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Thema : DiversityVielfalt der Verwaltung

Gute Beispiele aus der Praxis

Gutes Diversity-Management unterliegt stetigem Wandel. Es gibt kein Patentrezept, jeder Arbeitgeber muss seine ganz eigene Strategie entwickeln.

Letzte Aktualisierung: 02.05.2022

Zu Beginn stehen viele Fragen:

  • Wie kann die Verwaltung es beispielsweise schaffen, die schleswig-holsteinische Bevölkerungsstruktur in der Verwaltung widerzuspiegeln?
  • Wie erreichen wir eine möglichst hohe Gleichberechtigung und gleiche Repräsentation von Frauen und Männern?
  • Wie können wir einen bestmöglichen Bürgerservice auch für anderssprachige Menschen oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität garantieren?
  • Und wie schaffen wir es, dass sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, unabhängig von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion, Behinderung, Alter oder sexueller Identität, geschätzt und respektiert fühlen?

Dies sind nur vier exemplarische Fragen, die im Zusammenhang mit Diversity gestellt werden können. Um einen Eindruck zu vermitteln, welch unterschiedliche Ansätze die einzelnen Ressorts gewählt haben, werden nachfolgend einige Beispiele aus dem Alltag vorgestellt.

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Justizverwaltung

Zwei Männer und zwei Frauen stehen an einem Messestand. Im Vordergrund sind Tische mit Infomaterial.
Das Messeteam der Justizverwaltung auf der nordjob.

Die Justizverwaltung des Landes Schleswig-Holstein ist bestrebt, bereits bei den Auftritten ihrer Messeteams den Diversity-Gedanken umzusetzen. So besteht in der Justizverwaltung vielerorts ein erkennbarer Mangel an männlichen Bewerbern, da sich die verschiedenen Justizberufe zu beliebten Berufen für Frauen entwickelt haben. Die Justizverwaltung sieht sich somit der Herausforderung gegenüber, gezielt Männer für ihre Berufe zu gewinnen und hat daher die Anzahl die Anzahl der Männer im Messeteam des Oberlandesgerichts deutlich erhöht. Dies soll eine gezielte Ansprache potenzieller männlicher Bewerber erleichtern.

Vielfältige Messeteams

Um weiterhin den Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in der Verwaltung zu erhöhen und sich auch für Menschen mit Behinderung als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, wird darauf Wert gelegt, für die Messeteams ebenfalls Teammitglieder mit Migrationshintergrund oder Behinderung zu gewinnen.

Justizvollzug

Verschränkte Arme eines Justizbeamten
Viele Beschäftigte des Justizvollzugs nutzen die Angebote zur Stärkung der interkulturellen Kompetenz.

Die Beschäftigten des Justizvollzugs haben täglich mit Personen verschiedener Nationalitäten zu tun. Schwerpunkt der Diversity-Arbeit ist daher die Stärkung der interkulturellen Kompetenz und der Sprachkompetenzen der Justizvollzugsbediensteten. In Kompaktseminaren zu einzelnen Länderschwerpunkten, wie zum Beispiel Bulgarien, Rumänien, Syrien, Afghanistan oder den nordafrikanischen Mittelmeerstaaten, werden den Mitarbeitern unterschiedliche kulturelle Hintergründe, Wertvorstellungen sowie daraus resultierende Verhaltens- und Kommunikationsmuster vermittelt, um die tägliche Arbeit und den angemessenen Umgang mit Gefangenen anderer Kulturen zu erleichtern.

Diversity-Arbeit trägt zu Wertschätzung bei

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sprachkompetenz. Bedienstete des Justizvollzuges können sich seit nunmehr 14 Jahren in zweitägigen Seminaren für den Arbeitsalltag grundlegende Kenntnisse anderer Sprachen wie Englisch, Spanisch, Türkisch oder Serbisch aneignen oder auf Dauer angelegte, berufsbegleitende Sprachkurse besuchen, die kostenfrei angeboten werden. Viele Bedienstete, die an den langfristigen Kursen teilgenommen haben, können inzwischen fundierte und sichere Sprachkenntnisse vorweisen. Das Kursangebot hat neben der reinen Vermittlung von Sprachkenntnissen auch weitere positive Effekte. Das Interesse der Bediensteten, sich in der neu erlernten Fremdsprache im Gespräch mit den Gefangenen auszuprobieren und mehr über das Herkunftsland und die Kultur zu erfahren, trägt maßgeblich zu einer Atmosphäre von Wertschätzung und Respekt in allen Vollzugsabteilungen bei.

