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Thema : Artenschutz

Meeressäuger

In Schleswig-Holstein sind drei Meeressäugerarten heimisch: Schweinswale, Seehunde und Kegelrobben.

Letzte Aktualisierung: 26.10.2023

Seehunde

Seehunde sind in den Anhängen II und V der FFH-Richtlinie aufgeführt. Ausweislich der nationalen Roten Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands ist die Population in Deutschland nicht gefährdet.
Für den Seehund besteht im Rahmen der Bonner Konvention ein gemeinsames Schutzabkommen auf regionaler Ebene für das Gebiet des Wattenmeeres zwischen Deutschland, Dänemark und den Niederlanden.
Seehunde unterliegen dem Jagdrecht, sind jedoch ganzjährig geschont.

Kegelrobben

Kegelrobben sind ebenfalls in Anhang II und V der FFH-Richtlinie gelistet. In der nationalen Roten Liste sind Kegelrobben in der Kategorie 2 und damit als stark gefährdet eingestuft.
Gemäß § 1 BArtSchVO handelt es sich bei Kegelrobben um eine besonders geschützte Art. Für sie gilt daher u.a. das Verbot des Fangens oder der Entnahme aus der Natur sowie das Besitzverbot gem. § 44 BNatSchG.

Robbenmanagement

Für Seehunde und Kegelrobben in Not sind in Schleswig-Holstein die amtlich bestellten Jagdaufseherinnen und Jagdaufseher (sog. Seehundjägerinnen und Seehundjäger) zuständig. Sie können über den Notruf 110 angefordert werden, wenn Robben in Notsituationen aufgefunden werden. Sie prüfen und entscheiden dann gegebenenfalls unter Hinzuziehung fachlicher Expertise vor Ort, ob ihr Eingreifen erforderlich ist. Sie sind für eine solche Entscheidung gezielt vom Land ausgebildet und erkennen, ob ein Tier nur Ruhe braucht, um sich erholen zu können, ob das Tier aus seinem Lebensraum vorübergehend zu entnehmen ist, um es in der Seehundstation Friedrichskoog1 zu rehabilitieren und später wieder auswildern zu können, oder ob es durch eine Nottötung vor unnötigem Leid bewahrt werden muss. Ihre Arbeit richtet sich nach den Grundsatzpapieren zur Rehabilitation sowie zum Transport von Robben in Schleswig-Holstein. 

Rehabilitation von Robben in Schleswig-Holstein - Grundsätze des Robbenmanagements (PDF, 218KB, Datei ist barrierefrei)

Transport von wildlebenden Robben - Empfehlungen des Runden Tischs Robbenmanagement Schleswig-Holstein (PDF, 1MB, Datei ist barrierefrei)

1 Die Seehundstation Friedrichskoog ist derzeit die einzige vom Land autorisierte Station zur Rehabilitation von Robben. Eine Haltung von Robben ist nur in Stationen möglich, die die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, entsprechend genehmigt und vom Land Schleswig-Holstein anerkannt sind. 

Schweinswale

Schweinswale sind in den Anhängen II und IV der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie gelistet. Gemäß § 1 Bundes-Artenschutzverordnung handelt es sich um eine streng geschützte Art. Sie sind weiterhin geschützt gemäß der Bonner Konvention und dem Kleinwalschutzabkommen ASCOBANS. Gemäß der IUCN (INTERNATIONAL UNION FOR CONSERVATION OF NATURE and Natural Resources) ist die Population der zentralen Ostsee "vom Aussterben bedroht", es leben dort laut aktuellen Schätzungen des SAMBAH-Endberichts aus 2016 zwischen 80 und 1100 Tiere.  In der deutschen Ostsee leben laut aktuellen Schätzungen zwischen 2.600 und 5.300 (Nachtsheim et al. 2019) und in der deutschen Nordsee zwischen 13.250 und 27.000 Schweinswale (Nachtsheim et al. 2019).

Bestandsentwicklung
Aktuelle Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Schweinswalbestände der deutschen Nordsee langfristig abnehmen, insbesondere in Kerngebiete wie beispielsweise dem FFH-Gebiet Sylter Außenriff. Die unterliegenden Kausalzusammenhänge für diese Beobachtungen können im Moment aufgrund fehlender Daten nur spekulativ behandelt werden und sind mit hoher Wahrscheinlichkeit vielfältig.

