreich höhere Wasserstände zurückgewonnen. Mit Hilfe des Flurbereinigungsverfahrens wurde der Pirschbach so zum ersten Gewässer in Schleswig-Holstein, das von der Quelle bis zur Mündung die Entwicklung zum guten ökologischen Zustand im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie erfuhr. Das Verfahren zeigt, dass die Flurbereinigung durch Neuordnung des Grundbesitzes die Grundlage schaffen kann, dass Entwicklungsmaßnahmen des Naturschutzes und der Wasserwirtschaft unter Berücksichtigung agrarstruktureller Belange im Einvernehmen mit den Beteiligten erfolgreich realisiert werden können.

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