Bildungsministerium

Zwei Mädchen und zwei Jungen stehen mit dem Rücken an eine Schultafel gelehnt und schauen in die Kamera.
Auf verschiedene Weise geht das Bildungsministerium das Thema Diversity an.

(Foto: © yanlev / Fotolia)

Das Bildungsministerium geht das Thema Diversity auf verschiedensten Ebenen an. Neben Bemühungen mehr ausländische Lehrkräfte für den Schuldienst zu gewinnen, unterstützt es engagierte Schüler mit Migrationshintergrund bei ihrem Einstieg ins Berufsleben und versucht Oberstufenschüler für den Lehrerberuf zu begeistern.

Gewinnung ausländischer Lehrkräfte für den Schuldienst

Zum Februar 2017 wurde die Landesverordnung zur Gleichstellung von Lehrerqualifikationen aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union neugefasst und der Anspruch auf Anerkennung internationaler Lehramtsqualifikationen über die EU-Grenzen hinaus auf alle Länder ausgedehnt. Die Neufassung sieht darüber hinaus vor, selbst bei nur einem studierten Fach eine Anerkennung auszusprechen, die eine Beschäftigung im Schuldienst des Landes Schleswig-Holstein ermöglichen kann. Im Gegensatz zu Deutschland basiert die Lehramtsausbildung in vielen Ländern auf nur einem Fach. Damit können nun mehr ausländische Lehrkräfte für den schleswig-holsteinischen Schuldienst gewonnen werden. Im Ländervergleich zeigt sich, dass eine solche Ausweitung der Regelungen zur besseren Integration von Lehrpersonal aus der ganzen Welt keine Selbstverständlichkeit darstellt. Sie ist ein wichtiger Schritt hin zu einem von kultureller Vielfalt geprägtem Schulwesen.

Jungen Migranten den Einstieg in das Berufsleben erleichtern

Im Jahr 2002 wurde das "Start-Stipendienprogramm" für Schüler mit Migrationshintergrund von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung ins Leben gerufen. Seit 2007 wird das Projekt von der "Start-Stiftung" weitergeführt. Seit zwölf Jahren beteiligt sich Schleswig-Holstein an dem Programm, das sich inzwischen fest in 14 Bundesländern etabliert hat. Das Stipendienprogramm begleitet engagierte Jugendliche mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg zu einem Schulabschluss und fördert ihr gesellschaftliches Engagement, um ihnen den späteren Einstieg in das Berufsleben zu erleichtern. Die Anzahl der Bewerbungen ist hoch, auf jeden freien Stipendienplatz gab es in den vergangenen Jahren etwa sechs bis acht Bewerbungen. 34 Stipendiatinnen und Stipendiaten nahmen im Schuljahr 2016/17 an dem Programm teil. Für das Schuljahr 2017/18 ist die Zahl auf 40 erhöht worden: 19 Mädchen und 21 Jungen haben ein Stipendium bekommen. Auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis wird seit Beginn der Stipendienvergabe geachtet. Dabei kooperiert die "Start-Stiftung" mit dem Bildungsministerium: Während die Unterstützung aller Stipendiaten mittels Bildungsgeld und -programm durch die "Start-Stiftung" erfolgt, ist das Bildungsministerium für die Betreuung im Bundesland und das regionale Bildungsprogramm verantwortlich.

Mehr Lehrer mit Migrationshintergrund gesucht

Seit 2008 gibt es das Studienorientierungsangebot "Schülercampus" der ZEIT-Stiftung. Ziel ist es, Oberstufenschüler mit Migrationshintergrund für den Lehrerberuf zu begeistern, um langfristig den Anteil von Lehrkräften mit Migrationshintergrund an den Schulen des Landes zu erhöhen. Im Rahmen des Schülercampus werden Einblicke in das Lehramtsstudium, dessen Verlauf, die Vielfalt des Berufsfeldes (Schularten, Fächer und pädagogische Themen) und die Chancen des Lehrerberufs gegeben. Die Schüler werden umfangreich informiert, hospitieren in Schulen und diskutieren mit verschiedenen Experten die Erfordernisse des Berufs. In Schleswig-Holstein wurde dieses Projekt erstmals 2013 in Kiel und Flensburg mit Schülern im Alter von 16 bis 21 Jahren realisiert. Seit 2016 wird der Schülercampus in Kooperation zwischen dem Landesinstitut für Lehrerbildung Hamburg und dem schleswig-holsteinischem Bildungsministerium weiterentwickelt und umgesetzt. Jährlich nutzen gut 30 Schüler dieses Angebot. Die weitere Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein ist bis zum Schuljahr 2020/21 über einen Kooperationsvertrag fest vereinbart.