Altersstruktur und Geschlechtsreife
Weibliche Schweinswale in der deutschen Nord- und Ostsee werden im Alter von etwa 5 Jahren geschlechtsreif. Insbesondere in der Ostsee versterben jedoch viele junge, weibliche Schweinswale bevor sie die Geschlechtsreife erreichen (im Schnitt nach ca. 3.5 Jahren). Auch Schweinswale in der Nordsee sterben im Schnitt mit knapp 6 Jahren, so dass wenig Zeit für eine erfolgreiche Reproduktion bleibt (Kesselring et al. 2017).

Für Schweinswale gelten die Schutzvorschriften des § 44 BNatSchG.

Berichte/Monitoring

Für einen effektiven Schutz der Meeressäuger ist zunächst eine umfassende Datengrundlage erforderlich. Das Bundesamt für Naturschutz erfasst die Bestände der Meeressäuger in der Ausschließlichen Wirtschaftszone, die Bundesländer sind für eine Erfassung im jeweiligen Küstenmeer zuständig. Genaue Bestandszahlen sind bei Schweinswalen aufgrund deren Lebensweise schwierig zu ermitteln. Tiefer tauchende Tiere können visuell nicht erfasst werden, darüber hinaus können aufgrund der hohen Mobilität der Tiere im Rahmen von Zählungen per Flugzeug nur die zum Zeitpunkt der Überfliegung sich aktuell im Gebiet aufhaltenden Tiere erfasst werden. Die Gesamtzahl der in deutschen Gewässern lebenden Schweinswale wird anhand dieser Zählungen mithilfe von komplizierten Berechnungen geschätzt.

Bei Seehund und Kegelrobbe werden die zum Zeitpunkt der Erfassung an Land liegenden Tiere gezählt und die Gesamtbestandszahlen ebenfalls hochgerechnet. Es handelt sich dabei um ein umfangreich abgestimmtes und langjährig erprobtes Verfahren zur Schätzung der Bestände.

Neben Zahlen zu den Bestandsgrößen sind weiterhin Daten zu dem Gesundheitszustand und der Biologie der Meeressäugerbestände erforderlich, um an ihrem Schutz arbeiten zu können.

Auch Sie können einen wertvollen Beitrag für das Monitoring von Meeressäugern leisten und Ihre Sichtungen an folgenden Stellen melden:

Berichte

Seehundbericht

Der an der gesamten Nordseeküste verbreitete Seehund gilt als eine Leittierart in Schleswig-Holstein. Obwohl er gemäß §2 Bundesjagdgesetz als jagdbare Wildart eingestuft wird, darf er in Schleswig-Holstein nicht bejagt werden. Wasserverschmutzung und Krankheiten setzen der Seehundpopulation regelmäßig zu. Aufgrund seiner besonderen Bedeutung für das Land Schleswig-Holstein werden daher im Rahmen der Förderung aus der Jagdabgabe regelmäßige Zuwendungen an Forschungseinrichtungen zur Untersuchung des Gesundheitszustandes oder zur Habitatnutzung der Seehunde gewährt.

Untersuchungen zum Gesundheitszustand von Seehunden in Schleswig-Holstein im Jahr 2015  (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Untersuchungen zum Gesundheitszustand von Seehunden in Schleswig-Holstein im Jahr 2016  (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Untersuchungen zum Gesundheitszustand von Seehunden in Schleswig-Holstein im Jahr 2017  (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Untersuchungen zum Gesundheitszustand von Seehunden in Schleswig-Holstein im Jahr 2018 (PDF, 3MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Untersuchungen zum Gesundheitszustand von Seehunden in Schleswig-Holstein im Jahr 2019 (PDF, 6MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Untersuchungen zum Gesundheitszustand von Seehunden in Schleswig-Holstein im Jahr 2020 (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Untersuchungen zum Gesundheitszustand von Seehunden in Schleswig-Holstein im Jahr 2021 (PDF, 3MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Untersuchungen zum Gesundheitszustand von Seehunden in Schleswig-Holstein im Jahr 2022 (PDF, 712KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Totfundmonitoring Kleinwale und Kegelrobbe

