KIEL. Die Wolfsbetreuer in Schleswig-Holstein starten ein neues Fotofallenprojekt, um mehr Kenntnisse über Wölfe im Land zu gewinnen und besser informieren zu können. Dazu sollen in den kommenden Monaten 114 Wildkameras oder Fotofallen aufgestellt werden. Der Datenschutz wurde dabei berücksichtigt und mit dem Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) im Rahmen abgestimmt. Dies teilte das Umweltministerium heute (26. Februar 2016) mit.
"Die Debatte über Wölfe in Schleswig-Holstein wurde und wird intensiv geführt. Wir wollen mit dem Projekt möglichst umfangreiche Informationen über Wölfe im Lande erhalten, um die Öffentlichkeit mit Hilfe der Daten breit informieren zu können. Mit Kameras in Wäldern ist aber aus Datenschutzgründen sehr sensibel umzugehen – in der Natur sollen sich die Menschen ja frei bewegen können. Deshalb haben wir gemeinsam mit dem ULD Leitlinien erarbeitet, die vollumfänglich berücksichtigt werden
", sagte Staatssekretärin Silke Schneider. Sie bedankte sich zugleich bei den ehrenamtlichen Wolfsbetreuern für ihr großes Engagement: "Es ist vorbildlich, mit wie viel Herz und Sachverstand sie dabei sind.
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Die Idee für das Wildkamera-Projekt kommt von den rund 70 ehrenamtlichen Wolfsbetreuern. Ziel ist es, dem gestiegenen Informationsbedürfnis gerecht zu werden. So äußerten vor allem die Halterinnen und Halter kleiner Nutztiere – insbesondere von Schafen – den Wunsch, zeitnah über das Auftreten von Wölfen in den verschiedenen Regionen des Landes informiert zu werden. Darüber hinaus sind auch die Berichtspflichten gegenüber der EU zur Entwicklung der Wolfsvorkommen im Lande gestiegen.
Um dem gerecht zu werden, entstand im Kreise der Wolfsbetreuer die Idee, nicht nur anhand eines sogenannten passiven Monitorings (z.B. Nachweise im Rahmen von Nutztierrissen, Kotproben usw.) Daten zur Besiedlung Schleswig-Holsteins durch den Wolf zu erarbeiten, sondern auch aktiv entsprechende Informationen zu gewinnen. Aufgrund der besonderen Mobilität des Wolfes und seiner speziellen Lebensweise eignen sich hierzu vor allem Wildkameras oder Fotofallen, die automatisch Fotos machen, wenn Tiere in den Bereich eines Sensors der Kamera gelangen.
Zur Umsetzung dieses Vorhabens stellten die Wolfsbetreuer in Zusammenarbeit mit der Stiftung Natur im Norden bei "Bingo! – die Umweltlotterie" einen Antrag zur Beschaffung von Fotofallen der neuesten Generation. Damit die angeschafften Fotofallen möglichst effizient eingesetzt werden können, wurden die teilnehmenden Wolfsbetreuer im Februar diesen Jahres im Rahmen einer speziellen Schulung mit dem Umgang und der Aufstellung der Geräte vertraut gemacht.
Gemeinsam mit dem ULD wurden zu den datenschutzrechtlichen Fragen Leitlinien entwickelt, die einen rechtskonformen Einsatz der Fotokameras ermöglichen und den Rechten der Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf den Datenschutz umfänglich Rechnung tragen
- Alle Fotofallen sollen so aufgehängt werden, dass eine Erfassung personenbezogener Daten vermieden wird. Fotofallen sollen bevorzugt in nicht-öffentlichen Bereichen aufgehängt werden, die nicht betreten werden dürfen (z.B. in Naturschutzgebieten oder an Querungshilfen wie Grünbrücken).
- Da Wölfe bevorzugt nachts unterwegs sind, sollen die Fotofallen so eingestellt werden, dass Fotos möglichst nur nachts aufgenommen werden.
- Im unmittelbaren Umfeld aller Fotofallen werden gut sichtbar Warnschilder angebracht, die vor den Kameras warnen. Alle Fotofallen und ihre Gehäuse sind mit dem Landeslogo, einer individueller Nummer, einer Kontakt-Telefonnummer und dem Einsatzzweck ("Wildtiermonitoring") beschriftet.
- Alle Fotofallenstandorte werden auf der für jedermann zugänglichen Website www.wildkamera-sh.de lagegenau bekannt gegeben.
- Die interessantesten Ergebnisse der Fotofallen und alle Wolfsbilder – soweit sie den Schutz des Wolfes nicht gefährden – werden zeitnah auf der oben genannten Website online gestellt.
- Bilder von Personen, die trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch noch erfasst werden, werden beim Auslesen der Speicherkarten sofort endgültig gelöscht.
Das ULD hat dem Projekt der Wolfsbetreuer mit dieser Verfahrensweise einen vorbildlichen Umgang mit Fotofallen bescheinigt. Es wurde mit dem ULD verabredet, regelmäßig über die gemachten Erfahrungen zu berichten und das oben genannte Prozedere gegebenenfalls anzupassen. Sollten einzelne Fotofallen trotz aller Bemühungen doch einmal als störend empfunden werden, wird gebeten, dies über die Wolfshotline des Landes (0151-40146585) mitzuteilen.
Hintergrund
Nach dem ersten Auftreten eines freilebenden Wolfes im Jahr 2007 wurden bis zum Jahr 2014 nur wenige Nachweise in Schleswig-Holstein bekannt. Auch Zwischenfälle mit Wölfen – insbesondere Übergriffe auf Nutztiere – wurden nur vereinzelt registriert.
Danach wurden – eingehend mit der zunehmend positiven Populationsentwicklung in ganz Deutschland – häufiger Wölfe und vor allem auch Übergriffe auf Nutztiertiere registriert, so dass sich das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium (MELUR) entschloss, das bis dahin überwiegend von externen Kräften durchgeführte Wolfsmanagement enger an die vorhandenen behördlichen Einrichtungen anzubinden und das schleswig-holsteinische Wolfsmonitoring an die veränderten Bedingungen anzupassen. Neben der Erhöhung personeller Kapazitäten im Rahmen von Management und Monitoring des Wolfs wurde insbesondere auch die Anzahl der in Schleswig-Holstein zur Verfügung stehenden Wolfsbetreuer von bis dahin etwa vierzig auf etwa siebzig erhöht. Die Wolfsbetreuer sind im Rahmen der Erledigung ihrer Aufgaben Beauftragte des MELUR und dafür mit gewissen Rechten ausgestattet. Bei den Wolfsbetreuern handelt es sich zwar um ehrenamtliche tätige Fachleute, sie verfügen aber entweder aufgrund ihrer beruflichen Erfahrungen oder ihres persönlichen Werdegangs in der Regel über ein großes Wissen in Bezug auf den Umgang und das Monitoring heimischer Wildtiere.
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