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Thema : Flurbereinigung

Obere Treenelandschaft, Kreis Schleswig-Flensburg

Vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren Obere Treenelandschaft

Letzte Aktualisierung: 13.12.2018

auf einer Hinweistafel im Vordergrund steht Treenetal, dahiner ist ein Bachlauf durch winterliche Wiesen zu sehen.
Die Feuchtwiesen im Treenetal bei Tarp sind teil einer abwechslungsreichen Region.

Ausgangslage

Auf halber Strecke zwischen Flensburg und Schleswig liegt im Kreis Schleswig–Flensburg die "Obere Treenelandschaft". Sie setzt sich aus Teilen der Gemeinden Sankelmark und Freienwill im Norden, Oeversee und Großsolt in der Mitte sowie Tarp und Sieverstedt im Süden zusammen und zählt zu den in Deutschland relativ gering verbreiteten, vor ca. 12.000 Jahren entstandenen Jungmoränen-Landschaften der Weichselvereisung. Die Gletschervorstöße und die beim Abtauen entstandenen Schmelzwasserrinnen haben ein abwechslungsreiches Relief aus mit Buchenmischwald bestandenen Hügeln, Flusstälern mit Trockenhängen und Dünen, Heiden und vermoorten Senken und Niederungen hinterlassen.

Maßnahmen des Naturschutzes

Im Rahmen des vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) beschlossenen Naturschutzgroßprojektes "Obere Treenelandschaft" soll die durch die bisherige Nutzung entstandene Untergliederung aufgelöst und eine weitläufige Landschaft mit fließenden Übergängen zwischen den verschiedenen landschaftstypischen Biotoptypen entwickelt werden. Zur Erhaltung und Förderung selten gewordener Arten- und Lebensgemeinschaften werden großflächige halboffene Weidelandschaften geschaffen, naturnahe Wälder entwickelt und ein naturnaher Bodenwasserhaushalt wiederhergestellt.

Das Kerngebiet umfasst rund 2.000 ha, von denen ca. 40 Prozent in landwirtschaftlicher Nutzung sind. Der Träger des Naturschutzgroßprojektes ist der Naturschutzverein "Obere Treenelandschaft e.V.", in Zusammenarbeit mit der privaten "Kurt und Erika Schrobach Stiftung". Der Förderzeitraum des im Jahre 2000 begonnenen Projektes war zunächst auf zehn Jahre angelegt und wurde in 2010 um zwei weitere Jahre verlängert. Das Projekt umfasste ein Finanzvolumen von rund 8 Mio. Euro, welches zu 75 Prozent vom Bund, zu 15 Prozent vom Land Schleswig-Holstein und zu zehn Prozent von der Schrobach-Stiftung getragen wurde. Die Mittel wurden für Flächensicherung, Biotopmaßnahmen, biologische und hydrologische Untersuchungen sowie zur Finanzierung von zwei Projektmanagerinnen eingesetzt. Bei den Biotop gestaltenden Maßnahmen handelt es sich insbesondere um Maßnahmen zum Waldumbau und zur Wiedervernässung, Entbuschung und Erstmahd, Initialmaßnahmen für die Gewässer- und Auenentwicklung und die Beseitigung von Wanderhindernissen in den Fließgewässern.

Maßnahmen der Flurbereinigung

Die Realisierung des Projektes war wesentlich vom Flächenerwerb bzw. -tausch abhängig, der wiederum nur durch eine umfassende Bodenordnung umgesetzt werden konnte. Daher wurde die Umsetzung des Naturschutzgroßprojektes durch ein vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren mit einer weiter gefassten Gebietsabgrenzung begleitet, das speziell die Flächenbereitstellung übernommen hat. Das vereinfachte Flurbereinigungsverfahren Obere Treenelandschaft wurde am 17. Mai 2001 mit einer Verfahrensfläche von rund 10.300 ha angeordnet. Der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft repräsentiert die betroffenen Gemeinden im Verfahrensgebiet. Es wurden rd. 600 ha über das Flurbereinigungsverfahren angekauft bzw. langfristig gepachtet und im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes für den Naturschutz zur Verfügung gestellt.

In einem zweiten Schritt konnten dann die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen durchgeführt werden. Die Pflege der Naturschutzflächen erfolgt durch örtlich ansässige Landwirte. Eine Vielzahl von kleineren und größeren Flächen in der Oberen Treenelandschaft wie Heiden, Trockenrasen, Moore und renaturierte Kiesgruben werden ganzjährig von einer Wanderschafherde gepflegt. Sie sorgen dafür, dass die Heideflächen nicht von jungen Birken überwuchert werden oder der Hang in der Kiesgrube Frörupsand offen bleibt. Die Herde setzt sich aus über 200 weißen gehörnten Heidschnucken (eine alte und bedrohte Haustierrasse), Ziegen und einem Esel zusammen. Gleichzeitig findet durch die Bewirtschafter eine Direktvermarktung der auf den Flächen erzeugten Produkte statt.

Zusammenarbeit Flurbereinigung / Naturschutz und Ergebnisse

Im Zusammenhang mit dem Naturschutzgroßprojekt gab es besonders bei den aktiven Landwirten in der Region Bedenken bezüglich der Flächenkonkurrenz, da der Bodenmarktes zum Zeitpunkt der Projektumsetzung schon sehr angespannt war. Der Flächenankauf für den Naturschutz ist über das Flurbereinigungsverfahren als neutrale Stelle unter Berücksichtigung agrarstruktureller Erfordernisse erfolgt, es wurden ausschließlich die marktüblichen Preise gezahlt. Die Verbindung von Naturschutzgroßprojekt und Flurbereinigung hat den Vorteil, dass die Belange aller Nutzer bestmöglich berücksichtigt werden können.

Positiv haben viele Landwirte geäußert, dass das Prinzip der Freiwilligkeit im Rahmen des Flächenerwerbs im Vordergrund stand. Die Landwirte der Region fühlten sich eingebunden und durch die Verbindung von Naturschutzgroßprojekt und Flurbereinigungsverfahren gelang eine agrarstrukturell akzeptierte Umsetzung des Projektes. Diese Verfahrensweise bot weiterhin die Möglichkeit, allgemeine Maßnahmen der Agrarstrukturverbesserung (z. B. Arrondierung von landwirtschaftlichen Nutzflächen), der Landentwicklung, der Dorfentwicklung, des Wegebaus und der Wasserwirtschaft in der Region durchzuführen.

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