Landesbetrieb für Küstenschutz

Ein junger Mann in grüner Arbeitskleidung trägt zwei große Bündel Äste unter beiden Armen. Im Hintergrund steht eine Baumaschine.
Ein Mitarbeiter des Landesbetriebs Küstenschutz bei der Arbeit.

Aufgrund seines Standortes an der Westküste Schleswig-Holsteins mit Hauptsitz in Husum ergibt sich für den Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) eine besondere Situation "regionaler Diversität". In dieser stark niederdeutsch und friesisch geprägten Region treffen täglich Menschen unterschiedlicher Sprachen und insbesondere auch unterschiedlicher kultureller Hintergründe aufeinander. Da der Erfolg der Arbeit des LKN, z.B. im Bereich des Küstenschutzes, auch von der Kooperation mit der ortsansässigen Bevölkerung abhängt, stellt der Landesbetrieb besondere Anforderungen an die interkulturelle Kompetenz seiner Mitarbeiter.

Besonderes Geschick ist in Verhandlungssituationen gefragt, die aufgrund der besonderen Gesprächskultur für "Außenstehende" recht ungewöhnlich anmuten können. Wo es erforderlich ist, werden daher neue Mitarbeiter von erfahrenen Kollegen an die kulturellen Besonderheiten der ortsansässigen Bevölkerung herangeführt. Wer fließend "Platt snackt", kann seine Sprachkenntnisse hier oft gewinnbringend anwenden und wird hierzu auch motiviert.

Kommunikation auf Friesisch

Der LKN trägt weiterhin dafür Sorge, dem Anspruch von Bürgern aus dem Gesetz zur Förderung des Friesischen im öffentlichen Raum gerecht zu werden. Danach ist sicherzustellen, das mit mit dem LKN auch in friesischer Sprache kommuniziert werden kann. Hierzu erfolgt auch eine zweisprachige Beschilderung an und in der Behörde.

Inklusion

Rollstuhlfahrer arbeitet im Büro am Computer.
Mann im Rollstuhl bei der Arbeit.

Die Landesregierung bekennt sich zur Inklusion, als wichtiger Bestandteil einer vielfältigen Verwaltung. Die Landesregierung strebt ein Land des Miteinanders an, in dem Menschen mit und ohne Behinderungen ganz selbstverständlich ohne Ausgrenzung zusammen lernen, leben und arbeiten. An dieser Idee wird bereits seit vielen Jahren die Weiterentwicklung der Politik für Menschen mit Behinderung ausgerichtet.

Landesaktionsplan verabschiedet

Ein wichtiger Meilenstein hierfür ist die Verabschiedung des "Landesaktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Land Schleswig-Holstein" im Januar 2017. Mit seiner Hilfe soll die Umsetzung der am 26. März 2009 in Deutschland in Kraft getretenen UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), weiter vorangetrieben werden. Vor der Verabschiedung des Landesaktionsplans wurde der Entwurf der Öffentlichkeit vorgestellt und in mehreren Dialogforen ausgiebig diskutiert. Kritik, Stellungnahmen, Anregungen und Diskussionsbeiträge von Bürgern, Experten in eigener Sache und Vertretern von Interessenverbänden, Vereinen und Institutionen wurden in der Schlussfassung berücksichtigt.

Zehn Handlungsfelder

Ziel des Aktionsplans ist es, die Anliegen von Menschen mit Behinderungen als Selbstverständlichkeit in allen Bereichen politischen Handelns zu begreifen und im Sinne einer dauerhaft zu erfüllenden Verpflichtung zu berücksichtigen (disability mainstreaming). Hierfür hat sich die Landesregierung auf zehn Handlungsfelder verständigt, die für die Lebenswirklichkeit von Menschen mit Behinderungen zentrale Bedeutung haben und die wesentlichen Inhalte der UN-BRK repräsentieren. Dem Handlungsfeld 1, der "Bewusstseinsbildung", kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, denn sie wirkt besonders stark auch in die Landesverwaltung hinein.

Bewusstseinswandel

Der Erfolg von Inklusion hängt maßgeblich von dem Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Behinderungen ab. Die Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landes beginnt bereits in der Ausbildung. Durch gezielte Fortbildungen sollen die Kompetenzen aller Beschäftigten im tatsächlichen und rechtlichen Umgang mit Menschen mit Behinderungen weiterentwickelt werden. Insbesondere Vorgesetzte sowie Dienststellen- und Amtsleitungen sollen dafür sensibilisiert werden, zur Wertschätzung der Belange von Menschen mit Behinderungen beizutragen und diese weiterzuvermitteln.

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