Das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur vergibt Forschungsprojekte z. B. an das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) in Büsum. Das ITAW untersucht jährlich die an den Küsten tot aufgefundenen Kleinwale und Kegelrobben. Im Rahmen des Totfundmonitorings können je nach Erhaltungszustand der Totfunde wichtige Daten zu der Alters- und Geschlechterzusammensetzung, den Todesursachen, dem Gesundheitszustand und den natürlichen sowie die durch Menschen verursachten Gefahren für diese Arten erhoben werden. Die Ergebnisse werden in den anliegenden Berichten zusammengefasst.

Totfundmonitoring von Kleinwalen und Kegelrobben in Schleswig-Holstein 2017 (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Totfundmonitoring von Kleinwalen und Kegelrobben in Schleswig-Holstein 2018 (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Totfundmonitoring von Kleinwalen und Kegelrobben in Schleswig-Holstein 2019 (PDF, 4MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Totfundmonitoring von Kleinwalen und Kegelrobben in Schleswig-Holstein 2020 (PDF, 4MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Totfundmonitoring von Kleinwalen und Kegelrobben in Schleswig-Holstein 2021 (PDF, 4MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Totfundmonitoring von Kleinwalen und Kegelrobben in Schleswig-Holstein 2022 (PDF, 5MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Untersuchung der Schadstoffbelastung und Gehörschädigungen von Schweinswalen aus der schleswig-holsteinischen Nord- und Ostsee

Die Auswirkungen von Unterwasserlärm und chemischer Verschmutzung auf Meeressäuger geben zunehmend Anlass zur Sorge. Um dieses Problem bei Schweinswalen aus Schleswig-Holstein zu untersuchen, wurde eine Pilotstudie mit einer begrenzten Anzahl von Proben mit folgenden Zielen durchgeführt: 1) Analyse der Konzentration von Schwermetallen (z.B. Quecksilber, Hg) und ausgewählten persistenten organischen Schadstoffen (POPs) in Fett- und Lebergewebe von Schweinswalen verschiedener Altersklassen aus der Nord- und Ostsee, um die Auswirkungen der chemischen Verschmutzung in verschiedenen Regionen zu bewerten, 2) Analyse der Ohren von frisch gestrandeten oder beigefangenen Schweinswalen, zur Bewertung der Prävalenz von Hörverlusten, und 3) Einordnung der wichtigsten Ergebnisse dieser Studie in den Kontext der systemischen Pathologie und weiterer diagnostizierter Befunde. Die Ergebnisse der Studie werden dazu beitragen, die Einschätzung der anthropogenen Effekte auf Schweinswale zu verbessern und die Entwicklung und Bewertung entsprechender Indikatoren in der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) sowie von OSPAR und HELCOM zu unterstützen.

Untersuchung der Schadstoffbelastung und Gehörschädigungen von Schweinswalen aus der schleswig-holsteinischen Nord- und Ostsee 2021 (PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Untersuchung der Schadstoffbelastung und Gehörschädigungen von Schweinswalen aus der schleswig-holsteinischen Nord- und Ostsee 2022 (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Untersuchungen des Gehörapparates von beigefangenen Schweinswalen aus der Ostsee, Bericht der Stiftung Tierärztlichen Hochschule Hannover an das Ostsee-Info-Center Eckernförde

Im Jahr 2019 erschien erstmals ein Bericht zu Untersuchungen des Gehörapparates von beigefangenen Schweinswalen aus den Jahren 2016 - 2019. Vorschädigungen des Gehörapparates durch akustische, pharmazeutische oder chemische Einflüsse, Krankheiten, Verletzungen oder degenerative Prozesse haben einen Einfluss auf die Überlebensfähigkeit von Schweinswalen. Die reduzierte Orientierungsmöglichkeit durch solche Einflüsse kann auch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, als Beifang zu verenden. 

Untersuchungen des Gehörapparates von beigefangenen Schweinswalen aus der Ostsee (PDF, 4MB, Datei ist nicht barrierefrei)

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